laut.de-Kritik

Schweizer Alternative Rock in Alice In Chains-Nähe.

Review von

Das soll noch einer sagen, die Schweizer könnten nur Ricola und Toblerone fressen, beziehungsweise die deutsche Sprache mit willkürlich vielen Frikativen akustisch versauen. All das können sie mit Sicherheit, doch wenn es an guten, handgemachten Alternative Rock geht, würde ich das Alpenland nicht unbedingt unter den ersten zehn Ländern nennen.

Zu Unrecht, wie ich gerade gelernt habe. Richtig interessant wird's aber, wenn man feststellt, dass es sich bei Disgroove inzwischen um die komplette ehemalige Backing Band von V.O. Pulver handelt, seines Zeichens alleiniges Urmitglied der Groove-Metaller GurD. Mit jenem Sound haben Disgroove allerdings gar nichts mehr am Hut. Schon seit dem GurD-Split haben sich Sänger/Gitarrist Philippe und Drummer Tobias dem Alternative Rock verschrieben. Basser Marek stieß erst nach den Aufnahmen zum insgesamt dritten Album "Three" zur Band.

Die beiden ersten Alben der Eidgenossen sind mir nicht bekannt (das erste gibt's wohl auch nicht mehr), großartige Veränderungen im Stil sind aber wohl nicht aufgetreten. Jedenfalls startet der Opener "Mass Confusion" mit einem angenehmen Midtemporiff, über das die leicht raue, aber sehr melodische Stimme von Philippe gleitet. Dabei erinnert er stimmlich leicht an Layne Staley (R.I.P.), aber vor allem zum Crease-Sänger Kelly Meister finden sich deutliche Parallelen.

Während sich Songs wie "Where I Belong", das kraftvolle "Pay For What I Am" oder das sich steigernde "The Only One" im ähnlichen Umfeld wie der Opener abspielen, drücken Nummern wie "Come Down" oder "Falling" etwas mehr auf's Gas. Das weckt Sehnsucht an den Sommer, wenn man endlich mal wieder das Fenster runterkurbeln und mit der Sonnenbrille im Gesicht an den Baggersee brezeln kann. Ein paar Sachen mit etwas mehr Drive wären allerdings nicht schlecht gewesen.

Natürlich sind auch einige ruhigere Tracks auf "Three" vertreten. So zum Beispiel "Your Blood", bei dem nur der Sprechgesang etwas fehl am Platz wirkt, oder das sehr emotionale "P.O.A.D.". Eine sehr schöne und vollkommen unkitschige Ballade ist schließlich mit "Ready" vertreten. Allein "R'n'R Star" will mir nicht so recht ins Ohr und das rein akustische "Promises" vermag auch nicht richtig zu begeistern.

Mit "Learn To Be Right" wählen die Schweizer noch eine sehr relaxte Schlussnummer, die nach wenigen stillen Minuten noch in einem akustischen Hidden Track endet. Wer nicht darauf besteht, dass gut gemachter Alternative Rock zwingend aus den Staaten und von Creed, Staind oder Nickelback kommen muss, der greife bei "Three" jedenfalls zu.

Trackliste

  1. 1. Mass Confusion
  2. 2. Come Down
  3. 3. Your Blood
  4. 4. The Sky Turns Black
  5. 5. Where I Belong
  6. 6. R' N' R Star
  7. 7. P. O. A. D.
  8. 8. Ready
  9. 9. Pay For What I Am
  10. 10. The Only One
  11. 11. Promises
  12. 12. Falling
  13. 13. Learn To Be Right

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