laut.de-Kritik

Der Soundtrack zum nächsten Festival-Aftermovie.

Review von

Am Anfang steht Seattle. Und vor SYML Barcelona, Brian Fenells Band. Im Gegensatz zu den wüsteren Rabauken der Vergangenheit (Nirvana, Pearl Jam, Mudhoney) setzten Fenell und Co. in ihrer Heimatstadt lieber auf elektronisch untermalten Pop mit dezentem Kuschelfaktor. Ein paar Jahre später ist es gleichwohl Zeit für Veränderung: Unmittelbarer funktionierende Songs müssen her. Fenell löst Barcelona auf und nennt sich fortan SYML, was in Wales simpel bedeutet. Der Musiker hat dort seine Wurzeln.

"Clean Eyes", der schnelle Opener des Solodebüts, stellt gewissermaßen eine Blaupause dessen dar, was folgt: nachdenklicher Gitarreneinsatz in der Strophe, melancholische Texte, ein Break, danach der eingängige Refrain mit fröhlich brummendem Bass. Das Ergebnis ist ein Song, der das nächste Festival-Aftermovie hervorragend untermalen könnte. Dieses Muster variiert SYML in der Folge selten.

"Wildfire" ist als Piano-Ballade mit James-Blake-Vibe konzipiert: traurige Chords, hohe einfühlsame Vocals, Claps auf zwei und vier. Der Song bietet viele musikalische Fragmente, die man beim Hören wunderbar zusammensetzen kann. Der mächtige Pop im Refrain kommt dann aber doch etwas zu heftig.

Bei "Where's My Love" mixt Fenell Akustikgitarre mit stetig durchgetretener Kick sowie den obligatorischen Claps. Später gesellt sich ein nachdenkliches Piano hinzu - fertig ist der Song für alternative Waldschrate. Ein ähnliches Arrangement bietet "Girl". Beide Songs erinnern in der Machart an Bands wie Milky Chance oder Ben Howard.

"Animal" verliert sich dann zu arg in Synthesizer-Flächen und Hall-Effekten - im Ergebnis bleibt beim Hören zu wenig Fassbares zurück, weder in Sachen Text noch Melodie. Viel besser funktioniert das rockige "Break Free" mit treibenden Drums, cooler Bassline und massivem Keyboard im Chorus. Fenells leicht angezerrte Kopfstimme verleiht eine zusätzliche Portion Punch. Die moderne Produktion erinnert fast schon an die Black Keys oder Royal Blood, und Fenell quetscht auch noch ein cooles Gitarrensolo rein.

Bei "Wdwgily" spielt er sein Talent als Producer aus: perkussiv eingesetzte Voice-Samples, die eigene Stimme gepitcht, Drum-Beats abseits durchgehämmerter Viertel und sogar Rap-Parts. Acht Monate habe er an dem Song gearbeitet. Diese liebevolle Kleinarbeit hört man.

Mehr solcher Songs hätten der Platte nicht geschadet, denn oft klingen die Stücke etwas zu kalkuliert. Das ist schade, denn Fenell beherrscht sein Handwerk extrem gut: Die Sounds klingen stimmig, die Tracks halten interessante musikalische Ideen bereit. Dazu verfügt der Amerikaner über eine wahnsinnig schöne Stimme, die außer bei einer Autotune-Entgleisung ("Bed") hervorragend zur Geltung kommt.

Trackliste

  1. 1. Clean Eyes
  2. 2. Wildfire
  3. 3. Bed
  4. 4. Where's My Love
  5. 5. Break Free
  6. 6. Animal
  7. 7. The Bird
  8. 8. Girl
  9. 9. Connor
  10. 10. Wdwgily
  11. 11. Everything All At Once
  12. 12. Before You Knew It Was Me

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LAUT.DE-PORTRÄT SYML

Brian Fennell ist, was man wohl ein Multitalent nennt. Der Musiker wächst in Seattle auf, bringt sich als Autodidakt seine Musikkenntnisse selbst bei.

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