Musik-Shows im TV boomen wie Sau. Am Montag Abend traten RTLs Chart-Show und ProSiebens Comeback-Show gegeneinander an. Ist das alles noch auszuhalten? Ein Selbstversuch ...

TV-Hölle (rai) - Verkehrte Welt: Während sich vormalige Musikfernsehsender wie MTV und Viva zur Prime Time mehr und mehr vom Thema Musik verabschieden und Videoabspielformate durch Comics, Comedy, versteckte Kamera und Selbstzerstörungsshows ersetzen, boomen Musikshows auf den großen TV-Stationen wie Hölle. Nach Popstars, Star Search, DSDS, SSDSGPS und DBDDHKP, im direkten Anschluss an 70er-, 80er-, 90er- und (gab es sicher schon) 00er-Shows, kam es Montag Abend zum großen Clash der Next-Generation Musik-Formate.

Der Kölner Kanal RTL sendete live die vierte Ausgabe seiner bereits erprobten "ultimativen" Chart-Show. Nach den ultimativen Single- und Album-Hits, sowie den One-Hit-Wonders wurden diesmal die Top 100 der deutschsprachigen Songs aus 33 Jahren Charts-Geschichte gepopelt. Demnächst folgen noch: die größten Kinohits, die erfolgreichsten Duos, die beliebtesten Love Songs und die dümmsten Linkshänder der Charts-Historie.

Das Prinzip ist bekannt: Die Songs werden kurz angespielt, und dazu dürfen viertelprominente, meist komplett ahnungslose Vollspacken in kurzen Einspielfilmchen ein wenig mitträllern und belanglose bis ekelhafte Erinnerungsleistungen absondern. Höhepunkt diesmal: Nina-Tochter Cosma Shiva Hagen entfährt es bei "Männer sind Schweine" begeistert: "Kenn' ich: Die Toten Hosen!" Und so geht es die ganze Zeit. Hin und wieder dürfen gerne vergessene Schlagerstars (Bata Ilic, Peter Schilling, Roland Kaiser, Ben) ihre Hits live aufführen. Falls nicht verfügbar, gerne auch miese Imitatoren (Falco) oder coole Söhne (Trio).

Die lustige Studio-Sitzgruppe besteht aus DSDS-Onkel Stein, Schlagersternchen Kim Fisher und Comedian Mirco Nontschew, dem die ganze Angelegenheit wenigstens angemessen peinlich zu sein scheint. Unterm Couchtisch bunkern sie eine Armada von Jägermeister-Fläschchen. Nüchtern ist die von RTLs Allzweckmassenvernichtungswaffe Oliver Geißen moderierte Show einfach nicht zu ertragen. Nachdem Remmlers Ältester (15) einer komplett debilen Kim Fisher (34) ernsthaft erklären muss, dass der Dadaismus nicht auf Trios "Da Da Da" fußt, flüchten wir rüber zu Pro7.

Dort läuft ein "Deutschland sucht den Superstar"-Klon mit zur Perfektion hochgezüchtetem Perfidie-Faktor. In "Comeback - Die große Chance" dürfen sich ehemalige Chart-Stürmer dem entwürdigenden Schauspiel einer Talentshow unterziehen, um einen neuen Plattenvertrag zu ergattern. Am Start: Haddaway ("What Is Love"), Chris Norman ("Midnight Lady"), C.C. Catch ("Heartbreak Hotel"), Coolio ("Gangsta's Paradise"), Limahl ("Too Shy"), Emilia ("Big Big Girl"), Marcus (ja, der), Benjamin Boyce (von Caught In The Act) und Jazzy (von Tic Tac Toe, "Verpiss Dich").

Was um alles in der Welt diese Menschen dazu treibt, ob sie ihr Geld verspielt, versoffen, sonstwie verdrogt oder in die New Economy investiert haben - man weiß es nicht. Aber sicher wird uns die Bild-Zeitung in den nächsten Wochen mit rührseligen Geschichten dazu versorgen. "Comeback" begleitet uns mit diversen Motto-Shows durch die nächsten Wochen. Sat1 bringt am kommenden Freitag eine weitere Ausgabe seiner Eintagsfliegen-Show "Hit-Giganten", Kabel1 reanimiert die legendäre "Formel Eins". Keine Ruhe, nirgends.

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