laut.de-Kritik
Fuck Trap? OK Boomer!
Review von Dominik LippeSeit 2014 verbindet Onyx und die Snowgoons "eine produktive Partnerschaft". "#wakedafucup" markierte den Startschuss der Kooperation. Mehr als 200 gemeinsame Konzerte spielte DJ Illegal mit den Hardcore-Rappern, womit ihm ein entscheidender Anteil an der Rettung des Duos ins neue Jahrtausend zukommt.
Längst nimmt das Live-Geschäft einen größeren Stellenwert ein, als die Veröffentlichung neuer Musik. Dennoch beharrte Sticky Fingaz im letztjährigen Interview darauf: "Du musst ein Album veröffentlichen, um Konzerte spielen zu können."
"Who Da Fuc" denkt direkt zu Beginn das Live-Erlebnis mit. Auch "Ringolevio" ist darauf ausgerichtet. Benannt nach einer Variation von Fangen, die sich unter den Kindern auf den Straßen New Yorks entwickelt hat, kann das Publikum grölend den Start der Partie ausrufen. "I'm gon' teach you how to play", leitet Sticky Fingaz die Spielregeln ein und spinnt daraufhin eine recht gelungene Metapher auf das Spiel des Lebens zusammen. Auf die Eskalation richtet das Duo auch "Hoodies Down" aus. Repetitiv knurren sie die wütende Hookline "Pull your hoodie down, let me see your mad face!"
Für "Monsters Gorillas" tauschen Fredro Starr und Sticky Fingaz den Kapuzenpullover gegen Trenchcoats aus. Statt wie entfesselte Primaten ihre Revier zu markieren, raunen sie dem Hörer ihre Texte geheimnisvoll ins Ohr. Dazu umweht das um Spinett-Sounds bereicherte Instrumental eine Thriller-Atmosphäre. Alles klingt nach zwielichtigen Transaktionen in der Seitengasse. Was die beiden New Yorker nun wieder aushecken? "Same thing we do every night, Sticky", stellen die beiden Laboraffen in bester Tradition des größenwahnsinnigen Duos Pinky und der Brain fest.
"Kill Da Mic" basiert auf dem Stück "Move Na Mladostta" von Lili Ivanova. Damit findet sich der Song der Estrada-Sängerin nach "Diamanten & Pechstein" von Spax und Brisk Fingaz in diesem Jahr erneut auf einem Hip Hop-Album wieder. Zu den wehmütigen Streichern und dem nostalgisch knackenden Sample fällt Onyx jedoch nur wenig ein, sodass sich eine eklatante Beat-Text-Schere öffnet. "Now should I jump in the crowd? Yeah, I jump in the crowd!" Offensichtlich hat das Duo kein Interesse daran, auf dieser Grundlage ein stimmiges Stück Musik zu produzieren.
Film-Assoziationen weckt auch "Rat Tat Tat", das schwermütigen Großstadtflair verströmt. Eine sinistere Stimmung schwören die beiden New Yorker gemeinsam mit Bumpy Knuckles und Nems in "Robbing Hip Hop" herauf. "Built Like That" cruist entspannt in Richtung der 1990er Jahre. Mit einer gehörigen Portion Aggressivität wartet dagegen "Street Art" auf. Lautstark und zornig rollen sie mit SickFlo über ein eingängiges Orgel-Gerüst. Ein runder Onyx-Song, der noch einmal ihre Wurzeln betont: "This is street art. It started in the streets."
"We're just here for the kicks, the snares and dope moves." Bei Onyx endet niemals das letzte Jahrzehnt des letzten Jahrtausends: "Started this shit in 1993. Still doing this shit, you know I'm sayin'?" Doch anstatt gefangen in ihrer Zeitkapsel einfach ihre Nische zu bedienen, bemühen sie sich um Abgrenzung zu einer jüngeren Szene, die sie wahrscheinlich ohnehin nicht wahrnimmt. 808-Sound? "Fuck that! We ain't here for that Trap!" Trotz ihres gar nicht mal so hohen Alters provozieren sie damit von der nachwachsenden Generation Z maximal ein verächtliches: OK Boomer.
1 Kommentar
Hab es hier und das Ding ist ein Genuß für jeden rap fan