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Voice Of Baceprot

Von "Hamam Hardrock" zu "Hijab-Core". So nennt jedenfalls Metal Incevtion das Genre der indonesischen Band Voice Of Baceprot. Grund: Die drei indonesischen Schulmädchen, die die Band bilden, tragen auf der Bühne Hijab, da sie keinen Grund sehen, warum Metal und ihr muslimischer Glaube sich gegenseitig ausschließen sollten. Konservative Vertreter ihrer Religion sehen das natürlich anders und zogen bei ihren Konzerten auch schon einmal aus Protest den Stecker. The Guardian berichtet in einem im Juni 2017 publizierten Artikel über die Band von Drohnachrichten an die Managerin der Band, übrigens die Musiklehrerin der Mädchen.

Allerdings stoßen Voice Of Baceprot in ihrer Heimat auch auf viel positive Resonanz. Das beweist nicht zuletzt der schicke Moshpit, der sich zu ihrer Coverversion von Rage Against The Machines "Guerilla Radio" bildete:

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2 Kommentare mit 23 Antworten

  • Vor 6 Jahren

    Ich bin bei diesen Frauenpower meets Hijab-Beispielen zugegebenermaßen stets gespalten.

    Einerseits ist der positive Effekt nicht zu leugnen. Selbstbewusste Frauen transportieren hier Weltoffenheit, definieren ihre Kunstform individuell und stellen sich im konkreten Fall etwa jener Strömung entgegen, die Frauenbands und erst recht Metal per se als unislamisch und gottlos deklariert. Das ist unter Gesichtspunkten der Symbolik und Vorbildfunktion sicherlich effektiv und höchst respektabel. Keine Frage: Diese botschafterinnenrolle ist nicht klein zu reden und verdient volle mediale Unterstützung.

    Andererseits jedoch hat dieses Schwert auch zweite, scharfe Schneide, die ein weit trüberes Licht abwirft. Denn immerhin könnte man ja beim näheren verständigen Hinschauen ebenso konstatieren, dass viele der medienwirksam ihr Selbstwertgefühl transportierenden Hijab-Trägerinnen hinter rockenden und/oder feministischen Parolen (un?)freiwillig simultan ein zutiefst reaktionäres Frauenbild stärken, weil sie den rückschrittlichen Gedanken des „Bei Gott, Weib, verhülle dich!“ recht sorglos als limitierten Rahmen aller Frauenrechte kolportieren.

    Letzteres halte ich nicht für aus der Luft gegriffen. Es wäre alles in Ordnung, so die religiöse Ausstaffierung, Maskierung, Kennzeichnung im Falle von Hijab, Tschador, Burka etc überwiegend eine rein freiwillige Individualentscheidung wäre mithin eine selbstgewählte Entscheidung auf der Basis religiösen Special Interests oder kultureller Folklore.

    Dem ist jedoch in weiten Teilen der muslimischen Welt gerade nicht so. Wir erinnern uns: Seit kurzem geistert etwa das Symbolfoto einer Iranerin durchs Netz, die demonstrativ ihr Recht auf Entschleierung einforderte. Oder nehmen wir Emel, die sich als muslimische Musikerin unverhüllt präsentiert, um diese Wahlmöglichkeit ein zu fordern. Ebenso erinnern wir uns an restriktive Gesetze etwa im Iran oder Saudi arabien, die etwa das Entschleiern oder Tragen von Miniröcken bei teils drakonischen Haft- und Körperstrafen per patriarchalischem Zwang durchsetzt, der sich unter der Tarnkappe der Religion als inquisitorisches Werkzeug des Grauens verbirgt. Well, fuck this shit!

    Mit anderen Worten: Hijab-Hipsterinnen verkennen im ergebnis, dass das Tragen oder nichttragen für weit über 100 mio Frauen eben kein Akt ist, dem sie sich selbstgewählt entziehen oder verschreiben können. Die politisierte, historische und soziale entwickulng des Zwangselements ist zumindest aus meiner sicht jedoch unerlässlich, um hier nicht Gefahr zu laufen, im unsolidarischen Kröpfchen des schulterzuckenden „Is' halt ihre Religion, wa!“ zu verebben.

