laut.de-Kritik

Eine Platte zum Dahinschmelzen.

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Seine Karriere beschreibt der in New York ansässige Singer/Songwriter in einem schönen Bild: Es habe mit einem Pferd begonnen, das so schnell galoppiert sei, dass er es nur verschwommen wahrnehmen konnte. Er habe sich festgehalten und gefragt, wie zur Hölle er da oben gelandet sei. Irgendwann habe er gelernt, die Zügel richtig zu halten, danach sei das Pferd in sanften Galopp übergegangen.

"Sanft" fasst die Musik Joshua Radins gut zusammen. Deren TV-Qualitäten ermöglichten die Karriere erst: Eines seiner frühen Stücke, "Winter", schaffte es 2004 in die Serie "Scrubs - Die Anfänger". Den Anstoß gab damals sein Freund Zach Braff, der dort die Hautptrolle spielte. Weitere Lieder kamen in "Greys Anatomy" und "Dr. House" unter.

Radins erstes Album "We Were Here" wurde 2006 zum Hit auf iTunes und erschien beim Major Columbia. Danach wurde es ruhiger: Um die Kontrolle über seine Musik zu behalten, kaufte er sich aus dem Vertrag heraus. Seitdem bevorzugt er kleinere Labels. Die Alben vier bis sieben veröffentlichte er gar in Eigeninitiative.

Nun firmiert er beim kanadischen Label Nettwerk. Die Musik hat sich auf dem achten Album gleichwohl wenig geändert: Nach wie vor steht Joshuas "flüsternde Stimme, die sich anhört wie eine silberne Glocke" (so der Rolling Stone 2006) im Mittelpunkt. Am besten hört sich die an, wenn Radin dazu Gitarre spielt, etwa im Opener "Here, Right Now" mit Gesangspartnerin Maria Taylor, einer Ballade zum Dahinschmelzen. Ein langer, schwieriger Weg sei es gewesen, der aber zur großen Liebe geführt habe, so die Message.

Der Titel des Albums dürfte zudem eine Anspielung auf Radins Debüt sein: "Hey, es gibt mich immer noch", so die Botschaft. Mit "Going With You" versucht sich der Amerikaner an fröhlichem Pop, im nachdenklichen "What Would You Do (Refugee Song)" singt er dagegen aus Sicht eines Kindes auf der Suche nach einem besseren Leben: "Ich bin kein ausgeprägt politischer Mensch", erklärt Radin: "Ich versuche, in jedem das Beste zu sehen. Es ist aber schwierig, wenn man mitkriegt, wie Kinder an der Grenze unseres eigenen Landes von ihren Familien getrennt werden. Das ist nicht, wie Amerika sein sollte.".

Ob sich Donald Trump davon beeindrucken lässt? Vermutlich nicht. Doch schnell aufgeben will Radin nicht, wie er in "I Won't Back Down" verspricht. Der Tom Petty-Klassiker folgt auf die zweite Coverversion der Platte, "She Smiled Sweetly" von den Rolling Stones.

Der zügellose Galopp des Pferdes führte Radin natürlich auch auf die Bühne. "Es hat ein paar Jahre gedauert, bis ich mich auf der Bühne wohl fühlte", erklärt er. Wie gut das mittlerweile klappt, werden die Auftritte im deutschsprachigen Raum im Januar 2020 beweisen.

Trackliste

  1. 1. Here, Right Now
  2. 2. You Got Me Thinking
  3. 3. Only A Wave (Better Days)
  4. 4. Going With You
  5. 5. Don't Let It Hurt You
  6. 6. She Smiled Sweetly
  7. 7. I Won't Back Down
  8. 8. Your Light
  9. 9. What Would You Do (Refugee Song)

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