laut.de-Kritik

Mit seinem Sack knebeln und mit seinem Gemächt erdrosseln!

Review von

Liebe Kinder.

R. Kelly ist kein angemessener Umgang für euch. Seine Themen bewegen sich nicht im jugendfreien Bereich. Das Vokabular, zu dem mich sein aktuelles Album inspiriert, auch nicht unbedingt. Deswegen: Beendet eure Lektüre bitte an dieser Stelle. Danke.

Groß genug? Dann los!

Wen der Name des Interpreten, der Titel und das ekelhafte Cover seiner Platte (die Deluxe-Version ziert statt nur einer Ische im schwarzen Schlüpper gleich ein ganzes Rudel) noch nicht ahnen ließen, in welche Richtung das Häschen rennt, dem weist die Tracklist den Weg. "Legs Shakin'". "Throw This Money On You". "Marry The Pussy". "Crazy Sex". Es darf gerammelt werden. Wieder einmal.

Oralsex. Kekse. Das Krümelmonster. Alles nette Dinge, die einem "Cookies" gleich im Dreierpack vergällt. "I'm gonna lick the middle like an Oreo." Mehr gibt R. Kellys Phantasie zum Thema Cunnilingus nicht her. Das hindert den Mann aber nicht daran, einen fast vierminütigen Track mit seinem Geschlabber einzuspeicheln. "Come, fuck with a nigga." Och ... nö, du. So viel Geld kannst du gar nicht werfen.

Nach dem dritten Track - wohlgemerkt: noch ehe ich die vielsagend betitelte Nummer "Marry The Pussy" erreicht habe - läuft jedes Fitzelchen auch nur ansatzweise feministischen Gedankenguts in meinem Schädel Amok. Die Art und Weise, wie Geschwätz wie das, was einem auf "Black Panties" als Lyrics angedreht werden soll, Frauen zu Lustobjekten degradiert, die schön ihren Arsch rüberschaffen, ansonsten aber hübsch die Klappe halten sollen, wenn ihnen nicht ohnehin gerade ein Schwanz drinsteckt, lässt mich - mich! - schier zu einer Nachwuchs-Alice Schwarzer mutieren.

Das allein würde schon ausreichen, um R. Kelly von Herzen zu hassen. Wenn er dabei dann auch noch so tut, als handle es sich bei seinem selbstherrlichen, phallusfixierten Gedöns um Huldigungen an die Frauenwelt, möchte man ihn, Pazifismus in allen Ehren, am liebsten mit seinem Sack knebeln und mit seinem Gemächt erdrosseln. "You are my world, my piece of paradise", is' klar.

"Ich bin ein simpel gestrickter Macho, mir macht es Spaß, dämliche Weiber flachzulegen." Kann man nicht einfach die Eier haben und das so oder so ähnlich ausdrücken? Damit könnte ich arbeiten. Von den steten Versuchen, uns diesen primitiven, sexistischen, herabwürdigenden Scheißdreck als Gottesgeschenk an die Weiblichkeit anzudrehen, fühle ich mich so beleidigt und angeekelt, dass ich mich erst besaufen, dann kotzen und danach eine Stunde lang duschen möchte.

"Pussy talk to me. Pussy sing to me. I love pussy and pussy love me." Im verzweifelten Versuch, der Inhaltsleere zu entkommen, die zu beiden Ohren hereinströmt, gebiert das Gehirn spätestens jetzt eine Art schwarzes Loch, das einem schier die Rübe implodieren lässt. "You Deserve Better", stellt der nächste Track richtig fest. Definitiv, bloß: Besser wirds nicht mehr - obwohl das Stehvermögen es glücklicherweise doch nicht erlaubt, ein ganzes Album durchzupimpern.

In den Begattungspausen wird dann wahlweise telefoniert ("Prelude" - wo bleibt nur der Bus mit den Leuten, die das interessiert?) oder ein Toast auf die Homies ausgebracht ("I give it all for my niggas", "Right Back"). Die dürfen dann in "Spend That" zusammen mit Young Jeezy auch noch ein bisschen mitgrölen und ein paar Scheine werfen, ehe sich mit "Crazy Sex" der Kreis im Schlafzimmer wieder schließt. Das Verrückteste an diesem Softporno: Die Alte darf auch einmal oben liegen. Wenn das nicht das Geschlechterbild auf den Kopf stellt.

So flach wie der Inhalt, so dröge die musikalische Ausgestaltung dieses Fickmarathons: Synthies, Retortenclaps und Fingerschnippen, wohin man schaut. In aller Regel dicke Bässe und gelegentlich eingestreute gescrewte Zeilen retten den Gesamteindruck so wenig wie der eine oder andere ordentliche Rap-Part - von Ludacris ("Legs Shakin'"), besagtem Jeezy ("Spend That") oder 2 Chainz.