    Mithin sind es vor allem organisierte und/oder in den Medien vorhandene Hijabistas, die im Ergebnis das Kopftuch und eine bestimmte religiöse Kleidung als ebenso progressiv wie feministisch zu präsentieren. Dieser untaugliche Versuch ist jedoch zum Scheitern verurteilt, solange das Kopftuch in etlichen islamisch dominierten Ländern für das unreformierte genaue Gegenteil steht. Gleiches gilt für die negative Vorbildfunktion muslimischer Mädchen in Europa, wo (auch hierzulande) in vielen konservativ/fundamentalistisch eingestellten Familien die qua Geburt „von Gott bestimmte“ Schlechterstellung des weiblichen Geschlechts normiert ist.

    Insofern mein Fazit: Toll, dass sie das durchziehen. Aber unter dem Gesichtspunkt von Menschebnrechten und Selbsbestimmung und Kampf gegen Sexismus, ist ihr auftreten bislang nicht nur ein positives signal.

    • Vor 6 Jahren

      Mhh, naja, mit dem Symbolcharakter von Kleidungsstücken ist das halt so eine Sache. Ein Hijab ist zunächst einmal ein Stück Stoff, nicht mehr und nicht weniger. Das für viele muslimische Frauen der Zwang zum Tragen von Hijab eine Ausprägung der allgemeinen Unterdrückung der Frau in manchen muslimischen Gesellschaften ist und du das entsprechend als Symbol dafür siehst, das kannst du ja gerne machen. Aber deswegen musst du diese Symbolwirkung ja nicht zwangsläufig als überall und für alle allgemeingültig deklarieren (was du explizit auch nicht gemacht hast, aber implizit schon). Ich kann Symbole ja auch umdeuten. Wenn schwarze US-Rapper in ihren Liedern das N-Wort benutzen, beschwerst du dich ja auch nicht, dass sie damit die Gesellschaftsordnung zur Zeit der Sklaverei symbolisch aufrecht erhalten (oder vielleicht doch?). Und wenn ich es als Frau, egal welcher Religion hübsch finde, Hijab zu tragen, dann sollte ich das ja auch frei tun können, ohne mir gleich vorwerfen zu lassen, indirekt die Unterdrückung der Frau zu unterstützen. Der Hijab ist ganz offensichtlich nicht das eigentliche Problem, sondern die gesellschaftlichen Regeln, die in manchen Gesellschaften um ihn herum gebaut sind. Andere Künstler treten auch in ihren kulturell traditionellen Trachten auf und da stört sich auch niemand. Und da gibt es mitunter such gender-spezifische Dresscodes.
      Dass der Anblick von Hijabs bei Musikerinnen oder wie auch immer, bei manchen, die sich von dem Dresscode unterdrückt fühlen, dieses Gefühl der Unterdrückung mitunter noch verstärkt, geschenkt, aber da ist dann die Frage, inwieweit ich da für Verantwortung zu tragen habe. Wenn der Hijab für viele als Symbol der Unterdrückung gilt, ich das aber schlicht und einfach nicht so sehe und mir Hijab-Tragen gefällt, warum muss ich mich denn dieser Symbolik beugen. Das ist doch genau der gleiche Scheiß nur in die andere Richtung. Erzkonservative Muslime sagen, du musst Hijab tragen weil Frau und blabla und politisch fixierte böse Anwälte sagen, ohne Hijab wäre ja eigentlich besser und merkst du nicht, was du für einen Schaden anrichtest. Das finde ich jetzt auch nicht so viel besser.

