Porträt

laut.de-Biographie

Bohren und der Club of Gore

Bohren Und Der Club Of Gore spielen einen Crossover aus Jazz und Ambient. Konstante Mitglieder sind Thorsten Benning (Drums), Christoph Clöser (Saxophon, Piano, Rhodes),
Morten Gass (Piano, Mellotron, Rhodes) und
Robin Rodenberg (Double Bass). Besonderes Kennzeichen ihrer Musik: Stille als tragende künstlerische Säule.

Dies ist zu Anfang der Karriere noch nicht absehbar. BCG gründen sich 1988 in Mülheim an der Ruhr ursprünglich als Heavy Metal- bzw. Hardcore-Band; "Eine der üblichen Krachbands", wie Morten Gass betont. "Wir haben drei Jahre lang unseren Idolen nachgeeifert. Und immer kam woanders eine Platte heraus, die besser war als wir." So wächst die Sehnsucht, anders zu sein. Es entwickelt sich das Konzept der Leisetreterei. Nach und nach tauscht das Quartett seine HC-Wurzeln ein: Ruhe statt Lärm, Sanftheit statt Aggression, Klarheit statt Verzerrung.

Es entstehen Ambient-artige, extrem langsam performte Klanglandschaften mit sphärischer bis meditativer Prägung. Mit leichter Hintergrunduntermalung hat das alles jedoch nichts zu tun. Das Stillleben wird nahezu ausschließlich durch die instrumentellen Farben des Jazz gemalt. Als roter Faden zieht sich dabei das wohl behäbigste, bedrückendste Saxophon der Musikgeschichte durch die zeitlupenhaften Tracks. Diese eigentümliche Mischung und Songtitel wie "Orgelblut", "Darkstalker", "Nightwolf" oder "The Art Of Coffins" bringen dem Goreclub in der Presse den Titel "Meister und Erfinder des Doomjazz" ein.

Bohren selbst begreifen sich als Impersonatoren einer Melancholie mit erlösendem Licht am Ende des Tunnels: "Wenn das ein Suizidgefährdeter hört, müsste er diese Gedanken eigentlich wieder verwerfen, weil er eine Möglichkeit sieht, in diesem beschissenen Leben weiter zu existieren. Unter anderem, in dem er unsere Musik hört." Tatsächlich klingen ihre Lieder wie eine verloren geglaubte Pause im Auge des Sturms des hektischen Alltags.

Dieser Break ist jedoch nie tauglicher Ruhepol zur betäubenden Entspannung. Bildlich gesprochen bedeutet er Schwarzlicht gewordenen Klang, während das Blut schon die Wand im lichtgedimmten Zimmer heruntertropft. Die Tonträger unterscheiden somit nur subtil voneinander. Mal steht wie bei "Sunset Mission" oder "Black Earth" das warme Saxophon im Vordergrund. Dann wieder experimentiert die Band mit Chören und Vocodern ("Geisterfaust") oder gar mit Gastsängern ("Beileid"). Die beschriebene Grundausrichtung bleibt stets erhalten.

Die Bandmitglieder selbst stehen dabei vollkommen im Hintergrund. Nichts soll das Publikum von der auditiven Wahrnehmung der Goreschen Töne ablenken. Auch deshalb gibt es kaum unverfremdete Fotos der Musiker. Entsprechend finden viele Gigs bei eher schummriger Beleuchtung statt. Der im Rock/Pop-Kontext typische Hang zum Personenkult, zu Frontman-Status und ausufernden Soli findet hier nicht statt. Er wäre ohnehin nur Störfaktor. "Vieles, was uns nicht gefällt am Leben, wird erträglich durch das, was wir machen. Nebenbei sind wir auch davon überzeugt, dass es uns überdauert."

Bei soviel getragener Ernsthaftigkeit wird schnell übersehen, dass sich der Club eine gesunde, humorvolle Distanz zum eigenen Schaffen erhalten hat. Selbstironisch und in Bezug auf die programmatischen Manowar-Lyrics "Other bands play, Manowar kill" sagt Morten Gass über seine Band: "Other bands play, Bohren bore!"

Alben

Bohren Und Der Club Of Gore - Beileid: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2011 Beileid

Kritik von Ulf Kubanke

Mit Mike Patton zurück an der Spitze des europäischen Finster-Jazz. (0 Kommentare)

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