laut.de-Kritik

Könnte noch dichter, ultimativer und hasserfüllter sein.

Review von

Seit dem Ausstieg des charismatischen Frontmanns Max Cavalera versuchen Sepultura an erfolgreichere Zeiten anzuknüpfen. Angesichts des vom Brüderpaar Cavalera erreichten metallenen Status Quo keine leichte Aufgabe. Einen zentralen Mann wie den Sänger, Gitarristen und Komponisten zu ersetzen, kann man zudem getrost als Sisyphusarbeit bezeichnen. Eines ist klar. Sepulturas Reise geht in Richtung Hardcore, Metal und Fusion.

Der zweite mit Nachfolge-Vocalist Derrick Green eingespielte Longplayer "Nation" legt einen soliden Grundstein für die im ersten Track entworfene Vision einer "Sepulnation". Nur bin ich mir, was den Sound betrifft, nicht ganz sicher, ob ich bei "Präsident" Igor Cavalera einen dauerhaften Pass oder nur einen Besucherschein beantrage. Denn das Konzept der Platte ähnelt sehr dem letzten Soulfly-Output: Rüdes Hardcore/Metal-Grundgerüst mit den im NuMetal beliebten Fusion-Ausflügen und vielen Gastmusikern (beispielsweise Dead Kennedys-Sänger Jello Biafra auf "Politricks").

Die Ähnlichkeit verwundert wenig, schließlich stammen beide Combos aus dem selben Stall. Dennoch macht mir Soulflys zweite Scheibe den ausgereifteren Eindruck: Der Sound klingt dort bewegter (gerade die Tribal-Parts), dichter, ultimativer und hasserfüllter. Maxens Mucke lässt meinen Kopf nicken. Aber das ist Geschmackssache. Metal-Freunde werden mit Sepulturas Tendenz zu mehr straighten Hardcore/Metal ("Revolt", "Saga") als Tribal/Fusion eher bedient sein. Auch die Kollaboration mit Apocalyptica auf dem monumentalen "Valtio" wird ihnen Freude bereiten.

Sepulturas Riffs lassen im Moshpit kaum Wünsche offen. Greens Vocals stechen dennoch aus der Masse der Hardcore-Shouter nicht besonders hervor. Bei "One Man Army" und dem ruhigen "Water" fühlt man sich an Faith No More erinnert. Igor Cavalera ist ohne Zweifel ein Top-Drummer. Man höre sein Timing bei "Human Cause" oder sein groove-betontes Spiel beim amtlich rockenden "Who Must Die?": Einer der coolsten Tracks des Albums, der mich manchmal an "New Noise" von Refused erinnert. Man hört, die "Sepulnation" braucht keinen Max Cavalera zum Überleben. Federn gelassen hat sie trotzdem.

Trackliste

  1. 1. Sepulnation
  2. 2. Border Wars
  3. 3. Revolt
  4. 4. One Man Army
  5. 5. Vox Populi
  6. 6. The Wars Of Faith
  7. 7. Uma Cura
  8. 8. Who Must Die?
  9. 9. Saga
  10. 10. Tribe To A Nation
  11. 11. Politricks
  12. 12. Human Cause
  13. 13. Reject
  14. 14. Water
  15. 15. Valtio

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