laut.de-Kritik

Angenehm reflektiert - Comeback des DSDS-Siegers.

Review von

"Alter, was für eine Karriere?", amüsierten sich Markus Grimm und Martin Kesici, als Tobias Regner - aus Angst um die seine - nichts zu ihrem Castingshow-Enthüllungsbuch beitragen wollte.

Nach seinem Sieg bei "Deutschland sucht den Superstar" und einem mit heißer Nadel gestrickten Debüt verschwand der bayerische Rocker schließlich allzu rasch in der Versenkung. Kaum jemand rechnete noch mit einem Comeback.

Doch offenbar wurde abseits der ruckzuck verflogenen Hysterie fleißig gewerkelt. Regner bedient sich inzwischen nur noch seines Nachnamens, stellte nach eigenen Vorstellungen eine Band zusammen und holte sich Schützenhilfe für Produktion und Songwriting ins Boot.

Wolfgang Stach an den Reglern wurde bereits für BAP und die Guano Apes tätig, Songwriter Tobias Röger stand zuvor in den Diensten von Christina Stürmer sowie Laith Al-Deen. Für einen Gitarrenmusik-Verächter tönen diese Referenzen auch ohne die Information, dass künftig auf Deutsch gesungen werden soll, gruselig genug.

Um so überraschender, dass das Resultat gar nicht weh tut. Im Gegensatz zu den dem Siegerkandidaten übergestülpten, hastig zusammengeschluderten und entsprechend platten Lyrics von "Straight" geraten die Texte auf "Kurz Unsterblich" angenehm reflektiert.

Lyrische Offenbarungen bleiben zwar aus. Im Stile von Momentaufnahmen greift sich Regner aber verschiedene Lebens- und Gefühlssituationen heraus, die er plastisch in Worte fasst. Der Eindruck, hier habe sich jemand Zeit genommen, Gedanken gemacht und sich vor allem von niemandem - zumindest nicht länger allzu offensichtlich - reinreden lassen, zieht sich über die volle Albumlänge.

"Alles, was ich jemals wollte, war einfach nur, ich selbst zu sein." Das glaube ich Tobias Regner angesichts seiner wohl überlegten Selbstbetrachtungen aufs Wort.

"Es zählt nicht, was auch immer gestern war (...) Diese Welt war nicht gemein, sie war einfach nur zu heftig." Auch, wenn er sein Resümee in "Dieser Tag" in einen anderen Kontext setzt: Regners Erfahrungen mit dem Hype, der Schnelllebigkeit des Casting-Ruhms, schimmern doch immer wieder durch.

Daneben bedient er sich, statt abgedroschene Phrasen zu reiten, durchaus origineller Bilder. Regner lässt auf dem "Schrottplatz" seiner Liebe ein wenig Unkraut wuchern, beweint in "Deine Schönheit" die vergängliche Attraktivität eines Werbeplakats: "Nur die Tauben sehen, wie du langsam verwitterst. Wie bitter."

Noch immer fehlt Tobias Regner ein spezielles Charakteristikum, das seine Stimme unter anderen herausheben würde. Seine Fähigkeit, Stimmungen und Emotionen mitschwingen zu lassen, hat über die Jahre jedoch nicht gelitten. An ruhigeren Stellen, wie dem Einstieg zu "Sommer", entfaltet sich gesangliches Potenzial - das leider zu häufig in überfrachteten Refrains flachgebügelt wird.

Über die Qualität des gebotenen Sounds, seiner ebenso simplen wie eingängigen Riffs, möge eine in Sachen Gitarrenrock versiertere Hörerschaft urteilen. Mein Hip Hop-verwöhntes Ohr freut sich an der verblüffend dunklen Klangfarbe, dem elektronischen Touch von "In Wahrheit", einem amtlichen Groove und dicken Drums in "Ein Alternder Clown" und dem lässig hingeworfenen Walzertakt in "Die Richtigen Worte".

