laut.de-Kritik

Neue Tracks vom 74-jährigen Ambient-Pionier.

Review von

Musik und Schreiben sind die künstlerischen Passionen von Hans-Joachim Roedelius. Daneben ist er ein Freund von guten Weinen. In diesem Jahr wird Roedelius 74 Jahre alt. Und während andere in diesem Alter längst zurückgezogen die Rente genießen, geht er groß auf Tournee. Sankt Petersburg, Rom, Detroit, Los Angeles, München und Glasgow sind nur einige Städte, die auf dem Programm stehen.

Nach Gründen für die andauernde Popularität des Musikers Hans-Joachim Roedelius braucht man nicht lange zu suchen. Als Mitglied der Krautrock-Band Cluster hat er Ambient den Weg geebnet, zudem spielte er in der "Super-Krautrock-Band" Harmonia und hat danach ein umfangreiches Werk geschaffen, das irgendwo in der Schnittmenge von experimenteller elektronischer Musik, neuer Klassik und Jazz anzusiedeln ist.

Seit 2000 arbeitet er ab und an mit dem amerikanischen Komponisten Tim Story zusammen, ein erklärter Fan von Roedelius. "The Persistance Of Memory" und "Lunz" 2002 waren die ersten beiden, von Fans und Presse gleichermaßen gefeierten Alben. "Inlandish" ist der aktuellste Longplayer des Duos und erscheint auf Herbert Grönemeyers Grönland Label, wo kürzlich mit "Harmonia Live 1974" eine frühe Aufnahme mit Roedelius erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde.

Zwölf mäandernde Instrumental-Tracks, deren tragendes Element eine Piano-Melodie ist, haben Roedelius und Story für "Inlandish" zusammengestellt. In ihrer Anlage sehr reduziert gehalten, bauen die Tracks dennoch vom ersten Ton an eine unheimlich dichte Atmosphäre auf. Jede neue Spur wird wohl überlegt und aufs Feinste abgemixt zu den bestehenden Sounds hinzugefügt. In zehn Tagen waren die Klavierspuren eingespielt, fünf Monate verbrachte Story anschließend damit, Klangfarbe der Spuren zu optimieren.

Außerdem hat Story zusätzliche, meist flächige Sounds komponiert, die von Zeit zu Zeit die Aufmerksamkeit der Hörer steigern und dezente Abwechslung in den fließenden Sound von "Inlandish" bringen. Einzelne Highlights zu benennen macht bei diesem Release keinen Sinn. "Inlandish" will als Ganzes genossen werden. Ein Vergnügen, dem man sich als Hörer nur zu gerne hingibt.

Ein Pflichtrelease nicht nur für Fans von Roedelius und Krautrock, sondern für alle, die einmal Ambient-Sounds abseits der gängigen Klischees kennen lernen wollen.

Trackliste

  1. 1. As It Were
  2. 2. Inlandish
  3. 3. Trouvé
  4. 4. Downrivers
  5. 5. Ripple And Fade
  6. 6. Rooftree
  7. 7. Serpenting
  8. 8. House Of Glances
  9. 9. The Orchardist
  10. 10. Riddled
  11. 11. Beforst
  12. 12. Intermittent Haiku

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