"My Story" mit Letztgenanntem, übrigens, hat wahrlich Unerhörtes zu berichten: "I went from being broke to sleeping in Versace shirts." Mach Sachen. Echt? "This is my story / Money, cars, bad hoes / This is my story / And I'm sticking to it." "And I'm stickin' to it" wiederholt R. Kelly, damit es ganz sicher auch der hinterletzte Hornochse kapiert, pro Refrain acht (!) Mal. Warum jemand, der erwiesenermaßen singen kann, in gefühlt zehn von elf Fällen seine Stimme in Autotune-Plastikfolie erstickt, werde ich in diesem Leben ohnehin nicht mehr begreifen.

Eine einzige Frau bekommt Mr. Sex-Genius mit seinen schmierigen Schmachtfetzen ins Studio gelockt: Kelly Rowland war dumm (oder verzweifelt) genug und kiekst und jodelt sich nun entsprechend durch "All The Way".

Erst in der allerletzten Nummer kommt R. Kellys Gesang richtig zur Geltung. Erstmals auf "Black Panties" lässt er zudem ein wenig ehrlich empfundenes Gefühl ahnen. Hier schmiert R. Kelly denen, die ihm nach dem Mund reden, noch ein wenig Honig um selbigen. An alle Kritiker dagegen richtet er zwei Worte, die ich hiermit schwungvoll zurückgegeben wissen möchte. Oh, ja, bitte: "Shut Up".

Trackliste

  1. 1. Legs Shakin'
  2. 2. Cookies
  3. 3. Throw This Money On You
  4. 4. Prelude
  5. 5. Marry The Pussy
  6. 6. You Deserve Better
  7. 7. Genius
  8. 8. All The Way
  9. 9. My Story
  10. 10. Right Back
  11. 11. Spend That
  12. 12. Crazy Sex
  13. 13. Shut Up

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32 Kommentare mit 99 Antworten

  • Vor 10 Jahren

    Das Album ist doch nur der Versuch, durch wiederholtes "ich ficke Frauen ohne Ende" vom bereits Geschehenen "ich pisse auf kleine Mädchen" abzulenken.

  • Vor 10 Jahren

    Kells einfach hood as fuck. Der kann meinetwegen 13-jaehrigen in den Mund urinieren, da kommen dann immerhin noch legendaere Killa Cam-Zeilen bei rum. Also darf er auch autotunen wie er will. Und was Frank Ocean, in der hood hoert den niemand, hoechstens batty boys, die noch "trapped in the closet" sind. Mit R. Kelly tapes konnte man frueher im Sommer auf den stoops dick die Maedels klarmachen, shouts an c452h. Johnny pumps aufgedreht und los nasse Aersche klatschen, hehe. Und selbst wenn man mal gezwungen war, in abject squalor zu hausen, mit ihm und Keith Sweat liess sich trotzdem immer noch irgendeine hoe mit in die Bude schleppen. Heute kriegt man mit denen vielleicht keine 18-jaehrigen mehr rum, weil die die wohl nicht mehr so kennen, aber dafuer gibt es ja dann GHB.

    Dass der Schwule anspruchsvollere Texte schreibt und der Kanadier die atmosphaerischere musikalische Unterlage bietet, geschenkt. Was aber klar sein sollte: The Weeknd steht Kells in Sachen debauchery in nichts nach. Soweit ich mich erinnere, gibt es bei R. Kelly keine Andeutungen auf date rape und gang bangs, so undeutlich sie auch sein moegen, und die ganze zuegellose Rumdrufferei (und der Zwang dazu, s. 'Initiation') fehlt ebenso. Tesfaye ist also sogar noch ein Stueck weit misogynistischer unterwegs. Es ist schon recht nahe am lautuser'schen Messen mit zweierlei Mass, wenn man die Texte von The Weeknd auf irgendeine Art besser findet als die von R. Kelly, denn der behandelt keine anderen Themen, nur halt mit
    Destruktivitaet und Fatalismus.

    Naechstes Mal will ich ein vollstaendiges Kollaboalbum mit Future, der sein Autotune dann overkillt, produziert von Young Chop, Shawty Redd und Lex Luger. Und am Ende dann 'Sex Me (Pt. III)' ueber 20 Minuten. Das wuerde die Traellerlieschenszene einfach komplett zerbersten. Dann schwebe ich vor Glueck auf Wolke 7 direkt ueber der trap.

    Luda-Part natuerlich auch wie immer unhatebar. Auf ein neues Ma$e-Album warte ich uebrigens nicht, finde dieses hier aber trotzdem ausgezeichnet. :D

  • Vor 10 Jahren

    Ich wollte noch ein dickes "Danke" fuer diese Rezi hierlassen.
    Danke, das ist eine zum Ausdrucken und an die Wand pinnen.
    Aber erstaunlich, was fuer Hirnfuerze hier in den Userkommentaren stehen duerfen ...