Bislang lebten deutsche Filesharer relativ sorgenfrei. Doch nun beginnen auch die deutschen Labels, ihre Kunden zu kriminalisieren.

Köln (joga) - Der Bundesverband der Phonographischen Wirtschaft e.V. hat am Montag gemeinsam mit Staatsanwaltschaft und Polizei insgesamt 130 Hausdurchsuchungen in Deutschland durchgeführt, um Nutzern der Tauschbörse eDonkey auf die Spur zu kommen. Dabei wurden zahlreiche PCs beschlagnahmt und weitere Beweismittel sichergestellt. Angeblich wurden 3.500 MP3-Fans identifiziert, die jeweils bis zu 8.000 Dateien über diese sogenannte Tauschbörse angeboten haben sollen. Gegen alle Beschuldigten wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet.

Doch mindestens genauso wichtig wie der Fahndungserfolg selbst war dem Bundesverband der Phonographischen Industrie die anschließende Pressekonferenz, zu der man am Montag nach Köln einlud. Tatsächlich gelang dem Label-Verband ein publizistischer Erfolg auf ganzer Linie: einstimmig verbreiteten in den vergangenen zwei Tagen Medien aus ganz Deutschland die Botschaft, dass Filesharing illegal sei, und dass der MP3-Fan neben der strafrechtlichen Verfolgung vor allem auch finanziellen Aderlass erdulden müsse.

Noch allerdings ist unklar, ob es den deutschen Labels gelingt, mehr oder weniger willkürlich ausgewählten Sündenböcken gewaltige Schadensersatzforderungen anzuhängen, wie es in den USA seit einiger Zeit gang und gäbe ist: "In einem Zivilprozess muss die Musikindustrie nachweisen, dass der konkrete Nutzer einen solchen Schaden tatsächlich verursacht hat", erläutert der Rechtsanwalt Solmecke, der einige der Beklagten vertritt, heute in einer Pressemitteilung.

Der in Fragen des Verbraucherschutzes sehr erfahrene Anwalt kritisiert nicht nur das rabiate Vorgehen der Label, sondern auch die Kriminalisierung seiner Mandanten. Der Bundesverband der Phonographischen Industrie spreche von einem riesigen Raubkopierer-Netzwerk und erwecke damit den Eindruck, es handele sich um "ein Zusammenwirken professioneller Raubkopierer. Meist sind die Betroffenen allerdings Schüler und Studenten im Alter zwischen 15 und 25 Jahren".

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