Porträt

laut.de-Biographie

Pantha Du Prince

Das nordhessische Hinterland hat auf den ersten Blick so wenig mit der hektischen Metropole Los Angeles zu tun wie Techno mit romantischer Naturmalerei. Bei der Person Hendrik Weber alias Pantha Du Prince treffen all diese Gegensätze allerdings aufeinander und vielleicht erklärt diese Widersprüchlichkeit auch teilweise, warum der introvertierte, verschrobene Elektromusiker es zu einem international beachteten Künstler gebracht hat.

Geboren wird Weber Mitte der Siebziger in der hessischen Provinz irgendwo in der Nähe von Kassel. Da der Vater als Sänger und Cellist und die Mutter als Klavierlehrerin arbeitet, liegt die Musik als Berufsfeld nie wirklich fern, wie die Tatsache, dass Weber in denselben Wäldern aufwächst, aus denen die Grimm’schen Märchen stammen, vielleicht seine anhaltende Faszination für die Natur und das Mystische erklären.

Wer die Gegend kennt, weiß allerdings auch, dass die Möglichkeiten als Elektromusiker durchzustarten in diesem zutiefst ländlichen Raum eher beschränkt sind. Daher zieht es Weber auch zunächst nach Hamburg, wo er einerseits Bassist der Band Stella ist, und andererseits unter verschiedenen Pseudonymen erste Tracks und EPs veröffentlicht.

Beim Label Dial erscheint 2004 das erste Album unter seinem Künstler-Alias Pantha Du Prince. "Diamond Daze" bringt ihm erste Anerkennung bei Kritikern, die besonders die shoegazigen Einflüsse à la My Bloody Valentine und Slowdive herausstellen, die neben der elektronischen Tanzmusik den Sound des Albums prägen.

Größere Bekanntheit – auch über die Grenzen Deutschlands hinaus – bringt das zweite Album "The Bliss" aus dem Jahr 2007. Geprägt ist dieses von Detroit Techno, Minimal und Ambient genauso wie von elektroakustischen Experimenten und bringt Weber neben dem Ruf als intellektueller Denker der Elektro-Szene auch einen Deal beim traditionsreichen Rough Trade Label ein.

Für sein drittes Album "Black Noise" zieht es Weber mit zwei Freunden in die Schweiz. In der Nähe eines Schuttberges, der Anfang des 19. Jahrhunderts ein komplettes Dorf unter sich begraben hat, sammelt er Naturaufnahmen und Klänge, die er später "in die Künstlichkeit" zu überführen sucht. Die große Naturverbundenheit und Auseinandersetzung mit der Romantik zeigt schon das Cover, das eine Landschaftsmalerei des Königssees im Berchtesgadener Land zeigt.

"Black Noise" wird gemeinhin als Webers Meisterwerk angesehen und bringt ihm neben begeisterten Kritiken in der internationalen Presse auch einen Kritikerecho ein. Auch prominente Musiker-Kollegen zeigen sich beeindruckt. Im folgenden Jahr erscheint ein Remix Album, auf dem unter anderem Four Tet oder Animal Collective mitwirken.

Das neben der musikalischen Landschaftszeichnung zweite große Markenzeichen Webers zieht sich zwar durch fast alle Alben, kommt aber nirgends so deutlich zum Tragen wie bei seinem nächsten Projekt. Weber schart eine Gruppe Musiker um sich und gründet das Bell Laboratory. Klassischer Electro tritt dabei fast gänzlich in den Hintergrund, stattdessen lotet die Gruppe die Möglichkeiten aus, die ihnen eine Vielzahl an Glocken bieten.

2014 bekommt Weber schließlich ein Stipendium in der Künstlerresidenz der Villa Aurora in Los Angeles, dem Haus, in dem der Schriftsteller Lion Feuchtwanger in seinem amerikanischen Exil wohnte. Die verantwortliche Jury lobt den Musiker als Brückenbauer zwischen verschiedenen Kunstformen, der "Klang, Architektur und Objekt zu einem transzendentalen Erfahrungsraum verwebt".

Angesichts derart hochkultureller Anpreisungen kommt das nächste Werk "The Triad" fast schon klassisch elektronisch daher. Seine eigenen Einflüsse und musikalischen Vorlieben legt der House-Experte in der Compilation "Coming Home" offen. Pop und Psychedelic finden dort genauso ihren Platz wie Avantgarde und Klassik. Ob Ornette Coleman, La Düsseldorf, Fennesz, der Wu-Tang Clan oder Squarepusher - der wache und offene Geist des Musikers bleibt auch hier sichtbar.

Das sechste Album, das Weber als Pantha Du Prince veröffentlicht, sieht die Rückkehr in die Natur. Mit einem Kollektiv an Mitmusikern macht er sich auf die klangliche Untersuchung der Kommunikationswege von Bäumen untereinander. "Conference Of Trees" ist eine beeindruckende atmosphärische Reflexion über den Wald als Rückzugs- und Sehnsuchtsort, ein Aufruf zur Rückbesinnung auf die Natur.

Auch die Konzerte Pantha Du Princes und seiner Mitmusiker haben wenig mit klassischen Technosets gemeinsam. Stattdessen stehen performative und improvisatorische Elemente im Vordergrund und aufwendige Lichtshows und ausgefallene Verkleidungen prägen das Bild. Hendrik Weber hat sich seine eigene Nische als großer Denker der elektronischen Musiker geschaffen und lotet aus dieser heraus die Grenzen des Genres aus.

Alben

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