Wunderkerzen und Feuerzeuge kommen erst in der letzten Nummer so richtig zum Einsatz. "Alles So Zerbrochen", befindet der leise Ausklang. Stimmt doch gar nicht. "Das ist noch lange nicht das Finale", hieß es noch zu Beginn in "Ein Allerletztes Mal". Daran möchte man glauben. Dafür, Tobias Regner sein Stück vom Erfolgskuchen nicht zu gönnen, besteht jedenfalls überhaupt kein Anlass.

Trackliste

  1. 1. Ein Allerletztes Mal
  2. 2. Mal Kurz Unsterblich
  3. 3. Irgendwo Da Draussen
  4. 4. Sommer
  5. 5. Egal Wo Ich Bin
  6. 6. Komm Zurück
  7. 7. Die Richtigen Worte
  8. 8. Deine Schönheit
  9. 9. Schrottplatz
  10. 10. Dieser Tag
  11. 11. In Wahrheit
  12. 12. Raus Hier
  13. 13. Ein Alternder Clown
  14. 14. Alles So Zerbrochen

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Regner – Kurz Unsterblich €8,98 €3,00 €11,98

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Tobias Regner

Dem großen Hype bei "Deutschland sucht den Superstar" folgt die Stille. Nach seinem mit heißer Nadel gestrickten Debüt-Album "Straight" verschwindet …

14 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Bisschen weniger wäre hier eindeutig mehr gewesen. Bei der Stimme braucht nicht jeder Song bombastische Instrumentals.

  • Vor 13 Jahren

    Diese Review soll mir also vermitteln, dass die neue Platte eines ziemlich egalen Ex-Superstars vermutlich ganz ok ist, wenn man auf Gitarrenmusik steht. Ganz sicher ist sich der Rezensent aber nicht, er / sie hört ja schließlich keine. Geht's euch eigentlich noch gut?

  • Vor 5 Jahren

    Die bisher einzigen SUPERSTARS gesanglich wie auch karriere/entwicklungsmäßig sowie von der Authentizität sind Alexander (mittlereile gesanglich richtig stark, Musical-Darsteller etc) und natürlich an oberster Stelle THOMAS GODOJ (von Anfang an authentisch, er konnte schon immer Texte schreiben sowie Lieder komponieren, seine Texte sind IMMER aussagekräftig, befassen sich mit wichtigen aktuellen Themen und haben vorallem Sinn, 10 Jahre lang bekannt unterwegs und THOMAS Konzerte sind immer das Highlight des Jahres, die Stimme von THOMAS ist mega stark und wirklich zu 100 % vielfältig) und daran kommt ein Tobias Regner; der liebe nette Tobi mit guter Stimme aus Bayern; nicht dran! Tobias Regner ist/war ein guter Sänger vor ähm keine Ahnung wievielen Jahren (glaube 3. Staffel müsste so um 2006 gewesen sein, da die Thomas Godoj/5. Staffel vor genau 10 Jahren uns in seinen Bann gezogen hat. Elli war ja Siegerin der 2. Staffel 2004 und danach war ein Jahr Pause) aaaber außer I still burn - welches zumindest eines der besten Siegerlieder darstellt - hatte Tobias Regner nichts gescheites mehr abliefern können, irgendwie ja schon etwas schade drum, aber brauchen tu ich den lieben, netten Tobi nicht unbedingt! Die deutschen Songs von diesem Herrn hier klingen wie gewollt und nicht gekonnt; der liebe nette Tobi hat wohl gesehen dass der Thomas mit deutschsprachiger Musik - richtig hammermäßiger Rockmusik - Erfolg hat und wollte diese Luft anscheinend auch mal schnuppern; aber an Thomas Godoj kommt das regnerische Gejaule - sorry aber auf deutsch hört der Regner sich einfach nur grausig an - in 1.000.000 Jahren nicht mal ansatzweise dran!!!