laut.de-Kritik

Verloren in der Trap-Maschine.

Review von

Soulja Boy rappt sich seit Jahren in die Bedeutungslosigkeit. Das ist keine neue Erkenntnis, macht es aber um so bemerkenswerter, dass er immer noch zuverlässig wie eh und je neue Mixtapes veröffentlicht. "Swag 6" ist sein erstes Release in diesem Jahr, vermutlich werden noch zwei oder drei Tapes folgen. Der Rapper muss sich dabei entweder vollkommen in seinem Trapfilm verlaufen haben, oder es ist ihm schlichtweg egal, wie eintönig und repetitiv seine Songs klingen.

Dabei liefert das Trap-Genre ja durchaus Potential für musikalische Weiterentwicklungen, zuletzt mit Yeats Rage-Mutationen und 21 Savages Spielereien mit Soul-Samples. Doch gegenüber Soulja Boy wirkt sogar Future wie die reinste Kreativwerkstatt. Auf "Swag 6" läuft Young Draco wieder einmal konsequent die mittlerweile in die Jahre gekommene Trapformel ab, wer einen Song kennt, kennt das gesamte Tape. Kein Track wirkt dabei auffallend schlecht, sie klingen nur leider alle ausnahmslos uninspiriert.

Die Texte sind sogar für Genre-Verhältnisse so banal, dass sich die Community auf Genius.com inzwischen nicht einmal mehr die Mühe macht, alles mitzuschreiben. "Gang, uh, young ni**a pull up in the Bentley / Word through the city, Draco got millions / 2024, Ferrari truck, ni**a, I want some millions / Ni**as cappin' in their tracks, copyin' all my swag, ni**a". Aha.

Der quantitative Fokus gibt den Releases dann den Rest. 20 Songs auf einem Mixtape, drei Mixtapes in einem Jahr. Während ein Westside Gunn bei ähnlich hoher Release-Frequenz sein qualitatives Niveau hält, schnürt Soulja das Soundkorsett nur immer weiter zu. Keine Spielräume mehr, keine Experimente, keine Abwechslung. Hier ist es schon eine Errungenschaft, wenn sich auf "I Just Want To Get Away" ein bisschen Melodie in Souljas Stimme verirrt - nach einer Minute und 35 Sekunden ist dann aber auch wieder Schluss.

Dabei müsste es gar nicht so sein. Wie Soulja Boy klingen könnte, kann man auf Kanye Wests unveröffentlichten "Donda 2"-Song "First Time In A Long Time" hören. Trotz der rohen Produktion liefert Soulja hier einen seiner besten Parts seit Ewigkeiten - und das nicht einmal auf einem Trapbeat. Ein fokussiertes Album mit ausgearbeiteten Songs und abwechslungsreicheren Beats würde so vieles ändern, für seine Solo-Karriere scheint ihm der Wunsch nach Neuerfindung aber völlig abhanden gekommen zu sein.

Es ist sicherlich beeindruckend, dass Draco auch bei der immer weiter steigenden Irrelevanz am Ball bleibt, obwohl eine Soulja Boy-KI den gleichen Sound in noch viel höherer Schlagfrequenz veröffentlichen könnte - dann hätte der Rapper auch die Möglichkeit, sich ganz auf den Verkauf seiner Spielekonsole zu konzentrieren.

Trackliste

  1. 1. 25 Drop
  2. 2. Swag Like Me
  3. 3. First Million
  4. 4. You Ain't Bout That Action
  5. 5. Back In My Bag
  6. 6. Watch Me Do My Dance
  7. 7. I Just Want To Get Away
  8. 8. Dipset
  9. 9. I Got Clientele
  10. 10. I'm Big Draco
  11. 11. Walk Down
  12. 12. In Love With A Bad Bitch
  13. 13. More Money More Problems
  14. 14. Ain't Worried
  15. 15. Get That Money
  16. 16. Trap Going Big Time Crazy
  17. 17. Eliantte
  18. 18. 3333
  19. 19. Neck Hurt (feat. hoodtrophy bino)
  20. 20. Road Runner

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