5. Dezember 2018

"Nichts ist schlimmer als eine einstudierte Show"

Interview geführt von

Manchmal braucht es unappetitliche Allegorien, um etwas auf den Punkt zu bringen: "Nach dem Kotzen fühlst du dich viel besser", meint Beth Hart, als sie im Interview ihren Ansatz an Songwriting und Livekonzerte erklärt. Was genau sie damit sagen möchte? Lest selbst.

Wenn Beth Hart im Sommer 2019 gemeinsam mit Kenny Wayne Shepherd durch Deutschland tourt, spielt sie Hallen in vergleichbarer Größe wie die Venues, die Bluesrock-Titan Joe Bonamassa inzwischen füllt. Zeit also, mit ihr über die Zusammenarbeit mit ebendiesem und natürlich auch ihre eigene Karriere zu sprechen. Immerhin bewies sie gerade mit "Live At The Royal Albert Hall", dass ihr völlig zurecht ein Platz in der Eliteriege kontemporären Blues' gebührt.

Leicht war der Weg dorthin für die heute 46-jährige US-Amerikanerin nicht. Drogenmissbrauch und eine lange undiagnostizierte Bipolare Störung hätten sie in den Neunzigern beinahe ihre damals noch junge Karriere gekostet. Letztere begleitet sie natürlich auch heute noch, doch nach und nach hat die Sängerin gelernt, damit umzugehen. Eine wichtige Rolle dabei spielt ihr Glaube an Gott...

Hi Beth, ich erreiche dich gerade auf Tour, nicht wahr?

Beth Hart: Ganz genau, ich hocke backstage. Wir sind gerade mitten in einem 8-Show-Run durch Frankreich, dann gehts nach Italien. Und Serbien steht glaube ich auch noch an. In zweieinhalb Wochen kommt die Pause zuhause.

Ich habe mir eben mal zwei, drei aktuellen Setlists angeguckt. Sie unterscheiden sich deutlich von der des "Live At The Royal Albert Hall"-Albums, das du im Mai aufgenommen hast und nächste Woche veröffentlichst. War es dir wichtig, diese Show einzigartig zu halten?

Naja, wir wiederholen eine Setlist eigentlich nie, sondern spielen jeden Abend eine andere. Oft ändere ich sie auch während des Konzerts nochmal und halte mich nicht an den Plan, den ich vorher aufgeschrieben habe. Es hängt viel davon ab, wie ich mich fühle und wie das Publikum drauf ist. Die Royal Albert Hall-Show unterscheidet sich aber trotzdem von normalen Konzerten, da wir dort über zwei Stunden gespielt haben, während wir sonst eher um die 90 Minuten performen.

Das Konzert in der Royal Albert Hall hast du a-capella im Publikum mit "As Long As I Have A Song" eröffnet. Gab es dafür eine bestimmte Inspiration?

Als ich die Setlist für den Abend zusammenschrieb, kam mir die Idee dazu. Ich fand das cool, das war mal etwas Anderes, Besonderes. Ich habe den Song zwar vorher schon a-capella verformt und jetzt auch zwei-, dreimal auf der aktuellen Tour so gespielt, aber nur ein weiteres Mal habe ich so eine Show eröffnet. Aber das Durchs-Publikum-Laufen mache ich schon seit meiner Kindheit. Wenn ich nicht schon zu Beginn so das Theater betrete, dann unternehme ich in der Regel später im Set noch einen Ausflug.

Zu fast jedem Song erzählst du live eine persönliche Geschichte, bevor du ihn spielst. Warum ist dir wichtig, deine Sichtweise darzulegen, statt es interpretationsoffen zu halten?

Wahrscheinlich weil meine Songs eben sehr persönlich sind. Ich tendiere dazu, über sehr verletzliche Momente meines Lebens zu schreiben und möchte, dass die Leute den Kontext und das "Warum?" verstehen. Nicht bei jedem Song, aber doch bei so einigen.

Spielt die persönliche Verbindung zum Song für dich auch bei Coverversionen eine Rolle?

