Porträt

laut.de-Biographie

Kimberose

Frankreich steht für Chanson statt für Soul. Ausnahmen wie Ayo widerlegten das bereits ein bisschen. Doch Kimberose ließe sich nun gar als französische Amy Winehouse bezeichnen.

Der Name Kimberose steht sowohl für die Sängerin Kimberly Rose Kitson Mills als auch für ihr Trio. So wenig französisch sich der Vorname Kimberly anhört, so international ist er auch: Die junge Dame hat ghanaischen Migrationshintergrund, wächst erst in England auf. Vielleicht erklärt sich aus ihrer Rolle als 'Fremde' in Frankreich ein Teil ihrer Schüchternheit. Ihre Jugend verbringt sie in Chantilly, etwa eine halbe Autostunde nördlich des Pariser Speckgürtels. Ihre afrikanische Mutter hatte einen Engländer geheiratet, so dass Kimberly mit Englisch als Muttersprache aufwächst. Wer Frankreich kennt, weiß, wie exotisch es sich anfühlt, Englisch als erste Sprache im Land der stolzen Frankophonie zu benutzen.

Die bi-linguale Jazz-Liebhaberin kommt 1991 zur Welt. Als sie im Teenie-Alter ihren Musikgeschmack findet, kann man Amy Winehouse gerade als Weltstar bezeichnen. Amy zieht ihr 50er-Jahre-Retro-Ding durch. Kimberly zieht es noch weiter zurück: Die 40er Jahre, Billie Holiday und Nina Simone, entwickeln sich zu "ihrem Ding".

Musik hört sie eher so, wie andere Menschen, die Nicht-Musiker sind, eben privat Musik hören. Na gut, wenn man davon absieht, dass sie sich regelmäßig mit einer Haarbürste vor den Spiegel stellt, die Bürste wie ein Mikrofon hält und dort hinein singt. Stundenlang.

Ihr Berufsziel dagegen lautet: Kriminologin. Sie schreibt sich für ein Studium der Psychologie ein. "Aber ich habe schnell verstanden, dass ich für so eine Branche zu emotional bin." Auch noch im Umfeld der sozialen Berufe bewegt sie sich beim zweiten Ausbildungsversuch: als Krankenschwester.

Ihr Studienkollege Anthony, um einiges älter, geboren 1981, spielt nebenbei professionell Gitarre. Er lockt die fotogene, gleichwohl verschlossene und unsichere Kimberly in seine WG. Seine Wohngemeinschaft zeichnet sich durch Musikalität aus. Dort wohnt auch ein Pianist namens Alexandre Delange. Doch darauf kommen sie bei den ersten Treffen anno 2009 noch nicht zu sprechen. In jenem Jahr stirbt Kimberlys Vater, dem sie später den Song "George" widmet.

Im Flow des Musizierens der beiden Jungs ergibt es sich erst Jahre später bei einem Ausflug in die Normandie, dass Kimberly ohne große Absprache oder Ambition zu singen beginnt. Alexandre erinnert sich an die ersten Momente, in denen er von ihrem akzentfreien Englisch – in Frankreich äußerst rar – sofort geflasht war. Die beiden jungen Herren beeindruckt aber noch etwas anderes: Wenn die angehende Krankenpflegerin in der WG-Küche zu singen anfängt, fällt ihre Schüchternheit von ihr ab.

Auch mit ihrer Soul-Stimme und Ausdrucksstärke rechnet keiner. Ihre Freunde drängen die schöne Unbekannte ins Rampenlicht: Bei einer Casting-Show im französischen Fernsehen soll sie sich anmelden. Gesagt, getan, macht sie bei "Nouvelle Star" mit, fliegt aber kurz vorm Finale raus.

Doch in puncto Bekanntheitsgrad haben ihr die Auftritte mit Coverversionen dort genützt. Die Presse tituliert sie als die "Ex" von "Nouvelle Star". Kimberly, kurz Kim, Alexandre und Anthony suchen sich einen Bassisten und einen Schlagzeuger, wobei es bei den ersten beiden nicht bleibt und Anthony letztlich auf der Tour nach dem ersten Album fehlt.

Dicht auf eine im Fernsehen promotete EP folgt Anfang 2018 die CD "Chapter One" auf einem Indie-Label. Die Stoßkraft, diese Platte europaweit zu vermarkten, hat die kleine, neue Plattenfirma zwar nicht. Doch Mitte 2019 erscheint "Chapter One" mit lebendigen, englischsprachigen Soul-Songs auch in Deutschland.

Kim geht derweil mit dem Grammy-ausgezeichneten Gitarristen Kubix Guitsy, mit Co-Komponist Alexandre und zwei Begleitmusikern auf ausgedehnte Frankreich-Tournee. Höhepunkt: Ein Auftritt beim ehrwürdigen Montreux Jazz Festival. Kimberose sind mitten in Kimberlys Lieblingsmusik angekommen.

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