laut.de-Kritik

30 Jahre Gedanken, Hits und Hüftschwung.

Review von

Zuletzt hat Frank Spilker noch auf deutsche Texte geschissen und jetzt erscheint mit Grandezza das Best Of-Album der Sterne. Diese Compilation ist vollgepackt mit Pop-Rock-Hits und Tracks aus 30 Jahren Bandgeschichte. Alles beginnt mit "Was Hat Dich Bloss So Ruiniert". Dieser Song ist auch 2024 immer noch absolut tanz-tauglich und zählt zu den Klassikern der Hamburger Schule.

Es gab mal eine Zeit, da galten Best of-Alben als uncool. Die besten Hits einfach mal kurz vor Weihnachten raus hauen, weil dem Künstler nichts Besseres einfällt. Diese Kritik bietet sich im Februar 2024 nicht an. Der Weihnachtsschmuck ist längst aussortiert und diese Jubiläums-Edition gilt als beliebtes Erinnerungsstück. Grandezza gibt es nämlich auch als limitierte Doppel-Vinyl vom Künstler selbst unterschrieben. Ein Geschenk an alle Zuhörer und jahrelange Begleiter der Sterne.

Immerhin mussten die Sterne aus 13 Studioalben das Beste aus den 1990ern und 2000ern zusammenstellen. Zu Songs wie "Die Interessanten" oder "Universal Tellerwäscher" tanzten wir damals wild und jung in den Scheunen, Clubs und Feten. Die Indie-Hymnen waren beliebt auf dem Land und in der Stadt. Ob "Big In Berlin" (hier als Remix von Edwyn Collins) oder "Wenn Dir St Pauli Auf Den Geist Fällt". Zu jedem Anlass den passenden Song.

Wir waren ausgelassen, niemand konnte uns aufhalten. Vielleicht musste man sich mit ein paar dummen Skins prügeln, aber wir waren weit entfernt von Pandemien und Kriegen, die immer näherkommen. Die persönliche Freiheit und die Entwicklung des jungen Erwachsenen standen im Vordergrund. Mit Sicherheit hat man viele Sachen verdrängt, aber zum Glück gab es viele Musiker, die uns an die Hand nahmen und uns mit ihren Texten beim Erwachsenwerden begleiteten. Die inneren Konflikte besser zurecht rückten und das Chaos im Kopf besänftigten.

Diese Sterne-Lieder funktionieren auch 30 Jahre später noch. Gerade jetzt in dieser Zeitenwende mit vielen Krisen und Konflikten. Da schalten wir gerne mal ab und tauchen ein in die unbeschwerten 1990er. Eine nie endende Entwicklung innerhalb der Band. Musikalisch und auch persönlich. Bandmitglieder kamen (aktuell u.a. Musiker von Urlaub in Polen) und gingen (Thomas Wenzel und Christoph Leich), aber der Sound der Zeit ist geblieben.

Kritische Gedanken wurden immer in groovy-Hymnen umgesetzt ("Wo Ist Hier"). Schrammel-Gitarre waren niemals langweilig und es gab immer wieder viele kleine Indie-Hits ("Räuber Und Gedärm"). Mitten in der Pandemie 2020 dann ein sommerlicher Lichtblick. Die Sterne sind zurück mit Italo-Disco und entspannten Aussagen in einer angespannten Zeit: "Du Musst Gar Nix" ist die Lebenshymne gegen alle Anstrengungen, seinem Gegenüber zu gefallen. Die Hymne für mehr Life Work Balance und weniger Influencer-Einfluss. Die Welt ist am Arsch, aber so lange es Bands wie Die Sterne gibt, schwingt man seinen Popo und Geist positiv mit und feiert die Musik.

Als abschließendes Bonbon gibt es auf Grandezza noch eine bisher unveröffentlichte Version von "In Diesem Sinn" ("Das Weltall ist zu weit") von Frank auf Mandarin eingesungen. Vielleicht gibt es diese Variante auch demnächst auf Konzertreise zu hören. Garantiert aber jede Menge Hits und Hüftschwung.

Trackliste

  1. 1. Was Hat Dich Bloß So Ruiniert (Single Mix)
  2. 2. Wichtig
  3. 3. Fickt das System
  4. 4. Universal Tellerwäscher (Radio Edit)
  5. 5. Unter Geiern II
  6. 6. Trrrmmer
  7. 7. Die Interessanten
  8. 8. Big in Berlin (Edwyn Collins Rmx)
  9. 9. Nur Flug (Single Version)
  10. 10. Wenn Dir St Pauli Auf Den Geist Fällt (Single Version)
  11. 11. Nach Fest Kommt Lose
  12. 12. Aber Andererseits:
  13. 13. Ihr Wollt Mich Töten
  14. 14. Mein Sonnenschirm Umspannt Die Welt
  15. 15. Hey Dealer
  16. 16. Der Sommer In Die Stadt Wird Fahren
  17. 17. Hallo Euphoria
  18. 18. Wir Wissen Nichts
  19. 19. In Diesem Sinn (auf Mandarin)

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2 Kommentare

  • Vor einem Monat

    Die Sterne sind im Prinzip nur noch Frank Spilker. Bis heute mit der beste Dichter in der deutschen Literatur (und deutschsprachigen Musik sowieso). Leider erwischte er -im Gegensatz z.B. zu den Tocos- nie den richtigen Zeitpunkt sondern nur traf immer nur den Zeitgeist. Aber seine Alben wahren nie schlecht, weswegen z. B. Wahr ist, was wahr ist, Es möchte echt sein, Abstrakt, Hier kommt die Kaltfront oder auch Depressionen aus der Hölle leider fehlen. Ist aber auch so etwas wie das mittlerweile vierte Best Of und selbst da wiederholt er sich nicht. Dass muss man auch erstmal schaffen.

  • Vor einem Monat

    Immer mal wieder lugt bei den Sternen eine Perle hervor, das gelingt den wenigsten Bands. Man lausche Drinks & Love vom Album Die Sterne.