Zu denen erzähle ich zwar auf der Bühne normalerweise keine Stories, aber wenn ich im Studio Stücke auswähle spielt das unbedingt eine Rolle, ja. Bevor ich einen Song covere, muss ich zuerst fühlen, über was ich ihn geschrieben hätte, würde er von mir selbst stammen. Wenn ich mir das nicht vorstellen kann, singe ich ihn nicht. Nimm "I'd Rather Go Blind" zum Beispiel, ein sehr alter Song, den ich für ein Album mit Joe Bonamassa gepowert habe: Hätte ich diesen Song geschrieben, ginge es um meinen Dad.

Du stellst also jeden Abend sehr bestimmte Gefühlsverbindungen her und durchlebst die Momente deiner Geschichten neu ...

Ja, aber ich empfinde das als sehr heilsam. Es ist vergleichbar mit Übelkeit: Nach dem Kotzen fühlst du dich viel besser. (lacht) Es ist eine Erleichterung.

Heißt das, wenn du die Songs live performst haben sie dieselbe Wirkung wie im Moment, in dem du sie geschrieben hast?

Total! Das ist schon etwas seltsam, denn Vieles reicht ja eine lange Zeit zurück. Aber wenn ich sie singe, bin ich wieder genau dort, wo ich den jeweiligen Song geschrieben habe und empfinde das gleiche Gefühl.

"Ich glaube nicht, dass Gott uns testet"

Gerade in jüngerer Vergangenheit hast du sehr offen über deine psychische Krankheit gesprochen. Siehst du es als deine Verantwortung an, dafür Aufmerksamkeit zu schaffen?

Nee, das nicht wirklich. Ich bin ja auch keine großartig berühmte Person. Das hat eher persönliche Gründe. Es fühlt sich für mich selbst einfach gut an, darüber zu sprechen. Psychische Erkrankung ist ein großer Teil meiner Geschichte, einer der größeren Kämpfe meines Lebens. Aber es hat mich nicht umgebracht. Im Endeffekt wurde ich dadurch wahrscheinlich dankbarer und mitfühlender gegenüber anderen. Ich schäme mich nicht dafür. Und vielleicht weil ich mich nicht dafür schäme, fühlt es sich so gut an, darüber zu reden.

Merkst du, dass du dadurch bei deinen Fans etwas bewirkst?

Das weiß ich ehrlich gesagt nicht, weil ich keine Autogrammstunden nach den Shows gebe. Inzwischen habe ich aufgehört, zu versuchen, das Publikum zu lesen. Denn ich merke, wie ich dadurch ausbrenne. Im Lauf meiner Karriere habe ich ziemlich viel Zeit damit verbracht, mir Sorgen darum zu machen, ob jemandem gefällt, was ich mache. Das führte dazu, dass ich extremes Lampenfieber bekam. In meinem Alter habe ich nun akzeptiert, dass ich wohl nie wissen werde, was sie denken. Wenn ich das Lampenfieber kommen spüre, zwinge ich mich dazu, offen zu sein. Denn wenn ich wirklich Angst bekomme, werde ich oft ganz leise und sage kein Wort mehr. Ich mag das gar nicht, denn das bedeutet, dass ich der Angst erlaube, mich davon abzuhalten, ehrlich zu sein. Damit habe ich schwer zu kämpfen. Neulich zum Beispiel hatte ich zum Beispiel einen wahnsinnig guten Abend, alles lief super. Aber bei der Show am Tag zuvor hat mich das Lampenfieber total fertig gemacht. Es gab einen Moment, während des Konzerts, in dem ich mich plötzlich so schuldig dafür gefühlt habe, dass ich so ruhig bin. Das habe ich dem Publikum dann auch gesagt: "Es tut mir so leid, dass ich nicht mit euch über die Songs spreche und mich öffne, weil ich gerade so viel Angst habe." Doch als ich das gesagt habe, war ich ehrlich zum Publikum und das half zumindest ein bisschen. Aber die Nacht war wirklich hart.

Wie gehst du denn auf Tour mit solchen Stimmungsschwankungen um? Beim Touring herrschen doch wahrscheinlich nicht gerade die einfachsten Bedingungen, um seine Ängste in den Griff zu bekommen...

