Porträt

laut.de-Biographie

The Aggrolites

Im Grunde müssten sich die Aggrolites zur Ruhe setzen. Was soll schon noch kommen, wenn man den Ritterschlag bereits hinter sich hat? "Es ist einfach unglaublich, dass eine junge, amerikanische Band den Reggae-Sound der späten 60er genau so spielt, wie er damals klang", begeistert sich Ska-Urgestein Prince Buster, eins der erklärten Idole der Truppe.

The Aggrolites - IV Aktuelles Album
The Aggrolites IV
Zeitreise in die Anfangstage des Reggae.

Sich auf derlei Lorbeeren auszuruhen kommt für die beteiligten Herren jedoch nicht in Frage. Sie befinden sich schließlich auf einem Kreuzzug: "Das erklärte Ziel der Aggrolites", verrät Sänger Jesse Wagner im Interview mit truepunk.com, "ist ein Bewusstsein für Reggae zu schaffen. Wir wollen den Amerikanern zeigen, dass jamaikanische Musik wesentlich mehr zu bieten hat als Bob Marley, Ganja und sich Dreadlocks wachsen lassen."

Ihre Mixtur aus Reggae, Soul, Dreck und Entschlossenheit weckt Assoziationen zu den Vorreitern des Genres. Im Sound der Aggrolites leben Ken Boothe, die Upsetters, Alton Ellis, Toots & the Maytals und Konsorten fort. Die Stimme Wagners ruft Erinnerungen an Otis Redding, Ray Charles und Wilson Pickett wach.

An ihrer Mischung feilen die Aggrolites seit 2002. Bis dahin spielen ihre Mitglieder in verschiedenen Reggae- und Ska-Formationen in Los Angeles. Die Szene ist übersichtlich, man kennt sich. Eines gesegneten Tages geht der Anruf eines Veranstalters bei Jesse Wagner ein. Ob er nicht eine Backing-Band für den jamaikanischen Sänger Derrick Morgan auftreiben könne.

Ein Nein kommt nicht in die Tüte. Wagners erster Gedanke: "Lass mich eine All-Star-Band zusammenstellen." Mitglieder der Vessels und der Rhythm Doctors fusionieren, die Chemie entpuppt sich als phänomenal.

Derrick Morgan ist dermaßen begeistert, dass er gleich ein ganzes Album mit der neuen Combo aufnehmen möchte. Das wird jedoch leider nicht veröffentlicht. Die Trauer der rasch aus dem Boden schießenden Fangemeinde hält sich jedoch in Grenzen: Seit der ersten Show mit Morgan stehen die Veranstalter Schlange. Die Aggrolites spielen Konzert um Konzert.

"Das erste Album haben wir in etwa zehn Stunden geschrieben, aufgenommen und abgemischt", erinnert sich Gitarrist Brian Dixon. Wagner habe einen Großteil der Texte aus dem Stand improvisiert. Trotz des Schnellschusses bleibt an "Dirty Reggae", das 2003 erscheint, nichts auszusetzen.

Tim Armstong von Rancid reagiert euphorisch. Er bringt den Titeltrack auf einer "Give 'Em The Boot"-Compilation des Hellcat-Labels unter. Wenig später, im Oktober 2005, haben die Aggrolites genau dort einen Vertrag in der Tasche.

Die Beschränkung auf den harschen Oldschool-Sound, auf Reggae, Ska und Rocksteady, wie er auf Jamaika in den Jahren etwa von 1969 bis 1972 gespielt wurde, empfindet bei den Aggrolites niemand als einengend: "Uns eröffnet das unglaubliche musikalische Möglichkeiten", so Dixon.

"Das Einzigartige an dieser Ära liegt darin, dass die Musiker damals heftig improvisiert haben, um einen neuen Sound zu entwickeln. Tempo, Stimmungen und Groove ändern sich von Stück zu Stück. DAS ist unsere größte Inspiration. Wir versuchen nicht, wie eine Session-Band oder wie ein bestimmter Song zu klingen. Wir haben die Herangehensweise übernommen, die Experimentierfreude."

Neben Jesse Wagner und Brian Dixon zählt Roger Rivas an der Orgel zur Stammbesetzung der Aggrolites. Jeff Roffredo übernimmt von B Jonner und dem 2007 verblichenen David Fuentes den Bass. Am Schlagzeug löst Korey Horn den Hepcat-Drummer Scott Abels ab.

Die Aggrolites halten neben Derrick Morgan auch Legenden wie zitiertem Prince Buster den Rücken frei. Sie teilen sich die Bühnen mit Rancid, Madness, Michael Franti und Spearhead, Flogging Molly, den Dropkick Murphys, Social Distortion und vielen mehr. Ihre Songs laufen in Soundtracks, im Fernsehen und in Videospielen. Wie Prince Buster eben sagte: Unfassbar, dass eine junge, kalifornische Band so klingen kann.

Alben

The Aggrolites - IV: Album-Cover
  • Leserwertung: 3 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2009 IV

Kritik von Dani Fromm

Zeitreise in die Anfangstage des Reggae. (0 Kommentare)

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