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Konzertreview: Jack White live in Zürich (1)

Letzte Woche durfte ich Kollege Dobler zu Jack White nach Zürich begleiten. Der fehlte ihm noch auf seiner Konzert-Wunschliste, da der arme Kerl 2003 bei der "Elephant"-Tour der White Stripes in der Roten Fabrik leider nicht dabei war. Hier sein Erlebnisbericht (Foto-Copyright jackwhiteiii.com):

Ein Jack White-Konzert ist ein besonderes Erlebnis. Dabei ist gar nicht mal die "Phone Free Show" gemeint: Ab dem Einlass führt jeder Fan sein Smartphone in einem versiegelten Filztäschchen spazieren - in der heutigen Zeit skurril, aber doch schnell wieder vergessen. Vielmehr fasziniert schon das Publikum: Zwischen dem Achtjährigen, der zu "Hi De Ho" bounct, bis zum Ü-70-Bluesfan tummelt sich an diesem heißen Sommertag in der vollen Zürcher The Hall und dazwischen so ziemlich alles: vom Tool-Bandshirt-Träger über Menschen, die man eher in einem House-Club verorten würde, bis hin zum gemeinen Pop/Rock-Fan. Liebhaber*innen der eher traditionellen Gangart des Bluesrocks kommen folglich beim Supportact Larkin Poe auf ihre Kosten. Die beiden Schwestern aus Atlanta, Georgia kamen mit ordentlich 70er-Rock-Attitüde, Janis Joplin-Vibe sowie Drummer und Basser auf die Bühne und boten genau dieses. Das Stichwort Traditionspflege ist dann im Kontext Jack Whites ein gutes. Denn seine Auftritte sind bei allen offensichtlichen Bezugnahmen auf die guten alten Zeiten irgendwo das Gegenteil davon, wie man sich angesichts der Videos zu den Singleauskopplungen seines Albums "Fear Of The Dawn" natürlich schon denken konnte. Apropos: Bereits an diesem Freitag erscheint das nächste namens "Entering Heaven Alive".

Der in Nashville ansässige Alternative-Star dürfte sich zwar mit Sicherheit in einer Linie verorten, die mit legendären Blues-Gitarristen wie Robert Johnson ihren Anfang genommen hat. Seine Shows pendeln gleichwohl zwischen einer Art Impro-Theater und kompromisslosem Noise-Konzert. Whites Rockshow ist ästhetisch von vorne bis hinten durchchoreografiert und lässt doch genügend Raum für musikalisches Chaos. Es beginnt damit, dass der Amerikaner seine eigene, in Blau-Violett gehaltene Bühne mitbringt, die am Anfang noch hinter einem gleichfarbigen Vorhang verborgen bleibt. Am unteren Teil der Bühne prangt ein Third Man Records-Logo. Plötzlich legt die Band noch hinter dem Vorhang los: Nur als Schatten werden die vier Musiker mit Strahlern von hinten auf den Vorhang projiziert und zelebrieren Intro-R'n'R-Noise, bevor der Vorhang unter dem Jubel der Fans nach oben gleitet: Mit dem gewohnten Doppelpack, den beiden Albumopenern "Taking Me Back" und "Fear Of The Dawn", rockt das Quartett los.

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