    • Vor 6 Jahren

      Und davon mal abgesehen greifen bei diesem konkreten Beispiel noch zwei andere Faktoren:
      - Der Hijab hat hier ja durchaus eine positive Symbolwirkung und macht im Gesamtkontext der Band klar, ja, wir sind Muslime und ja, wir spielen Metal und nein, wir sehen da keinen Widerspruch. Ohne Kopftücher wäre es ja für Kritiker noch viel einfacher, sie in eine gottlose Ecke zu stellen und so die Botschsaft zu diskreditieren.
      - Bitte nicht vergessen, wir reden hier von jungen Schulmädchen, in einer zum Teil erzkonservativen Gesellschaft. Die es sich vielleicht auch nicht ganz mit ihren Eltern oder sonstwem verspaßen möchten und mit dem was sie machen schon mutig genug sind und Kritik genig geerntet haben. Ist natürlich immer einfach sich aus seiner liberalen Ecke in Deutschland hinzustellen und zu sagen "das geht aber noch besser", das ist in diesem Fall aber vielleicht auch schlicht und einfach nicht angebracht.

    • Vor 6 Jahren

      dieses "schlicht und einfach nicht so sehe" argument halte ich jedenfalls für valid.

    • Vor 6 Jahren

      gleep, bleib nicht immer an der oberfläche. symbole kann man erst dann umdeuten, wenn sie aus dem kontext gewalttätiger, unterdrückender gesetze herausgebrocjhhen werden. das mag kumulativ gehen. aber sicher nicht so "so, naja, für mich isses das und das. und dass es mehrheitlich anders verwendet wird und mutige frauen wie die erwähnte anonyme iranerin oder emel das auch anprangern, lasse ich bei meiner einlassung weg." und hier ist die band eben nur die halbe miete.

      ...und natürlich ist ein stück stoff nie nur ein solchges. war es nie.

    • Vor 6 Jahren

      "Bitte nicht vergessen, wir reden hier von jungen Schulmädchen, in einer zum Teil erzkonservativen Gesellschaft. Die es sich vielleicht auch nicht ganz mit ihren Eltern oder sonstwem verspaßen möchten und mit dem was sie machen schon mutig genug sind und Kritik genig geerntet haben. "

      habe ich nicht vergessen. deshalb der erste part. was die sind und wo ihre möglichkeiten beginnen und enden ändert aber nichts von der objektiven wirkung, die eben nicht rein progressiv ist. da muss man die beiden komponenten analytisch doch trennen.

    • Vor 6 Jahren

      "Ist natürlich immer einfach sich aus seiner liberalen Ecke in Deutschland hinzustellen und zu sagen "das geht aber noch besser", das ist in diesem Fall aber vielleicht auch schlicht und einfach nicht angebracht."

      unredliche argumentation, weil polemischer step auf die persönliche ebene. eine analyse ist entweder inhaltlich richtig, teilrichtig oder quark. völlig egal, wer es sagt und wo man es sagt. 2+2 bleibt auch dann 4, so der teufel es sagt.

      im übrigen weißt du ja nicht, was einfach oder schwer etc ist für dein gegenüber, so man sich nicht kennt. entscheidend ist lediglich, ob man kompetent ist oder ein dünnes brett.

    • Vor 6 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 6 Jahren

      okay, fangen wir mal hier an:
      "habe ich nicht vergessen. deshalb der erste part. was die sind und wo ihre möglichkeiten beginnen und enden ändert aber nichts von der objektiven wirkung"

      Tut mir Leid, aber das ist einfach nur falsch. Es gibt nicht so etwas wie eine "objektive Wirkung". Du magst darin ein Symbol der Unterdrückung sehen, andere ein Fashion Statement. Objektiv ist daran aber so oder so überhaupt nichts. Kann es auch gar nicht, weil es niemanden gibt der eine solche Wirkung perspektivunabhängig festsetzen oder bestimmen kann.

