Der Indie-Papst dreht durch, Lana Del Rey auf und Console stellt sich dem 5-Fragen-Check.

Inside The Shit (mis) - Langeweile kann man auf verschiedene Weise begegnen. Manche schreiben lustige Fan-Mails an Musikmagazine, andere greifen zur Flasche. Mit fortschreitendem Alter tendiere ich dazu, CD-Booklets zu lesen. Konkret suchte ich neulich nach einer Erklärung für die Veröffentlichung der Best Of-Scheibe "Total" des Zweigestirns New Order/Joy Division.

Darin stand der Satz: "Ohne Joy Division und New Order wären The Cure nur eine dickere Version von Orange Juice, Nine Inch Nails wiederum eine dünnere Version von The Cure und Depeche Mode nur zweitklassige Erasure." Äh, wo ist die Flasche, wenn man sie braucht? Ich stand kurz davor, ne Fan-Mail zu schreiben.

This Fansite Isn't Funny Anymore

Solch einen Größenwahn konnte letztlich aber nur eine andere Ikone toppen, nämlich der allseits gefürchtete Mr. Who-Put-The-M-In-Manchester aka Morrissey. Stammleser wissen um meine devote Verbundenheit zu dem begnadeten Motzkopf, der der einzige meiner ewigen Helden ist, den ich aus Selbstschutzgründen niemals zum Interview treffen wollte.

Bestätigt wurde ich diese Woche durch Morrisseys Entscheidung, den Chef der beliebten Fanseite morrissey-solo.com lebenslang von seinen Konzerten auszusperren. Der arme Herr Tseng, gegen den Typen wie ich nur als hemdsärmelige Wurst-Anhänger durchgehen, war von Los Angeles ins ferne Kopenhagen gereist, um dort von der Security identifiziert und ohne nähere Angaben von Gründen aus der Halle geleitet zu werden.

"Fuck morrissey-solo.com!"

Später erfuhr er aus der Presse, dass Morrisseys Sprecher den Schritt damit begründete, Tseng betreibe eine "vergiftete Webseite". Schon wenige Tage zuvor traten Morrissey und Band mit "Fuck morrissey-solo.com"-Shirts vor ihr Publikum.

Man könnte dies als weitere Fußnote unter die lange Geschichte irrationaler Handlungen des britischen Sängers verbuchen. Man könnte auch argumentieren, dass gerade eingeweihte Fans wie Tseng eigentlich wissen müssten, wie persönlich Morrissey schlechte Kritiken an seinen Songs oder seiner Band nimmt, was auf morrissey-solo.com zuletzt gehäuft zu lesen war. Allerdings gepostet von den Usern der Seite, nicht von Tseng.

Who put the D in Dickhead?

Dennoch: Hätte Tseng nicht ahnen können, dass ein Mann, der die Taschen seiner Fans bei Konzerten nach Fleisch durchsuchen lässt oder diese wegen eines aufziehenden Schnupfens absagt, den geballten Vorwurf stagnierender Songwriting-Kunst auf einer der größten Fanseiten nicht lange duldet? Tseng vermutet, Morrissey sei frustriert, weil er seit Monaten keinen Plattenvertrag mehr hat und sich offenbar kein anderes Label um ihn reißt. Oh dear, Steven Patrick! Who put the D in Dickhead? Ach scheiße, hör ich halt Buzzcocks, also die härtere Version der Smiths. Die haben sowieso auf fast alles ne Antwort. In diesem Fall: "Ever Fallen In Love With Someone You Shouldn't Have?"

Happy Birthday: UK Punkrock (1976)

Wir bleiben in Manchester: Von den zahlreichen Legenden-Gigs, in die man sich als Spätgeborener gerne zurückbeamen würde, zählt die Buzzcocks-Show am 20. Juli 1976 in Manchesters Lesser Free Trade Hall. Es war die zweite Sex Pistols-Show in der Stadt, die Buzzcocks besorgten den Support.

Angeblich im Publikum: Ian Curtis, Bernard Sumner, Peter Hook, Morrissey, Tony Wilson und Mark E. Smith. Mit besonderer Widmung an David Tseng hier nochmal der erwähnte Buzzcocks-Hit in der Live-Version am selben Ort, nur zwei Jahre später:

5 Fragen an ... Martin Gretschmann (Console)

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Welche Platte hast du dir zuletzt gekauft?

Gar keine, nur Umzugskartons im Moment. Und beim Platten und CDs packen, entdecke ich so viele Sachen, die ich mal wieder hören will, bevor ich mir neue kaufe.

Zitiere eine Zeile deines Lieblingssongs.

"We are ugly but we have the music" (Leonard Cohen, "Chelsea Hotel #2")

Dein wertvollster materieller Besitz?

Mein Studio.

Wovon bist du abhängig?

Kaffee.

Welche Berühmtheit, die du persönlich getroffen hast, machte einen großen Eindruck auf dich?

Keine.

Das im letzten Jahr erschienene Console-Album "Herself" ist noch immer uneingeschränkt empfehlenswert. Nach der Melt!-Show am Wochenende tritt Gretschmanns Console am 28. Juli live in der Roten Sonne in München auf.

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Lieblingssong der Woche: Lana Del Rey, "Video Games"

Sie nennt sich selbst die "Gangsta Nancy Sinatra" und vielleicht muss so viel Großspurigkeit bei einer 24-Jährigen erlaubt sein, die ebenso unnatürliche Lippen, eine Stimme auf Kohlemine-Niveau und ein Monument von einem Song ihr Eigen nennt.

"Video Games" ist der Vorbote ihres zweiten Albums, das dank plötzlichem YouTube-Fame im Gegensatz zum ersten nun hohe Erwartungen weckt. Das Electro-Chanson, das Cat Power nie gesungen hat oder einfach: Atemberaubend.

Michael Schuh hört Musik, beobachtet Kollegen und schreibt dann drüber. Personen, Orte und Handlung sind definitiv nicht erfunden.

Fotos

Console und Morrissey

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13 Kommentare

  • Vor 12 Jahren

    Dass Morrissey seine Konzertbesucher nach Fleisch durchsuchen lässt, ist 'ne Ente. Ein Fan hat den Ordner, der den gängigen Sicherheitscheck gemacht hat, gefragt, wonach er denn suche, worauf der wohl im Scherz als Anspielung auf Morrisseys nahezu militanten Vegetarismus meinte "Nach Fleischwaren." Der Fan erzählt das dann dem Daily Mirror und fertig ist die falsche Story, die dann jeder - z.B. auch der NME oder bild.de - vom Mirror abschreibt. In den Kommentaren dieser Berichte kann man dann auch von vielen Besuchern des gleichen Konzerts lesen, die von einer Fleischdurchsuchung nichts mitbekommen haben.

  • Vor 12 Jahren

    P.S.: Die Sache mit Tseng und morrissey-solo.com ist natürlich dennoch eine Frechheit. Aber dass Morrissey nicht alle Latten am Zaun hat, ist ja so neu auch nicht.

  • Vor 12 Jahren

    also, Morrissey in allen (mir unbekannten) Ehren, aber es is schon ne kleine Diva oder wie? xD