Porträt

laut.de-Biographie

Dntel

Viele Musikhörer kennen James Scott Tamborello aus Los Angeles nur als das weniger bekannte Mitglied von The Postal Service, jenem kleinen Indietronic- oder Chiptune-Projekt mit Ben Gibbard von Death Cab For Cutie, dem mit "Give Up" ein Konsens-Album der digitalen Nuller Jahre gelang. Klang es doch irgendwie wie eine Weiterentwicklung der etwas verkopften, vornehmlich britischen Intelligent Dance Music (IDM) und amerikanischem Indie-Pop.

Der ausgewiesene Soundtüftler Tamborello hatte in genau diese Richtung jedoch auch schon vor The Postal Service geforscht. Mit Gibbard arbeitete Tamborello bereits 2001 für das Album "Life Is Full Of Possibilities" seines Hauptprojekts Dntel zusammen.

Schon für "(This Is) The Dream Of Evan And Chan" steuerte Gibbard damals Text (in dem es um Evan Dando und Chan Marshall gehen soll) und Gesang bei, der Song wurde Jahre später durch einen straighten Remix des Kompakt-Acts Superpitcher noch zu einer absoluten House-Hymne.

Tamborello, Sohn einer Schauspielerin und eines Musikers, verschreibt sich in frühen Jahren der Musik. Anfang der 90er-Jahre ist er DJ, arbeitet bei einem kalifornischen Radiosender und bastelt mit elektronischem Equipment an eigenem Songmaterial: Electronica-Tracks mit holprigen Drum'n'Bass-Bässen, die schlichte Pop-Melodien umschmeicheln und sein Talent bereits andeuten.

Der große Wurf gelingt Tamborello 2001 mit dem zweiten regulären Album "Life Of Possibilities", für das er Musiker aus der amerikanischen Independent-Szene Vocals einsingen lässt. Das Album hat alles, was Dntel-Releases in ihrer Reichhaltigkeit und Unbestimmbarkeit zwischen Downtempo, Ambient, Glitch, Trip Hop und Electro-Pop bis heute auszeichnet: den Strudel aus zauberhaftem Synthie-Rauschen, wattigen Beats und einem kindlichen, leicht verwackelten Pop-Appeal.

Als "Eno-Core" wird zwar mehrfach die Musik von Tamborellos weiteren Bandprojekts Strictly Ballroom bezeichnet, in Anlehnung an den großen Brian Eno könnte man dieses Wortspiel jedoch auch ohne weiteres auf Dntel übertragen. Nach 2001 stürzt sich Tamborello zunächst in andere Projekte, neben The Postal Service hat er in Figurine ja auch noch eine Art Indierock-Band.

Erst 2007 kehrt Dntel mit dem dritten Album "Dumb Luck" zurück, auf dem erneut befreundete Musiker singen: Conor Oberst, Jenny Lewis, Grizzly Bear und Lali Puna.

2010 veröffentlicht Tamborello die beiden EPs "After Parties I and II", auf denen er seinen Electronica-Sound für seligere Momente in einem Techno-Club neu aufbereitet. 2012 erscheint schließlich das Album "Aimlessness"- überraschend bei DJ Kozes geschmäcklerischem Label Pampa Records.

Ursprünglich sollten dort eigentlich nur Dntels Überarbeitungen von Enya-Songs erscheinen, für die man aber keine rechtliche Freigabe erhielt. Für "Aimlessness" hat Tamborello sich gesangliche Unterstützung bei Nite Jewel und Will Wiesenfeld von Baths geholt. DJ Koze half als transatlantischer Supervisor, den Ideenfluss zu frei schwebenden Electronica-Tracks zu formen. Ziellosigkeit klingt auf jeden Fall ganz anders.

Alben

Surftipps

  • Dying Songs

    Im Gegensatz zur offiziellen Dntel-Seite immer aktuell: Tamborellos Radioshow mit wöchentlicher Playliste.

    http://dyingsongs.tumblr.com/