    • Vor 6 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 6 Jahren

      "eine analyse ist entweder inhaltlich richtig, teilrichtig oder quark. "
      Ja, und manchmal ist sie halt auch perspektivabhängig, soll heißen aus einer Perspektive richtig, aus der anderen nicht. Siehe obigen Kommentar. Deine mathematische Analogie haut also nur bedingt hin.
      "im übrigen weißt du ja nicht, was einfach oder schwer etc ist für dein gegenüber, so man sich nicht kennt. entscheidend ist lediglich, ob man kompetent ist oder ein dünnes brett."
      Auch wenn ich eine Person nicht kenne, kann ich trotzdem mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass es ein Obdachloser unabhängig von Kompetenz schwieriger hat, ein geregeltes Leben zu leben und dass es in einer konservativen Gesellschaft und als Minderjähriger mitunter, unabhängig von persönlicher Kompetenz, mit größeren Repressalien verbunden ist ein Statement zu machen. Möchtest du das etwa abstreiten?
      Und gut, du kannst mir jetzt wieder sagen, dass es dir nur darum geht, was objektiv oder inhaltlich richtig ist, aber dann würde ich dich fragen, wenn es nur darum geht, wozu die ganze Diskussion überhaupt. Was bringt dir Wissen was objektiv moralisch richtig ist, wenn du es nicht anwenden willst? Wenn du die Welt ein bisschen besser machen oder i du es sagst ein "positives Signal senden" willst, dann geht es halt eben nicht nur darum, was "objektiv" richtig ist, sondern dann geht es auch um konkrete Lebensrealitäten. Wenn ich in einem repressiven Regime volle Wahrung der Menschenrechte einfordere, lande ich erschossen am Straßenrand. Wenn ich kleine and und für sich harmlose Schritte mache, kann ich vielleicht tatsächlich etwas erreichen. Und von daher ist es in solchen Argumentationen auch völlig legitim auf die persönliche Ebene zu gehen, beziehungsweise aufzuzeigen, dass es dir hier in diesem Land und mit deinem gesellschaftlichen Stand leichter fällt Sachen einzufordern, für die andere mit massiven Repressalien rechnen könnten.

    • Vor 6 Jahren

      Und das lässt jetzt noch alles außer Acht, dass die Damen vielleicht gar kein Interesse daran haben, irgendwelche Aussagen über Kopftuchzwang zu treffen. Vielleicht ist das für sie ja vollkommen okay und sie haben da kein Problem mit und es entspricht ihren Werten oder sie fühlen sich damit am Wohlsten. Ich gebe dir ja sogar vollkommen Recht, dass es nicht reicht, wenn eine einzelne Person ein Symbol umdeutet, um eine massenhafte Umdeutung im allgemeinen Bewusstsein zu erreichen. Aber das muss es ja auch gar nicht. Ein Kleidungsstück ist an erster Stelle einmal Körperbedeckung und an zweiter Stelle eine Veränderung meines Erscheinungsbild nach meinem Geschmack. Die Signalwirkung oder Symbolwirkung die die Kleidung sonst noch hat, steckt nicht zwangsläufig in ihr drin, sondern wird von dritten hereininterpretiert und ich sehe nicht, was mich das scheren sollte. Kleidest du dich als alter Dunkelheimer damach, was die positivste Symbolwirkung in dei Welt hinaussetzt oder ziehst du einfach das an, was dir am besten gefällt und womit du dich am meisten indentifizierst?
      Der Grund warum Kopftücher ja als so problematisch angesehen werden ist ja, dass sie oft der Frau die Freiheit nehmen, sich so zu präsentieren, wie sie es möchte. Was ist aber dann jetzt, wenn sich eine Frau gerade MIT Kopftuch präsentieren möchte. Muss sie sich dann darauf verzichten, um nicht symbolisch Unterdrückung zu interstützen?,Und ist das nicht eine eigene Form der Unterdrückung. Du sollst kein Kopftuch tragen, weil das besser für die Gesellschaft ist. Das unterscheidet sich jetzt auch nicht mehr vom Muslimen der genau das gleiche sagt, nur halt mit Kopftuch.

    • Vor 6 Jahren

      Es ist ja vollkommen richtig zu sagen, dass es das beste ist und man sich dafür einsetzen soll, dass alle Menschen sich gleichberechtigt verwirken können. Und der Kopftuchzwang, also zu sagen, du musst oder sollst das tragen, weil äußere Bedingungen es diktieren, ist dafür ein Hindernis. Aber zu sagen du musst oder sollst das tragen, damit andere es leichter haben, nicht von äußeren Bedingungen etwas diktiert zu bekommen ist geradezu paradox. Das ist eine Einschränkung der Freiheit im Namen der Freiheit.

    • Vor 6 Jahren

      Dieser Kommentar wurde vor 6 Jahren durch den Autor entfernt.

