laut.de-Kritik

Der Gesetzlose leidet, schluchzt und schreit ...

Review von

Blackie Lawless will es anscheinend wirklich noch mal wissen. Nachdem das "The Crimson Idol"-Konzeptalbum das erfolgreichste der W.A.S.P.-Geschichte war, macht er sich mit "The Neon God" an den nächsten Versuch, und der soll gleich über zwei Alben gehen.

Hat er sich damit aber auch einen Gefallen getan? So ganz schlüssig bin ich mir noch nicht, denn schon allein der Opener "Overture" strapaziert meine Nerven nicht nur mit völlig lächerlichen Trompeten-Synthies, sondern auch mit der von mir gehassten Hammondorgel. Dieses Problem setzt sich auch über das komplette Album fort, denn der gute Gesetzlose hat nämlich an allen Ecken und Enden mit den Keyboards alles zugepflastert. Das überfrachtet einige der ansonsten recht anständigen Songs doch etwas.

Auch die Drums sind nicht unbedingt das, was ich als organisch und inspiriert beschreiben würde, das kann aber auch am Sound liegen. Der lässt nämlich allgemein etwas zu wünschen übrig, vielleicht hätte Blackie nicht alles selbst in die Hand nehmen sollen, sondern besser einen anständigen Produzenten verpflichtet. Songs der Marke "Asylum # 9", "X.T.C Riders" oder "Running Man" (furchtbarer Sound, die Drums klingen wie aus der Keksdose) hätte das bestimmt gut getan. Dass "The Rise" das musikalische Thema von "Overture" wieder aufgreift, ist zwar eine nette Sache, aber ... siehe oben.

Dabei ist die Story wieder interessant geschildert und sowohl musikalisch als auch textlich schön umgesetzt. Blackie leidet, schluchzt und schreit sich durch 14 Songs, die das emotionale Dilemma des Protagonisten Jessie schildern, der von der drogensüchtigen Mutter ausgesetzt in einem Waisenhaus aufwächst, von einer sadistischen Nonne dort sexuell missbraucht wird und langsam am Rad dreht. Als er dann aus der Klinik abhaut, gabelt ihn ein seltsamer Charakter namens Judah auf, der ihn zu einem religiösen Sektenführer aufbaut.

Die Ansätze sind mal wieder sehr gut gelungen, es wurde nur an den falschen Sachen gespart, was das Album folglich nicht übers Mittelmaß hinaus hebt. Schade eigentlich, denn mit "What I'll Never Find" haben W.A.S.P. mal wieder eine richtig geile Ballade am Start.

Trackliste

  1. 1. Overture
  2. 2. Why Am I Here
  3. 3. Wishing Well
  4. 4. Sister Sadie (And the Black Habits)
  5. 5. (Why Am) I Nothing
  6. 6. Underature
  7. 7. Asylum #9
  8. 8. Red Room of the Rising Sun
  9. 9. What I’ll Never Find
  10. 10. Someone To Love Me
  11. 11. X.T.C. Riders
  12. 12. Me And The Devil
  13. 13. Running Man
  14. 14. The Raging Storm

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