Mir geht es ehrlich gesagt genau andersrum. Ich habe das Gefühl, on tour zu sein hilft mir. Denn man bewegt sich innerhalb vieler Grenzen. Eine dieser Grenzen, die ich meiner Crew und Band setze, ist zum Beispiel: Kein Alkohol. Ich will das nicht sehen. Wenn ihr trinken müsst, trinkt woanders. Außerdem trainiere ich viel im Fitnessstudio – und natürlich auch auf der Bühne –, gehe Schwimmen und achte auf gesunde Ernährung. Eins der wichtigsten Dinge für Menschen mit psychischen Problemen ist – neben der richtigen Medikation – Training. Kaum etwas anderes hilft so sehr dabei, deine Hirnchemie zum Positiven zu verändern. Es resettet Serotonin, Dopamin und all das – du fühlst dich dadurch viel besser. Zuhause schwimme ich und mache Yoga, doch auf Tour schwimme ich, mache Yoga und spiele die Show, kriege also insgesamt noch mehr Training. Aber trotzdem verschwinden die Stimmungsschwankungen nicht vollständig. Vorgestern habe ich den ganzen Vormittag geheult. Dafür hatte ich am Abend die beste Show der ganzen Tour! Ich bin älter geworden, kein Kind mehr und habe über die Jahre verstanden, dass das bei einer Bipolaren Störung einfach dazugehört. Es ist ein ständiges Auf und Ab, aber ich kann das überstehen. Vor allem: Ich kann das friedlich überstehen. Natürlich tut es weh, aber ein bisschen Schmerz wird mich nicht umbringen. Das ist meine Taktik.

In Bezug auf deinen Glauben sagtest du mal: "Wenn man die Dinge nicht mehr in den Griff bekommt, bringt Gott dich an einen Ort, an dem du damit klarkommst."

Richtig, ja.

Siehst du insofern die harten Phasen deines Lebens rückblickend als Test an, um zu erkennen, zu was du eigentlich in der Lage bist?

Nein, ich glaube nicht, dass Gott uns testet. Ich glaube generell vieles nicht, was Leute über Gott erzählen. Ich glaube nicht, dass Gott irgendetwas mit Beurteilung und Furcht zu tun hat oder dich leiden lässt. Der Gott, an den ich glaube, ist unglaublich liebend und teilnahmsvoll – mehr als jeder von uns es jemals sein könnte. Das zu wissen, hilft mir sehr mit meiner psychischen Krankheit. Ein großer Teil davon ist, sich wahnsinnig für sich selbst zu schämen und sich vor anderen zu fürchten, weil man denkt, sie würden einem wehtun, oder denkt, man wäre einfach nicht gut genug. Hier kommt der Glaube ins Spiel: Ich kann mich an Gott wenden, ihn um Hilfe und Vergebung bitten. Ich kann ihn anrufen: "Hilf mir, mich selbst zu lieben. Hilf mir, keine Angst vor anderen zu haben." Diese Art der Glaubenspraxis hilft mir enorm.

"Bei der Arbeit mit Joe Bonamassa läuft alles per E-Mail"

Du bist für ein breites, eklektisches Repertoire bekannt. Wenn du nun, wie in zwei Wochen zum Beispiel in Mumbai, eine Show in ganz anderen Teilen der Welt spielst – inspiriert dich sowas, deinen stilistischen Horizont zu erweitern und vielleicht neue musikalische Bereiche zu erkunden?

Nee, dafür habe ich leider keine Zeit. Aber egal wo wir sind – Amerika, Afrika, Australien, Europa, wo auch immer – entdecke ich immer so viele Gemeinsamkeiten unter den Menschen, trotz der natürlich vorhandenen kulturellen Unterschiede. Das finde ich total inspirierend. Menschen sind verdammt großartig! Die Welt, in der wir leben, ist so wunderschön! Es gibt so viele Dinge zu sehen. Und alles inspiriert. Insofern macht es für mich keinen Unterschied, ob ich in Indien oder zuhause in Los Angeles bin. Überall gibt es Menschen. Überall gibt es Natur. Klar existieren verschiedene Kulturen, aber Menschen und Natur und die Interaktion zwischen all dem ist, was mich wirklich inspiriert.

Apropos Interaktion: Als Solokünstlerin arbeitest du mit Produzenten, daneben hast du verschiedene Kollaborationsprojekte, etwa mit Joe Bonamassa, gestartet. Inwiefern unterscheidet sich die Arbeitsdynamik zwischen den Projekten? Oder herrschen überall die gleiche Vibes?