    • Vor 6 Jahren

      Und um ein Statement für Individualität oder gegen Kopftuchzwang zu machen, muss man ja auch gar nicht sein Kopftuch ablegen. Da reicht es ja zu sagen "ich mag mein Kopftuch und trag es gerne und fühle mich dadurch meiner Kultur verbunden, aber es sollte natürlich jeder für sich entscheiden, was er gerne trägt und ob"
      Das reicht ja vollkommen. Warum ein Statement machen durch eine Aktion die eventuell meine persönliche Individualität unterbindet, wenn ich es auch einfach so machen kann, in Worten.

    • Vor 6 Jahren

      du sagst "Tut mir Leid, aber das ist einfach nur falsch. Es gibt nicht so etwas wie eine "objektive Wirkung". Du magst darin ein Symbol der Unterdrückung sehen, andere ein Fashion Statement. Objektiv ist daran aber so oder so überhaupt nichts. Kann es auch gar nicht, weil es niemanden gibt der eine solche Wirkung perspektivunabhängig festsetzen oder bestimmen kann."

      verstehe, was du meinst. aber das passt in etlichen fällen perspektivisch nicht. warum spreche ich von objektiv? weil: ein symbol überhaupt erst ab dem punkt subjektiv vereinnahmt werden kann, wenn es wählbar oder ablehnbar ist. der oktroierte zwang qua gesetzlicher grundlage hindert dies jedoch in weiten teilen der muslimischen welt. ergo ist die objektive wirkung geprägt von zwang und einem aussortieren qua geschlecht, qua geburt. du bist als mädchen geboren? dann musst du dir das teil geben. egal, ob du willst oder nicht. das kann man nicht ernsthaft ignorieren.

    • Vor 6 Jahren

      "Und gut, du kannst mir jetzt wieder sagen, dass es dir nur darum geht, was objektiv oder inhaltlich richtig ist, aber dann würde ich dich fragen, wenn es nur darum geht, wozu die ganze Diskussion überhaupt. Was bringt dir Wissen was objektiv moralisch richtig ist, wenn du es nicht anwenden willst?"

      ich wende es an. ich weise darauf hin, dass die unserem aufgeklärt toleranten denken entspringende neigung, gesellschaftlich gern die repression als "kulturelle eigenart" zu relativieren und eine progressivität dort zu sehen, wo sie zumindest mal im gesamtkontext fragwürdig ist, ein akt der solidarität bedeutet.
      darin ist auch dein geforderter perspektivwechsel enthalten. meine brille ist eben nicht jene der hijab-hipster, sondern der opfer, jener mädchen, die gegängelt werden und meist weder auf westliche feministinnen noch andere solidarität bauen können. die haben ja auch ne stimme verdient. ebenso erinnere ich an die perspektive emels oder der iranerin von foto. habe ich beide genannt. insofern bitte ich, sich schon im detail mit der these auseinander zu setzen.

    • Vor 6 Jahren

      " warum spreche ich von objektiv? weil: ein symbol überhaupt erst ab dem punkt subjektiv vereinnahmt werden kann, wenn es wählbar oder ablehnbar ist. "

      Das ist immernoch schlicht und einfach falsch. Ein Symbol kann NIE und ich wiederhole NIE eine objektive Wirkung haben. Ein Symbol ist ein Objekt, das sich auf eine Weise veräußert, aber für etwas Anderes steht. Und dieses andere existiert nur im menschlichen Geiste. Wenn ich als Europäer ein Hakenkreuz sehe, denke ich "uhh, Nazis", wenn ich es als asiatischer Buddhist sehe, denke ich vielleicht "warum si d die Haken denn da jetzt falsch herum". Wie ich ein Symbol sehe oder wie es auf mich wirkt hängt von meiner individuellen Perspektive ab, meinen Erfahrungen und meiner Art, die Welt einzuordnen, ist also PER DEFINITION subjektiv. Und das gilt auch für dein Beispiel mit dem aufoktroyierten Kopftuchzwang. Wenn ich als Muslima in einem streng islamischen Staat eine andere Frau mit Kopftuch sehe, kann das in mir den Gedanken auslösen "scheiß Kopftuchzwang, so'n Dreck eie wir hier unterdrückt werden" oder ich kann denken "das ist eine echte Muslima, die ist nah bei Gott, schön". Ob davon eine Alternstive wahrscheinlicher oder häufiger ist, ist vollkommen irrelevant. Es ist immernoch individuell unterschiedlich und damit subjektiv und nicht objektiv. Selbst um das Kopftuch als Symbol von Unterdrückung zu sehen, muss ich erst einmal mit dem Konzept der Unterdrücmung konfrontiert werden und nicht alles als gottgeordnet sehen.

