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"Für unser ganz persönliches Leid gab es Linkin Park"

Aber Scherz beiseite, wie viele Fans Linkin Park heute noch haben, konnte letzte Woche wohl jeder in seiner Facebook-Timeline sehen. Es brauchte dann erst den sehr empfehlenswerten Nachruf auf Bennington, den Kollegin Irmschler fürs Intro Magazin verfasst hat, der mich einigermaßen begreifen ließ, warum doch so viele Menschen und sogar einigermaßen geschmackssichere Typen wie Kollege Klug einen soft spot für die Band hegen (okay, Klug hört auch die Kelly Family, aber das hat lokalpatriotische Gründe, glaube ich).

Schon relativ früh kommt Irmschler zur Sache und macht klar, dass Leute wie ich, die vor Ende der 80er Jahre geboren sind, sowieso gleich gar nicht mitreden könnten beim Thema Linkin Park. Ok. Grund? Wir kannten schon "richtigen Rock, kämpferischen Punk, aufbegehrenden HipHop, wussten, was Authentizität bedeutet oder knipsten uns die Birne beim Raven aus." Ok. Menschen dagegen, die bei Veröffentlichung des Smash-Hits "One Step Closer" erst um die 13 Jahre alt waren, denen gab der Sound scheinbar "das Gefühl, nicht allein zu sein mit den plötzlichen, negativen Gefühlen (...) Und wir, die wir noch keinen Schimmer davon hatten, was Mainstream bedeutete und was falsch an ihm sein sollte, oder ob es diese Art von Musik nun schon gegeben hat, waren uns sicher: Das ist was ganz Neues. Uns fehlten die Referenzen und das war auch egal."

So weit, so klar. Aber trotzdem, warum Linkin Park? "Das Alternativ-Programm zu dieser Zeit waren die No Angels, Glashaus, Westlife, Shaggy und die Arschgeigen von Limp Bizkit. Das war auch alles okay, aber für unser ganz persönliches Leid gab es eben Linkin Park, die uns Dank der fetten Promotion in unsere verkeimten Teeniezimmerchen gespült wurden." Das ist alles nachvollziehbar, eventuell hätte ich da auch die Linkin Park-Karte gezogen, wobei es andererseits gab 2001 auch noch Placebo und Muse gab. Aber vielleicht waren die für 13-Jährige ja nicht mehr neu genug, das Muse-Debüt ist ja von 1999 und Placebos Debüt sogar noch älter. Ich habe Chester, Brad und Rob 2003 zur "Meteora"-Veröffentlichung übrigens zum Interview getroffen und ich weiß noch genau, wie sympathisch die Typen waren und ich mir danach dachte: Zu schade, dass die Musik nix für mich ist. Aber so dachte der Jahrgang 1989 sicher auch bei den von mir beweinten David Bowie und Chris Cornell.

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