Bei der Arbeit mit verschiedenen Leuten gibt es immer Ähnlichkeiten, aber auch immer gewisse Unterschiede. Je älter ich wurde, desto einfacher wurde für mich, mich damit zu arrangieren. Ich habe aber immer noch jedesmal Angst, dass der Produzent meinen Song abfucken könnte oder ich meinen Job nicht gut genug mache oder dass einfach alles Scheiße wird. Diese Unsicherheiten begleiteten mich bei jedem Album, das ich bisher aufgenommen habe. Aber früher waren sie schlimmer. Inzwischen sind sie nicht mehr so heimtückisch und ich weiß die wundervollen Seiten mehr zu schätzen.

Bei den Coveralben arbeite ich übrigens auch in erster Linie mit dem Produzenten, nicht mit Joe. Wir schicken Songs hin und her und finden so heraus, was mir gefällt. Wenn ich selbst schreibe, für meine eigenen Alben, komponiere ich einfach querbeet – mal bluesig, mal jazzig, mal gospelig... Wenn mir der Song nicht gefällt, reiche ich ihn gar nicht erst ein. In der Regel reiche ich am Ende zwischen 35 und 55 Songs ein, von denen der Produzent dann auswählt, was er umsetzen möchte. Wenn mir etwas wirklich arg am Herzen liegt, drücke ich es durch, aber über die Jahre habe ich gelernt, dass du jemanden nicht zwingen solltest, etwas zu machen, wenn er nicht will. Du könntest, aber wenn du das tust, wird es nicht sonderlich gut werden. Vertrau dem Produzenten, vertrau dem, was er glaubt, daraus machen zu können. Wenn er Lust darauf hat,hat, stehen die Chancen, dass aus dem Stück etwas Großartiges werden kann, viel besser als wenn er keine Lust drauf hat. Manchmal musst du loslassen. Denn wenn es dennoch sein soll, wird der Song vielleicht über einen anderen Produzenten seinen Weg finden. Wenn nicht, soll es einfach nicht sein. Deswegen arbeite ich von Album zu Album gerne mit anderen Produzenten. Der einzige Grund, warum ich das mit Joe nicht genauso mache, ist, dass Joe immer mit Kevin Shirley arbeitet. Also haben wir für dieses Projekt immer den gleichen Produzenten. Aber solo arbeite ich in der Regel für jedes Album mit einem anderen Kerl.

Weil dem einen Produzenten vielleicht die jazzigen Sachen besser gefallen, dem anderen dagegen die bluesigen und sich so die Schwerpunkte dauernd verschieben?

Ja, ja, ja! Und weißt du was noch passiert? Ich werde herausgefordert. Ich herausgefordert, mehr in jene oder weniger in diese Richtung zu gehen. Die Produzenten von "Better Than Home" standen zum Beispiel gar nicht drauf, zu bluesig zu werden. Das war echt hart, da ich zu der Zeit eine Tonne bluesiger Sachen geschrieben hatte, die ich echt gerne umsetzen wollte. Sie wollten aber nicht. Letztlich nutzte ich das Material, bei dem sie abgewinkt haben, für "Fire On The Floor". So hat das perfekt funktioniert. Denn der Produzent von "Fire On The Floor" erledigten einen supertollen Job. Hätten die beiden anderen diese Songs bearbeitet, wäre es wahrscheinlich nicht so gut geworden. Sie waren eher an den verletzlichen, emotionalen Singer/Songwriter-Stücken interessiert – à la "Leave The Light On" – und machten ihre Sache dabei großartig. Zwar hatte ich während des Prozesses ungefähr zehn Nervenzusammenbrüche, aber das Endergebnis hätte besser nicht sein können.

Und wenn du sagst, bei den Alben mit Joe Bonamassa arbeitest du ebenfalls hauptsächlich mit dem Produzenten, also Kevin Shirley, zusammen, nicht mit Joe, heißt das, dass der Prozess für dich im Grunde der gleiche ist wie bei Soloalben?