    • Vor 6 Jahren

      "darin ist auch dein geforderter perspektivwechsel enthalten. meine brille ist eben nicht jene der hijab-hipster, sondern der opfer, jener mädchen, die gegängelt werden und meist weder auf westliche feministinnen noch andere solidarität bauen können. die haben ja auch ne stimme verdient."

      Natürlich haben sie das. Vollkommen ohne Frage. Und dass das ein wichtiges Thema ist, da bin ich vollkommen bei dir. Aber deswegen muss ja nicht jede in der Öffentlichkeit stehende Muslima genau diese Stimme zum Ausdruck bringen oder in ihrer äußeren Erscheinung unterstützen. Und deswegen finde ich es auch etwas fragwürdig gerade eine südostasiatische Schulmädchenband die vor allem einfach gerne Metal spielt an diesen sehr spezifischen und wie du selbst zugibst perspektiv gebundenen Standards zu messen. Da kommt dann der nächste noch und meint, dass das ja suboptimal ist, was die da machen, weil die sich gar nicht lautstark für die Arbeiterklasse einsetzen. Man kann sich halt nicht für alles gleichzeitig im Leben einsetzen und da hat man als Außenstehender auch nicht immer zu bestimmen oder zu beurteilen, wofür sich jetzt jemand einsetzen sollte oder nicht

    • Vor 6 Jahren

      Und der geforderte Perspektivwechsel war das von mir tatsächlich nicht. Du hast dich in eine ganz bestimmte, an deinen Beispielen orientierte Perspemtive versetzt und ich habe halt in Frage gestellt inwieweit das im speziellen Bezug auf die Band zwangsläufig angemessen ist.aber da wiederhole ich mich jetzt auch nur.

    • Vor 6 Jahren

      wir nähern uns einander an. danke fürs mitmachen auf diesem niceau :)

      ich glaube, unser missverständnis mit der ""objektivität" bzw unsere unterschiedliche deutung rührt daher, dass du de begriff primär philosophisch nutzt (was natürlich legitim ist) und ich hier eher vom juristischen denken geprägt bin.

      so wie du es erläuterst, mag das durchaus stimmen. mir geht es nur um die objektive juristische zwangswirkung, die in diesem fall in teilen vom hijab etc ausgeht.

      der "nigger" konnte auch erst vom hip hop umgedeutet werden, weil es keine sklaverei mehr gab. das "faggot" ebenso in egland erst als es nicht mehr illegal war, schwul zu sein. hier ist meine analogie.

      zu: "Aber deswegen muss ja nicht jede in der Öffentlichkeit stehende Muslima genau diese Stimme zum Ausdruck bringen oder in ihrer äußeren Erscheinung unterstützen. Und deswegen finde ich es auch etwas fragwürdig gerade eine südostasiatische Schulmädchenband die vor allem einfach gerne Metal spielt an diesen sehr spezifischen und wie du selbst zugibst perspektiv gebundenen Standardszu messen"

      verstehe. aber so hart meine ich das ja nicht. die würdigung der mädchen, die im rahmen ihrer möglichkeiten agieren, ist der erste part.

      der zweite beschäftigt sich als these mit der allgemeinen verbreitzung, das hijap-hipstertum als rein progressiv zu verstehen, ohne das transportierte frauenbild - jenseits der spirituell-religiösen komponente aus den augen zu verlieren.

      das ist kein vorwirf gegen die kids. es ist eine feststellung der etablierenden wirkung, während andere dagegen kämpfen. natürlich würde ich denen das in ihrem jugendlichen alter gegenwärtig nicht persönlich vorwerfen. das wäre ja wirklich ignorant. aber das kann man ja trennen.

