laut.de-Kritik

Nachlass-Sammlung mit einigen echten Pop-Perlen.

Review von

Erfreulich: "50 St. Catherine's Drive" ist eins dieser seltenen posthumen Alben, die sich nicht der Leichenfledderei verdächtig machen. Hier handelt es sich in erster Linie um Tracks von 2006-2008, ergänzt mit einigen Titeln aus späteren Jahren. Die behutsame Überarbeitung überwachten Witwe Dwina und Sohn RJ Gibb - so fügen sich die Resultate höchst stimmig ins Gesamtwerk des Künstlers ein.

Der Opener "Days Of Wine And Roses" gefällt als in bester klassischer Singer/Songwriter-Tradition komponierte Ballade. Die erste Single-Auskopplung "Sorry" ist gleich eine vorzügliches Beispiel für Gibbs Paradediszipin, den melodiestarken Popsong. Der Track hält Vergleichen mit Hits der Achtziger wie "Juliet" und "How Old Are You" problemlos stand.

Die Entstehungszeit von "Cherish" geht zurück in die Achtziger. Im Zuge des Erfolgs des gemeinsamen Albums "Guilty" von Barry Gibb und Barbra Streisand schrieb Robin den Song für eine rasch geplante Fortsetzung, die letztlich aber erst 2005 in Angriff genommen wurde. "Cherish" lag da längst vergessen in einer Schublade - zu Unrecht, wie nun hören ist. Die Nummer hätte nämlich vorzüglich ins Streisand/Barry Gibb-Output gepasst.

Natürlich findet sich auf "50 St. Catherine's Drive" auch mal nicht unbedingt erste Songwahl wie z. B. das recht belanglose "One Way Love". "Sanctuary" erinnert an eine zu Recht unberücksichtige Nummer aus der stampfigen "You Win Again"-Bee Gees-Phase. "Solid" bietet solides Songwriting, aber mehr auch nicht. Das gefühlige "Sydney" stellt passenderweise den letzten Alben-Track dar, denn die vorliegende Demoversion ist gleichzeitig Robins letzter zu Lebzeiten aufgenommener Song.

Als lupenreines, emotionales und mitreißend eingespieltes Pop-Juwel präsentiert sich "Alan Freeman Days". Der Song stellt Gibbs persönliches Dankeschön an jenen legendären Radio-DJ dar, der nach dem Split der Bee Gees 1969 für seine Solo-Karriere eine entscheidende Rolle spielte. Moderatoren wurden angewiesen, Robins Debüt-Single nicht zu spielen - Freeman widersetzte sich dem Diktat, und "Saved By the Bell" entwickelte sich zu einem weltweiten Superhit.

"Don't Cry Alone", stellt Robin Mitte des Albums fest. Unter diesem Aspekt kann man den gesamten Longplayer sehen: In überwiegender Zahl handelt es sich dabei um gefühlvolle Songs, durchzogen von einem wohligen Hauch Melancholie. Ein würdiges Vermächtnis, das uns das Haus "50 St. Catherine's Drive" da hinterlässt, Gibbs letztem Wohnsitz.

Trackliste

  1. 1. Days Of Wine And Roses
  2. 2. Instant Love
  3. 3. Alan Freeman Days
  4. 4. Wherever You Go
  5. 5. I Am The World (New Version)
  6. 6. Mother Of Love
  7. 7. Anniversary
  8. 8. Sorry
  9. 9. Cherish
  10. 10. Don't Cry Alone
  11. 11. Avalanche
  12. 12. One Way Love
  13. 13. Broken Wings
  14. 14. Sanctuary
  15. 15. Solid
  16. 16. All We Have Is Now
  17. 17. Sydney

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2 Kommentare

  • Vor 9 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 9 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 9 Jahren

    "Ein würdiges Vermächtnis, das uns das Haus '50 St. Catherine's Drive' da hinterlässt, Gibbs letztem Wohnsitz."

    Die Adresse ist der Ort, an dem Robin seine Kindheit auf der Isle of Man verbracht hat. Vor seinem Tod lebte er in London.

    Ansonsten schließe ich mich der Rezension vollinhaltlich an.