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Plätze 39-45

Damit haben wir die halbe Liste und alle Artists mit irgendeinem Fünkchen Relevanz abgearbeitet. Zeit, uns in die richtigen Untiefen vorzuwagen. Erstmal: Es ist zwar schon vorgekommen, dass jemand, den ich hierhin sortiert hätte, aufs Cover gekommen ist (hmpf, KenTheMan), aber es war nicht nur selten, sondern auch eine Fehlentscheidung. Ich fühle mich relativ selbstsicher darin, diesen Jungs und Mädels zu attestieren, dass ihr Moment noch nicht gekommen ist (und wahrscheinlich auch nicht kommen wird).

Heißt nicht, dass alles hier unbedingt Kernschrott ist. Ich verändere entsprechend das Wertungssystem ein bisschen - und statt einer XXL-Faktor-Wertung vergebe ich nur noch Smileys, die andeuten, ob da künstlerisches Potential vorhanden ist - oder nicht. Heißt: ":)" ist ein kleiner Artist, der zwar alsbald nicht kommerziell rocken wird, aber einen Blick lohnen könnte, während ":(" für Wackness steht. ":/" wäre ein generischer Rip-Off, alle anderen Smileys sind zur Interpretation offen.

39. Fridayy

Herkunft: Philadelphia, Pennsylvania
Label: DefJam / UMG
Monatliche Hörer: 3.2 Millionen

Der hier ist ein gutes Beispiel gleich vornweg: Fridayy war die letzten Jahre der R'n'B-Typ von Young Thugs Label YSL. Das hat ihm dann einen Gastplatz auf Lil Babys "It's Only Me" und einen super-prominenten Part auf dem DJ Khaled-Megamix "God Did" mit Jay-Z, Lil Wayne und Rick Ross beschert. Das ist dann aber auch die Grenze seines Erfolgs, denn trotz schöner, markanter Stimme und viel Gospel-Vibe würde ich ihn eher als Talent für Hinter den Kulissen beschreiben. Seine EP "Lost In Melody" kam mir ein bisschen karg vor - und auch, wenn er offensichtlich kein schlechter Musiker ist, erwarte ich nicht, dass er für sich selbst funktioniert.

XXL-Faktor: :)

40. Scorey

Herkunft: Syracuse, New York
Label: Columbia / Sony
Monatliche Hörer: 1.6 Millionen

Zu diesem Typ habe ich letztes Jahr schon gesagt: Solider Skill, schöne Vocals, sehr poppig. Er ist der Schützling von Polo G - und entsprechend klingt er leider zu 100% bis aufs kleinste Detail wie sein Mentor. Ich könnte im Blindtest vermutlich nur gerade so sagen, wer von beiden gerade rappt. Entsprechend sehe ich sogar, dass er mal einen Hit haben könnte, dass er solide Zahlen verzeichnet. Aber Polo G war eben schon auf der Liste.

XXL-Faktor: :/

41. Swavay

Herkunft: Atlanta, Georgia
Label: Def Jam
Monatliche Hörer: 230.000

Der Kerl hier ist kein Witz: Er war auf James Blakes letztem Album, James Blake auf seinem, er hat Features auf einem Tape von Bootsy Collins, er war auf dem Spiderman-Soundtrack. Er ist ein klassischer Album-Artist mit Tapes namens "Almetha's Son" und "Pure Infinity". Wer seinen jazzig-sophistcated Soul-Rap mit organischen Beats also extra-obskur mag, sollte ihm eine Chance geben? In meinen Augen hängt ihm aber ein bisschen zu sehr der Geschmack von Industrie-Soldat, der zwar kompetent, aber nicht interessant genug ist, um auf's nächste Level zu kommen.

XXL-Faktor: :-)

42. Swavy

Herkunft: Toronto, Kanada
Label: Columbia / Sony
Monatliche Hörer: 85.000

Verwechselt ihn nicht mit Swavay (oder der K-Pop-Gruppe WayV, wenn wir schon dabei sind): Dieser Toronto-Crooner wurde kürzlich vom Magazin Imprint als eine der spannendsten neuen Stimmen Kanadas beschrieben. Interessanterweise ist er auch musikalisch nicht so weit weg von seinem Namenszwilling. Ebenso geschmackvoll und soulig, ein bisschen mehr Trap in seinen größten Songs "Old Ways". Er hat eine ganz schöne Stimme auch, eigentlich. Aber abgesehen von all diesen netten Attributen fand ich den Konsum seiner wenigen veröffentlichten Singles bisher leider eher einschläfernd. Hier fehlt konkret vor allem noch der Mut zum Besonderen, nicht nur der Wille, wirklich niemanden abzuschrecken.

XXL-Faktor: :/

43. Kxllswxtch

Herkunft: Anaheim, Kalifornien
Label: KILL!
Monatliche Hörer: 7.2 Millionen

Lil Peep hat damals wirklich die Tore weit aufgerissen, wirklich alles und jeden unter den Rap-Regenschirm zu packen. Kxllswxtch aus Kalifornien macht ... recht stimmig klingende Nirvana-Rip-Offs und hat mit "Waste" immerhin einen soliden Song. Das macht ihn populär auf TikTok und zu einem der Streaming-stärksten Artists in der Vorauswahl. Nur was er auf einem Rap-Magazin-Cover zu suchen haben soll, das hat sich mir noch nicht ganz erschlossen. Außerdem: Travis Barker war ein Fehler, fight me.

XXL-Faktor: /m/

44. Skilla Baby

Herkunft: Detroit, Michigan
Label: Geffen
Monatliche Hörer: 160.000

Noch ein an sich nicht unsympathischer Detroit-Rapper. Er hatte einen kleineren TikTok-Hit mit dem Cosmo und Wanda-gestylten "Icky Vicky Vibes", er hat eine recht charismatische Art, zu nuscheln und rappt sonst eher durchschnittliche Punchlines ("these bitches eating dick - Jeffery Dahmer"). In einer Welt, in der YN Jay existiert, braucht es diesen Boy vermutlich nicht so dringend. Ich muss ihm aber lassen, "Duck Yo Taco" ist ein exzellenter Songtitel.

XXL-Faktor: :/

45. Big Boss Vette

Herkunft: St. Louis, Missouri
Label: Amigo / Republic
Monatliche Hörer: 2.7 Millionen

Dieses Mädel war letztes Jahr schon in der Auswahl und ganz unten, weil sie wenig Material hatte und das Material, das sie hatte, generisch wie die Nacht war. Dass jetzt immerhin ein Banger herumkommt, hätte ich nicht erwartet, aber: "Pretty Girls Walk" hat einen Hammerbeat und sie rappt ziemlich cool darauf - auch der Coi Leray-Remix funktioniert. Auch "Snatched" und "Problem" geben Gas; die Entwicklung Richtung Dance hat ihr Identität gegeben, die sie als Latto-Klon davor ziemlich dringend gebraucht hat. Es braucht zwar noch Zeit, aber vielleicht wird es ja etwas bis nächstes Jahr!

XXL-Faktor: :)

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