    • Vor 6 Jahren

      Mhh, okay, um hier nochmal einen kurzen Schlusspunkt meinerseits zu setzen.
      Also deinen Punkt mit der objektiven, juristischen Zwangswirkung verstehe ich jetzt etwas besser, kann ich aber immernoch nicht zustimmen. Auf der kollektiven Ebene, mag das eine akkurate Beschreibung sein, aber auf der Individualebene mitunter nicht. Wenn ich persönlich so oder so aus freien Stücken Kopftuch tragen würde und ich es gar nicht anders haben würde, dann fällt diese Zwangswirkung für mich halt mehr oder weniger weg, da macht es auch keinen Unterschied für mich, ob dieses Gesetz überhaupt existiert oder nicht. Insofern besteht hier auch ein signifikanter Unteschied zwischen dem "faggot" und "nigger". Niemand lässt sich gern beleidigen und niemand ist gern Sklave und keine Frau ist gern unterdrückt. Aber wenn ich das Kopftuch aich frei gewählt hätte ist es für mich als Einzelperson auch keine Unterdrückung.

      Wenn man das so sieht, wird aber auch deine These mit dem "transportierten Frauenbild" problematisch. Natürlich ist der Hijab für sehr viele Frsuen Symbol der Unterdrückung. Aber was wäre denn jetzt wenn wir es anders herum machen würden? Wenn jetzt jede selbstbestimmte, progressive Muslima in der Öffentlichkeit KEINEN Hijab tragen würde. Würde das nicht auch irgendwie sagen: "solange du Hijab trägst, kannst du nicht selbstbestimmt sein." Und wäre das nicht auch wieder falsch? Damit schlägst du ja auch nur eine Brücke ein zu den Hijab-tragenden Muslima, ob jetzt unter Zwang oder nicht, die dann das Gefühl haben, sie müssen die Wahl treffen zwischen Hijab oder Selbstbestimmung und beides zusammen geht nicht. Und das kann's ja auch nicht sein.
      Die zentrale Message sollte ja immer Selbstbestimmung sein. Und dafür ist es meiner Meinung nach nur förderlich, vielleicht sogar notwendig, dass beide Messages transportiert werden: Wer kein Hijab tragen möchte, sollte das nicht tun müssen. Und wer Hijab trägt, kann trotzdem ein Selbstbestimmtes Leben führen. Und wer nicht auch. Selbst den Anti-Hijablerinnen gebt es ja nicht darum, dass das Kopftuch inhärent scheiße ist, sondern nur um die Wahlmöglichkeit.
      Würden wir uns nur auf eine von beiden Messages fokussieren, wäre die Welt dadurch ärmer imo und beide haben irgendwo ihren Platz und von daher macht es vielleicht auch keinen Sinn eines von beiden auf der Individualebene als "problematisch" abzutun. Und ich glaube, das machst du in der Härte auch nicht und dein Kritikpunkt ist im allgemeinen ja gerechtfertigt. Das sollte man auch nicht aus den Augen verlieren. Hatte nur das Gefühl, dass du hier ein bisschen, bewusst oder unbewusst, eine Wertigkeitshierarchie aufstellst, von wegen "wenn jemand selbstbestimmt mit Hijab auftritt ist das gutz aber ohne wäre nich besser". Und da würde ich mich halt strikt gegen stellen.

    • Vor 6 Jahren

      kann ich viel mit anfangen, was du da schreibst. sehr interessant.
      und auch hier hasdt du philosophisch natürlich recht. nur: wenn man es dabei belässt, gibt es ja nie ein druckpotential gegen jene, die die religion zur patriarchalischen gängelung umdeuten.

      oder anders gesagt: inquisitorische juristen und klerikalfaschisten sind der feind dieser philosophie und allen individualismus.

      danke für die sichtbare mühe und leidenschaft :) tolles gespräch.

  • Vor 6 Jahren

    erinnern mich mild an die jawas aus star wars. putzig :-)