Hier läuft alles per E-Mail. Wir kommen nie vorher zu Proben zusammen, alles wird zwischen mir und Kevin via Mail entschieden. Vielleicht hält er auch nochmal mit Joe Rücksprache, das weiß ich nicht. Dann treffen wir uns alle im Studio, wissen genau, welche Liste an Songs wir covern werden und nehmen einfach auf. Das geht sehr simpel uns sehr schnell.

Gefällt dir das auf diese Weise oder würdest du manchmal lieber im Proberaum zusammenkommen?

Als ich das erste Mal mit Kevin, Joe und seiner Band aufgenommen habe, liebte ich es. Wir kamen einfach rein und haben reingehauen. Es gab keine Preproduction, wir haben nicht darüber geredet, nichts. Wir kamen einfach rein und machten. Das war total befreiend. Ich hatte gar keine Chance, mein Unterbewusstsein zu Wort kommen zu lassen oder überkritisch zu sein. Nach ein paar Tagen war es schon vorbei. Genauso lief es mit Oliver Leiber bei "Fire On The Floor". Wir spielten alle Songs mit der Band innerhalb von drei Tagen ein. Das klappte super. "Better Than Home" entstand in sechs Studiotagen. Ich arbeite gern schnell, weil ich dann nichts hinterfragen kann. Das gilt auch fürs Songwriting. Ich muss es sein lassen, was es ist. Wenn du Dinge hinterfragst und perfektionieren möchtest, geht das manchmal schrecklich schief. Wenn du weißt, der Song ist gut und deine Band ist gut, stehen auch die Chancen gut, dass der Song so wird, wie er sein sollte. Bei dieser Art Musik ist es nicht notwendig, ständig zu überarbeiten, um den perfekten Sound zu finden. Je simpler das Recording, desto besser.

Wie bereitest du Livekonzerte vor? So schnell kannst du da vermutlich nicht arbeiten oder?

Das stimmt. Ich stelle sicher, dass meine Band – mit der ich jetzt schon ziemlich lange arbeite – mindestens 100 Songs spielen kann. Das ist echt viel und sie müssen sie wirklich sehr gut kennen. Wenn wir dann on the road sind, können wir deshalb jede Nacht eine andere Setlist performen und ein bisschen damit rumspielen. Wir langweilen uns nicht mit denselben Songs jede Nacht und Fans, die uns öfter sehen, bekommen jeden Abend ein anderes Konzert. Ich glaube daran, dass man Dinge frisch halten und nicht durchgeprobt halten sollte.Für mich ist nichts schlimmer als eine übermäßig einstudierte Show. Das tötet die menschliche Spontaneität und lässt es klingen wie eine Maschine. Ich möchte keine Musik machen, die klingt wie eine Maschine.

Juckt es dich eigentlich manchmal in den Fingern, dein Cello wieder rauszukramen? Immerhin hast du mal Cello studiert.

Mein Cello steht zuhause und ab und zu schnappe ich es mir. Ich versuche dann immer, etwas vom Blatt zu spielen und it just sucks so bad. (lacht) Ich war noch nie eine großartige Cellistin, ich liebte einfach nur, zu spielen. In jungen Jahren konnte ich schon ordentlich spielen, ich war Teil dreier Orchester, spielte täglich, da klang es zumindest nicht beschissen. Aber sobald ich die Schule verlassen hatte, spielte ich auch nicht mehr in Orchestern. Ich rutschte in das Business, in dem ich heute noch aktiv bin und spielte nicht mehr regelmäßig. Bald klang mein Cellospiel dann als würde gerade eine Katze stranguliert werden. Jetzt steht das Cello im Wohnzimmer, wo ich es angucken und mich an die Zeit erinnern kann, als ich es so geliebt habe, zu spielen. Aber richtig gespielt habe ich nicht mehr seit ich 17 Jahre alt war.

Die Chancen, dass wir dich mal auf der Bühne Cello spielen sehen, stehen also eher gering.

Ich hatte echt vor, es mal zu integrieren. Das wäre sicher ein cooler Moment. Aber dann stellte ich fest, wie schlecht ich geworden bin. Und das möchte ich wirklich nicht auf die Bühne bringen. Also lasse ich es lieber.

Naja, ich bin trotzdem gespannt auf deine Deutschland-Konzerte nächstes Jahr.

Hahaha, gut. Ich hoffe, dir gefällts!

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