"Reel: Hard'n'Heavy - Schwermetall Der Film - A Hardrock And Heavy Metal Documentary" versucht, das Phänomen Heavy Metal zu durchleuchten.

Wiesloch-Walldorf (edy) - Ganze vier Tage stand der Luxor Kinopalast Wiesloch-Walldorf im Zeichen von Heavy Metal. Am Donnerstag erlebte "Reel: Hard'n'Heavy - Schwermetall Der Film - A Hardrock And Heavy Metal Documentary" seine Uraufführung, wurde bis zum Sonntag gezeigt und glänzte dabei mit geladenen Gästen zahlreicher Bands (U.D.O., Rage, Beloved Enemy), Auftritten und Verlosungen.

Für "Schwermetall Der Film" war die Crew um Andy Karsten Iller und Sana Guillera über zwei Jahre auf zahlreichen Festivals in Deutschland unterwegs. Dort nahm sie sich Fans und vor allem Bands vor, um das Phänomen Heavy Metal zu durchleuchten und zu erklären. Das Prinzip ist nicht wirklich neu, schließlich hat der Kanadier Sam Dunn (der auch hier ein, zwei Mal zu Wort kommt) bereits 2005 mit "Metal - A Headbanger's Journey" einen ähnlichen, zu Recht viel beachteten Versuch gestartet.

Mit jeder Menge Herzblut

Während Dunns Werk aber sehr strukturiert und intellektuell aufgezogen ist, geht "Schwermetall Der Film" die Sache weniger professionell, dafür mit jeder Menge Herzblut an. Das merkt man der Produktion an - und sieht dabei auch gern darüber hinweg, dass man dem oft selbst filmenden Andy die grundlegendsten Kamera-Regeln hätte erklären müssen. So sind Aufnahmen gegen das Licht (vom Protagonist bleibt wenig mehr als eine Silhouette) oder im stockdunklen Tourbus (Destructions Schmier ist nur an der Stimme zu erkennen) keine Seltenheit.

Man fragt sich allerdings, welches Publikum der Film erreichen will. Für Außenstehende dürfte sich der Humor oftmals zu sehr auf Wayne's World-Niveau bewegen. Der rote Faden einer Dokumentation fehlt ebenfalls weitgehend. Den Fans der Mucke wird natürlich nichts Neues erzählt, schließlich leben, fühlen und denken wir Metal von morgens bis abends. Da sich Andy, Sana und seine Crew die letzten beiden Jahre aber auf fast sämtlichen Festivals rumgetrieben haben, dürfte der Wiedererkennungswert relativ hoch sein.

Produktion, Schnitt und Szenenwahl: ausbaufähig

Während Produktion, Schnitt, Aufbau und Szenenauswahl mit Sicherheit noch Platz nach oben lassen, kann man dem Streifen einen ausgeprägten Unterhaltungswert kaum absprechen. So erfährt man beispielsweise, dass Headbangen ja auch irgendwie ne Kopfsache ist (ach ne, echt?). Und wenn der Beloved Enemy-Fronter Ski auf die Frage, was er schon immer mal von einer großen Kinoleinwand herunter sagen wollte, antwortet: "Mach dein scheiß Handy aus, du Arsch!", weiß man, dass wahrere Worte nie gesprochen wurden.

Trailer:

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10 Kommentare

  • Vor 13 Jahren

    Mag sein, dass ich mit falschen Erwartungen an die Sache rangegangen bin, aber bei einem Titel in dem "A Metal Documentary" vorkommt, hab ich mit etwas ähnlichem wie "A Headbanger's Journey" gerechnet. Gar nicht so sehr von der Produktionsweise her (dass das finanziell gar nicht von den Jungs und Mädels zu stemmen ist, ist klar), sondern von der Struktur her. Eben WEIL ich den Enthusiasmus und die Aufopferung für das Thema so klasse und unterstützenswert fand/finde, war ich sehr überrascht, dass Andy und Co. nicht auch auf so "Kleinigkeiten" wie gegen das Licht filmen, zu dunkle Aufnahem, (Wolfs)Hundearsch im Bild usw. geachtet haben. Ans Bein pinkeln oder den Film schlecht machen wollte ich mit dem Artikel genauso wenig, wie den enormen Aufwand aller Beteiligten in Frage stellen.

  • Vor 13 Jahren

    Dass der Verfasser des Artikels den Namen seiner Band hier ganz "zufällig" in den Umlauf bringt - darüber könnte man ja vielleicht noch schmunzelnd hinwegsehen (auch wenn man sich als Journalist vielleicht nochmal den den Pressekodex verinnerlichen sollte)... . Dass dann aber ein Amateur-Film - der im Kino-Saal zu standing ovations geführt hat - mit Hinweisen auf die technischen Mängel so zerrissen wird, finde ich nicht in Ordnung.

    Die Macher haben von Anfang an nicht den Anspruch gehabt, Sam Dunn und seiner Crew Konkurrenz zu machen. Im Gegenteil, die tauchen ja sogar kurz im Film auf. Darüber hinaus geben Andy und Sana am Anfang ganz klar bekannt, dass es sich um einen Amateur-Film und einen Traum handelt, den sie verwirklicht haben.

    Der rote Faden ist in einer charmanten Weise von Andy und Sana gegeben und man denke nur mal an die wahnsinnnigen Entbehrungen, Anstrengungen (Blut, Tränen, Schweiß!) und Rückschläge, die man für so ein Projekt in Kauf nehmen muss. Die Premiere hatte ein absolut professionelles Niveau und hatte einen sehr großen Unterhaltungswert mit stellenweise Gejohle im Saal. Es waren ein paar ganz großartige, neue Ideen dabei und gerade die Szenen in C-Qualität geben dem Film seinen Kult-Charakter, den er für mich jetzt schon innehat (what's wrong with Wayne's World?!?).

    Es ist schade, dass ein Mainstream-Magazin wie laut.de den Underground-Charakter offenbar nicht (mehr) zu schätzen weiß und die positiven Aspekte derartiger Projekte zu verschmähen scheint. Im Zuge dessen erhalten nämlich ganz viele Leute ein falsches Bild von einem Film, der durchaus sehenswert ist - vor allem wenn man ihn mal mit den üblichen von Kulturgeldern geförderten Filmen vergleicht. Wer misst hier eigentlich mit wessen Maß?

    Fazit: Gratulation an die Macher - you know who you are! Und für die Presse stimme ich an dieser Stelle mal wieder die Onkelz an: "Tag ihr Lügner - Ihr wißt schon, wen ich meine... ".

  • Vor 13 Jahren

    Sorry, aber ich sehe nicht, dass ich die positiven Aspekte des Films verschmähe. Der Unterhaltungswert ist jederzeit gegeben, der Spaß und der Enthusiasmus der Macher jederzeit zu spüren, aber das Zielpublikum ist mir immer noch nicht ganz klar. Wenn das nach dem Motto "von der Szene, für die Szene" ist, ok. Aber ich nehme mir als Redakteur doch das Recht raus, dass ich auch die Mängel darstellen darf mit dem Hinweis, dass noch Platz nach oben ist.
    Die Kritik an Andys Kamerakunst kommt in dem Zusammenhang etwas von oben herab, geb ich zu. Sollte von meiner Seite aus mit einem Augenzwinkern gemeint sein, liest sich aber nicht unbedingt so. Deswegen sorry an Andy.
    In welcher Band ich spiele oder nicht spiele, hat in dem Zusammenhang aber keine Bedeutung. Kein einziger Artikel über die entsprechende Band auf laut.de stammt von mir.