Die ehrwürdige Süddeutsche Zeitung startet am 10. Juni mit der "SZ Diskothek" eine 50-teilige CD-Edition zum Thema Popmusik. laut.de feiert ein ähnliches Konzept bereits erfolgreich im Clubformat ab, so etwa heute Abend in Ravensburg.

München (mis) - Nach der SZ-Bibliothek, der Klassikreihe "Der Klavier Kaiser" und der SZ-Cinemathek heißt es ab 10. Juni: Poppen mit der Süddeutschen. Die bundesweit verbreitete, überregionale Tageszeitung aus München fügt ihrer Palette der "Neuen Produkte" mit der "SZ Diskothek" eine 50-teilige Anthologie zum Thema Popmusik hinzu, die der Zeitung die "Spitzenposition auf dem Markt für zeitungsaffine Zusatzprodukte" (SZ-Geschäftsführer Josef Lutz) sichern soll.

1000 Songs, 50 Jahre Pop, von 1955 bis 2004. Jede CD, die von Ministry Of Sound vertrieben wird, nimmt für sich in Anspruch, die 20 "Highlights aus fünfzig Jahren Popmusik" zu präsentieren, wie es die flugs abberufene Pop-Redaktion des SZ-Magazins formuliert. Der Preis einer CD, die zusammen mit einem Begleitbuch im Wochentakt und in nicht chronologischer Reihenfolge erscheint, beträgt 9,90 Euro. Bei Bestellung der kompletten Edition beläuft sich der Betrag auf 7 Euro.

Über Aufmachung und Songauswahl liefert die Auftaktausgabe des Jahres 1978 einen ersten Einblick. Das Buch startet mit einer elfseitigen Einführung ins besagte Jahr, gefolgt von einer Fotoserie, die auch zeitgenössische Themen nicht außer Acht lässt. So stoßen wir beispielsweise auf ein Foto des jüngst verstorbenen Papstes Johannes Paul II. und sehen Reinhold Messner nach seiner Besteigung des Mount Everest ohne Sauerstoffgerät. Wer sich mehr für die Musik interessiert, darf sich über redaktionelle Erläuterungen zu jedem aufgeführten Song sowie über dessen Coverabbildung freuen.

So legt uns die SZ im Jahr 1978 die wahrlich großartigen Bands Ramones und The Jam nahe, deren Songs "I Wanna Be Sedated" bzw. "Down In The Tube Station At Midnight" man auch Klassikerstatus zusprechen darf. Ob die Wahl der Songs nun aber tatsächlich ausschließlich die Vorlieben der Redaktion widerspiegelt, und nicht der mangelnden Verfügbarkeit von "In The City" und, sagen wir, "Blitzkrieg Bop" geschuldet ist, kann man nur mutmaßen. Vielleicht trifft man diese ja in anderen Jahrgängen wieder.

Dass ausgerechnet der '78er Übersong "Teenage Kicks" von den Undertones fehlt, darüberhinaus der Human League-Klassiker "Being Boiled" sowie irgendein frühes Devo-Stück (wenigstens kommt die Band per Foto im Buch zu Ehren), ist schwer nachvollziehbar. Außerdem gelistet: Wire, Chic, Blondie, Gloria Gaynor, The Only Ones, The Normal (jawoll!), Max Berlin, Rose Royce, Acione, Nina Hagen Band, Lew Kirton, Linda Clifford, Sweet Talks, X-Ray Spex, Buzzcocks, Patti Smith Group, Warren Zevon und Marvin Gaye. Als nächstes folgen die Ausgaben der Jahre 1958, 1968, 1993 und 2000.

Wem das alles zu lange dauert, und wer sich fragt, wieso er verdammt noch mal nur in den eigenen vier Wänden nostalgische Gefühle zeigen darf, braucht sich nicht lange grämen. In Süddeutschland tanzt die Welt bereits seit einer Weile zur mobilen laut.de-Retro-Disko, die am heutigen Freitag Abend im oberschwäbischen Ravensburg Station macht (Kantine). Chronologie, Baby: Popgeschichte pur in sieben Stunden (und natürlich mit den Undertones). Leitsatz: Wer früh kommt, bleibt länger jung! Verschwende deine Jugend (mal ganz anders). Wir freuen uns auf euch! Ach ja, Bookinganfragen gerne an dani@laut.de.

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