laut.de-Kritik

Das schwächste Album der (starken) Bandgeschichte.

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Baroness sind ein seltsames Tier. Immer, wenn man denkt, man verstünde sie, entziehen sie sich dem Zugriff, ohne sich so wirklich bewegt zu haben. Mit "Stone" verabschieden sie sich nicht nur vom Farbnamenkonzept, sondern nehmen zum ersten Mal ein zweites Album in derselben Besetzung auf. Vorab: Einfach sind Baroness immer noch nicht, lohnend immer noch. Allerdings bleibt "Stone" hinter dem zwar völlig (aber halt auch vor guten Ideen) ausufernden "Gold & Grey" zurück, da die Exkursion in John Baizleys verwobenes Gehirn etwas weniger attraktiv ausfällt.

Das Intro "Embers" braucht, mit Verlaub, kein Mensch, es bietet kein Mehrwert als Track oder an Atmosphäre. Es passt überhaupt nicht zur folgenden Single "Last Word", die treibend nach vorne geht und sehr gut funktioniert und dabei sehr nach Baroness klingt. Gina Gleasons Gesang ist deutlich präsenter und tut sehr gut, zumal er sich mit John Baizley wie auch mit Nick Jost hervorragend verträgt. Hier versteht man, warum die Band sich bei diesem Album vier Wochen lang in ein Berghäuschen für die Aufnahmen zurückzog, das Ding wirkt einfach rund, gerade weil es sein treibendes Element so organisch und träumerisch irgendwann verliert.

Joe Barresi und Bob Ludwig wissen, was sie an den Reglern tun und wie jedes Baroness-Album hat "Stone" ein aus der Zeit gefallenes Gefühl, das könnte so auch vor 20 oder (vermutlich) in 20 Jahren erscheinen. "Beneath The Rose" lehnt Richtung Hardrock, hat dabei aber einen Nu Metal-Touch, die Stimmvariation von Baizley ist eine feine, interessante Sache. Leider gehen dem Track zur Mitte aber die Ideen aus, die Öffnung im Refrain wirkt eher verlegen. "Choir" beginnt total interessant mit einem blitzsauberen Riff und entpuppt sich überraschend als Spoken-Word-Irgendwas, das aber nicht vom Fleck kommt und dadurch Demo-Charakter gewinnt. Das könnten Sid und Clown bei Slipknot während Umbauarbeiten auf der Bühne machen. So richtig gut finde ich den Song eigentlich nicht, ich habe ihn trotzdem am meisten gehört; schwierig.

Einfacher ist es mit "The Dirge", der ist nämlich einfach nur doof. Es ist nicht per se mutig, als Metal-Band auf Akustikgitarren Hafenlieder zu klampfen und auch der Closer "Bloom" fühlt sich zu sehr nach "Wir können auch ruhig, guck mal! Nun guck doch mal! Mami, guck mal!" an. Beides sind keine passenden Balladen zum Rest des Sounds, wie sie ein Danzig schrieb. Als Fremdkörper wirken sie einfach nicht gut genug. Das Video zur zweiten Single "Anodyne" ist übrigens ausgemachter Unsinn, der Song aber dank einem glänzend aufgelegten Sebastian Thomson an den Drums sludgig, druckvoll und vielschichtig.

Besonders komplex gerät er nicht, das übernimmt dafür "Under The Wheel". Wenn Protomartyr Metal machen würden, käme ungefähr so etwas raus. Der beste Track des Albums hat über seine gesamten sechs Minuten Spiellänge eine angenehme Griffigkeit und wirkt nur im viertel Fünftel kurz etwas redundant. "Shine" dagegen kommt nie über oberflächlichen Stadion-Rock hinaus, hier herrscht, nun ja, Shine statt Tiefgang. "Magnolia" nimmt zwar mehr Fahrt auf, fühlt sich aber wie eine allzu routinierte Bearbeitung an, samt geradezu gelangweiltem Solo.

Eine EP mit den guten Songs aus "Stone" wäre klasse gewesen – so bleibt es das schwächste Album der (starken) Bandgeschichte. Umso verwunderlicher, als manche der Variablen für einen größeren Wurf sprachen. Unter anderem Gleasons stärkere Rolle und die Zeit, die die Band sich nahm. Vielleicht war der Wille zur "Refokussierung" des Sounds einfach ein Stück weit zu verkrampft.

Trackliste

  1. 1. Embers
  2. 2. Last Word
  3. 3. Beneath the Rose
  4. 4. Choir
  5. 5. The Dirge
  6. 6. Anodyne
  7. 7. Shine
  8. 8. Magnolia
  9. 9. Under the Wheel
  10. 10. Bloom

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3 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 7 Monaten

    Habe das Album nun mehrfach gehört und mein Eindruck ist ähnlich. Es gibt einfach zu viel "Füllmaterial". Starke Songs wechseln mit schwachen Songs ab. Es gibt kein wirkliches Highlight. Der Sludge-Anteil ist ordentlich runtergedreht, Hardrock dominiert und die abschließende Folk-Ballade
    passt nicht in das Konzept. Dennoch ist kein totaler Reinfall. 3/5

  • Vor 7 Monaten

    Ich sehe es ähnlich, wobei "Last Word" allerdings definitiv als Highlight auszumachen ist. Der Rest macht wenig Spaß und solchen gab es auf früheren Baroness-Platten trotz zeitweise viel Verkopftheit deutlich mehr.

  • Vor 7 Monaten

    Es mag dem Umstand geschuldet sein das ich die Band bislang eher am Rande wahrgenommen habe... und das die Vorabsingles "Last Word" und "Beneath The Rose" meine persönlichen Sommerhits waren... aber ich finde das Album sehr gelungen... vielleicht auch weil mir der direkte Vergleich (noch) fehlt... die Folkstücke sind aber in der Tat überflüssig...