Lord Of The Lost: Publikum überstimmte ESC-Jury

Nach Ikke Hüftgolds Protest veröffentlichte der NDR die Abstimmungsergebnisse. Die Jury sah demnach weder Hüftgold noch Lord Of The Lost vorne.

Hamburg (jmb) - Dass die ESC-Jury häufig Beiträge aus dem Pop-Mainstream bevorzugt, dürfte mittlerweile bekannt sein. Die Frage, wer Deutschland beim ESC vertreten darf, wird jedoch nicht allein von der Jury entschieden. Auch das Publikum darf mitreden. Wie weit die Meinungen dabei auseinander gehen können, zeigte das Ergebnis des diesjährigen Vorentscheids. Aufgrund des Televotings landete die schillernde Glam-Metal Band Lord Of The Lost weit vor dem Jury-Favoriten Will Church.

Ikke Hüftgold, der als Zweitplatzierter aus dem Wettbewerb hervorging, wunderte sich über den überraschenden Sieg der Metal-Band. In einem langen Social Media Post hatte er das Voting-Ergebnis vor wenigen Tagen angezweifelt.

Haushoher Favorit der NDR-Jury: Will Church

Der Schlager-Sänger warf dem NDR Manipulation und mangelnde Transparenz vor. Nicht das Publikum, sondern die Veranstalter hätten seinen Sieg verhindert. Der Sender reagierte nun mit der Veröffentlichung der Abstimmungsergebnisse. Die detaillierte Auflistung der vergebenen Punkte verdeutlicht, wie groß die Diskrepanz zwischen den Vorlieben der Jury und den Präferenzen des Publikums war.

Haushoher Favorit des NDR war Will Church mit 90 Jury-Punkten. Dagegen erhielt Hüftgold, der das Vorab-Voting auf TikTok mit großem Abstand gewonnen hatte, nur zehn und damit die wenigsten Punkte der Jury.

Lord Of The Lost platzierte die Jury an fünfter Stelle. Das Tele-Voting während der Live-Sendung beförderte sie jedoch schließlich auf den ersten Platz. Insgesamt erhielt die Glam-Metal Band 214.375 Zuschauerstimmen. Hüftgold erhielt hingegen nur 148.562 Gesamtstimmen im Zuschauervoting.

Das ESC-Voting der NDR-Jury

Will Church 90 Punkte
Anica Russo 57 Punkte
Rene Miller 54 Punkte
Trong 52 Punkte
Lord Of The Lost 43 Punkte
Lonely Spring 40 Punkte
Patty Gurdy 34 Punkte
Ikke Hüftgold 10 Punkte

Auf der deutschen Website des Eurovision Song Contests findet sich eine Stellungsnahme zu Hüftgolds Vorwürfen. "Uns ist wichtig, klarzustellen: Die Abstimmung verlief korrekt und unter juristischer Aufsicht ", kommentierte die ESC-Redaktion. Zudem wolle der NDR mit der Legende aufräumen, dass der Sender Hüftgolds Teilnahme am Finale verhindern wollte: "Im Gegenteil: Wir haben uns sehr gefreut über seine Bewerbung und auch über seine große Leidenschaft für den ESC."