Der Musiker verlor die Nerven und brach in Augsburg ein Strandkorbkonzert ab. Olli Schulz betrat in Erfurt erst gar nicht die Bühne.

Augsburg (ebi) - Helge Schneider und Auftrittsverbot: Die Höchststrafe für einen Vollblutmusiker und -entertainer wie ihn. Schon im ersten Coronajahr bzw. -Lockdown zeigte Schneider eine leicht depressive Verstimmung: "Meine Kunst lebt davon, dass ich ein Publikum habe. Ich trete nicht auf vor Autos. Ich trete nicht auf vor Menschen, die anderthalb Meter auseinander sitzen müssen und Mund-Nasen-Schutz tragen", hatte er im Mai 2020 seinem Frust Luft gemacht - um sich kurz darauf mit der Single "Forever At Home" wieder zu berappeln.

Vor diesem Hintergrund wundert es ein wenig, dass sich der Jazzmusiker und Kabarettist überhaupt in diese unglückliche Situation hineinmanövriert hat: Am vergangenen Freitag brach er Medienberichten zufolge nach gut einer halben Stunde und vor 900 Fans sein Konzert beim Strandkorb Open Air in Augsburg ab - durch Strandkörbe wird bei diesem mit dem Deutschen Tourismuspreis 2020 ausgezeichneten Konzept ein coronakonformer Abstand garantiert, dem Publikum werden die Getränke auch an den Platz serviert.

Helge: "Ich muss sagen, das geht mir ziemlich auf den Sack. Ich habe keine Lust mehr. Das macht wirklich keinen Spaß. Man kriegt keinerlei Kontakt zum Publikum, hier laufen auch andauernd Leute rum. Bitte habt Verständnis dafür – ich als Künstler kann unter diesen Umständen überhaupt nichts mehr machen".

Doch einen Satz seines kurzen Ausbruchs hätte er sich besser verkniffen: "Das System ist einfach nur fadenscheinig und dumm". Natürlich geriet der Musiker in den Sozialen Medien prompt unter Querdenker-Verdacht, was hitzige Diskussionen nach sich zog. Doch nicht nur das. Der Ausgburger Veranstalter droht nun mit einer möglichen Schadensersatzklage infolge des Konzertabbruchs: "Das Konzept ist jedem Künstler vorher bekannt", betonte eine Sprecherin. Schneider hatte auch ein "Vielleicht könnt ihr euer Geld wiederkriegen" ins Publikum gerufen. Man hätte die Bewirtung aber sogar eingestellt, wenn Schneider auf die Bühne zurückgekehrt wäre, so die Sprecherin weiter. Mit ihm sei aber nicht mehr zu reden gewesen. Fortsetzung folgt.

Noch am selben Tag nahm Schneider zu dem Konzertabbruch dann in einem Twitter-Video Stellung: So habe er nicht gewusst, dass es sich um Mitarbeiter der Gastronomie gehandelt habe. Das habe er erst danach erfahren. Er habe sich massiv gestört gefühlt und könne die Leute so einfach nicht begeistern. In einem weiteren Tweet distanzierte er sich außerdem klar von der Querdenker-Szene. Schneiders Managment teilte später mit, dass Helge die noch ausstehenden Auftritte beim Strandkorb Open Air-Auftritte nun absolvieren wolle.

Tierschutz mit Olli Schulz

Olli Schulz trat sein Picknick-Konzert am vergangenen Samstag in Erfurt im Thüringer Zoo erst gar nicht an, wenn auch aus ganz anderen Gründen: "500 Meter entfernt von unserer großen Bühne und der fetten PA sind Tiere, und für Tiere bedeutet dieser Lärmpegel Stress". Es tue ihm leid, aber als Tierschützer könne er das Konzert nicht spielen. Es werde nachgeholt.

Olli betonte in dem Instagram-Video ausdrücklich, dass seine Absage nichts mit Corona zu tun habe, er habe kein Problem mit Strandkorbkonzerten, Masken oder Abstandsregeln. Dies sei eine Sache von Einstellung und Haltung. Als Kritik an Helge Schneider sei dies aber nicht zu verstehen, ließ er später verlauten, denn er habe selbst oft genug auf der Bühne die Nerven verloren, zitiert ihn der Rolling Stone.

In beiden Fällen darf man trotzdem fragen, ob sich die Musiker im Vorfeld ihrer Gigs genügend informiert haben bzw. sie beim Booking angemessen beraten wurden. Auch, wenn die Sehnsucht nach einem endlich wieder halbwegs normalen Konzertbetrieb riesig ist.

