laut.de-Kritik
Ein Hardrock-Cover kommt selten allein.
Review von Yan VogelRonnie Romero lässt seit einigen Jahren die Gehörknöchelchen der Metal- und Hardrock-Gemeinde im Takt vibrieren. Seit 2015 besetzt er mittlerweile stolz und kompetent die Bühnenfront bei Ritchie Blackmores jüngstem Rainbow-Revival. Neben einigen ausgesuchten Festivalslots, wovon "Memories In Rock I" und "II" Zeugnis ablegt, sang er auch eine Studionummer ein ("Waiting For A Sign").
Der Sänger von Ritchies Gnaden überzeugt mit einem Timbre, das an Ronnie James Dio erinnert. Holy (Diver) Shit, der Mann ist echt nah dran am kleinen Metal-Gott. Er hat den Spirit der Ikonen drauf, vermeidet aber gleichwohl sklavisches Kopieren und besitzt genügend eigene Individualität. Eine große handwerkliche Leistung, die sich mit seiner spürbaren Liebe für die Songs paart. Daneben gastiert der Frontman auf Alben von weiteren ausgewiesenen Gitarren-Giganten wie Michael Schenker und Adrian Vandenberg.
Um die Arbeit am eigenen Soloalbum zu überbrücken, schickt Romero einen kleinen Gruß an die Fans in Form des Coveralbums "Raised On Radio". Entsprechend der Zusammenstellung aus der Hochzeit des Hardrocks fällt auch das Cover aus. Der Schluss liegt nahe, dass die musikalische Sozialisation des Shooting-Stars am Sangeshimmel in ellenlangen Sessions vor dem Radio respektive dem Plattenspieler in jener Zeit stattgefunden hat.
Von Queen gibt es bedeutend mehr Songs mit Schmiss. Doch die Wahl fällt auf die Hymne "I Was Born To Love You". Romero meistert Mercurys Tonfolgen technisch sehr gut. Ein wenig Eingewöhnung bedarf die Stimme, die im Falle des Chilenen deutlich rauer ausfällt. Die kantige und moderne Produktion unterstreicht den Willen, die alten Schinken in die komprimierte Neuzeit zu überführen. Das vertrackte "Gypse" von Uriah Heep klingt, nachdem Romeros Begleit-Combo mit dem Track fertig ist, wie eine US-Metal-Harke der Marke Jag Panzer oder Metal Church. In eine ähnliche Kerbe schlägt "All Along The Watchtower", verstört hingegen mit allzu holprigem Schlagzeugspiel.
Der Schunkel-Rocker "Carolina County Ball" von Dios erster Erfolgsband Elf stellt den Ausreißer auf der Platte dar. Weniger aufgrund der Wahl eines Dio-Tracks, stellt der kleine Metal-Gott doch bekanntlich auf Platz eins der Vorbild-Liste. Statt "Holy Diver" zum x-ten Mal zu bemühen, sorgt die mit Barpiano und zünftigem Rock'n'Roll-Charme ausstaffierte Nummer für kontinuierliches Grinsen.
Die Wahl eines Foreigner-Songs hätte deutlich prominenter ausfallen können. Anstelle von "Juke Box Hero" präsentiert der 41-Jährige mit "Girl On The Moon" zwar ebenso einen Song des Erfolgsalbums "4", das im Übrigen die gleiche Altersspanne aufweist wie der Interpret. In Sachen Bekanntheltsgrad rangiert die Nummer deutlich unter den gängigen Hits. Auch den Blues-Schnulli gibt es in Form des Led Zeppelin-Klassikers "Since I've Been Loving You", bei dem die Orgel für den Originalton sorgt, die Gitarren hingegen zu viel Zerrsound auffahren.
Seis drum, besser als 99 Prozent der angeschickerten Karaoke-Versionen klingt es allemal. Treibende Rocker wie "Sin's A Good Man's Brother" von Grand Funk Railroad oder Survivors "Backstreet Love Afair" runden die Kompilation mal härter wie im ersten Fall und zarter wie im zweiten thematisch ab.
Der Meisterkurs im Krach-Fach ist ein Übergangsalbum, das sorgsam kuratiert ist. Wem Romero kein Begriff ist, sollte dies mit dem Genuss von "Raised On Radio" nun ändern. Ansonsten legt der Hartwurst-affine Hörer lieber die in Sachen Originalität höher gehängten Projektplatten mit Schenker und Vandenberg auf und verkürzt somit die Wartezeit auf Romeros erstes Soloalbum.
1 Kommentar
Einer der besten Sänger zur Zeit ????????????????