Fotos

Helge Schneider und Olli Schulz

Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Jasmin Lauinger) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta) Helge Schneider und Olli Schulz,  | © laut.de (Fotograf: Désirée Pezzetta)

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10 Kommentare mit 3 Antworten

  • Vor 2 Jahren

    Helge und seine Beweggründe in allen Ehren, aber das wirkt schon ziemlich unsouverän. Da sitzen ja ggf auch Menschen, die Helge zum ersten Mal live sehen und diesen Tag herbeigesehnt haben, besondere Bedingungen hin oder her.

  • Vor 2 Jahren

    "In beiden Fällen darf man trotzdem fragen, ob sich die Musiker im Vorfeld ihrer Gigs genügend informiert haben bzw. sie beim Booking angemessen beraten wurden."

    Naja, 'ne 100%ige Garantie wäre/ist das ja aber auch nicht. Welches Livefeeling jetzt genau zustande kommt, wie die Interaktion mit den Zuhörern aussieht und wieviel "Energie" durchs Publikum geht, wird man sicherlich nicht immer vollständig aus einem kalten, sachlichen Hygienekonzept ablesen können. Das sind halt sehr komplexe und fragile emotionale Dynamiken von denen man als Livekünstler lebt. Von daher sollte man das ein oder andere misslungene Event in dieser unerprobten Situation denke ich einmal mit hinnehmen.

  • Vor 2 Jahren

    Bei aller Liebe, die man für Helge als Musiker hat, aber das war einfach nur unprofessionell.
    Das Konzept war von Anfang an klar und selbst wenn ihm seitens des Managements nicht alles im Detail erklärt wurde sollte der grobe Ablauf jedem und vor allem jedem in der Branche bewusst sein.
    Nach einem Jahr sporadischer Kurzarbeit für viele Leute haben die das Geld für Konzert und Anfahrt wahrscheinlich auch nicht aus den Ohren quillen, da muss man mMn seinen Stolz runterschlucken, durchziehen und zukünftig keine derartigen Auftritte mehr buchen.

  • Vor 2 Jahren

    Ooch, ich versteh ihn voll und ganz. Hatte schon mehrfach bei Konzerten mit dem Gesindel der Spaßgesellschaft zu tun, denen die Musik maximal egal war und lieber an der Bar schnatternd, ihre ganze Ignoranz und Oberflächlichkeit lautstark zur Schau stellten. Ersten frag ich mich, wozu braucht es bei einem Konzert eine Bewirtung, wenn die Flaschen fressen oder saufen wollen, dann sollen sie das woanders machen und nicht das Konzert stören. Zweitens, was für ein respektloses Drecksgesindel ist das, die in ein Konzert gehen, nur um ihrer krankhaften Sucht nach oberflächlichen Sozialkontakte nachzugehen und nicht wegen der Musik. Diesen selten dummen, egoistischen Arschlöchern haben wir die rasche Verbreitung des Corona Virus zu verdanken und diese Drecksbrut ist der Hauptreiber der Pandemie.

  • Vor 2 Jahren

    Der muss ja auch trotz Corona genügend beiseite gelegt haben, dass er sich das so leisten kann. Gut gewirtschaftet Herr Schneider!

  • Vor 2 Jahren

    Nun ja, einerseits, andererseits.

    Natürlich hätte Herr Schneider das Konzept besser erfragen können - und sich dann die Auswirkungen auf seine Musik ausmalen können.

    Aber gerade jetzt kommen eben Leute ins Konzert, die irgendwo hingehen, weils gerade geht - und nicht, weil die da zuhören wollen. Das kann man beim Fussball machen, aber bei Musik ist das - gerade auch für interessierte Mitanwesenden - ein Downer. Ein massiver Downer.

    Also ein Korbstuhlkonzert, bei dem währenddessen bestellt und serviert wird und die Leute sich weder bewegen können/sollen noch zusammensitzen, ist tatsächlich ein dummes System. Das macht genausoviel Laune wie in Italien im Strassencafe zu sitzen und alle flanieren mit Maske. Das funktioniert nicht.

    Das heisst nicht, dass Make und Abstand unnötig sind - aber dann gehen eben manche Sachen nicht. Punkt. Die trotzdem auf Gedeih und Verderb durchführen zu wollen, ist tatsächlich fadenscheinig. Da kann man nicht Konzert zu sagen.