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Die Zeichen der Zeit

Wenn wir uns schon in den feministischeren Fahrwassern des Felds bewegen, gibt es da noch ein Event, über das man wohl sprechen sollte:

Die Zeit hat erneut einen Artikel gepostet, der dort bereits 2018 veröffentlicht wurde. Einen, in dem Antonia Baum über ihren Unmut angesichts dieser Deutschrapszene nachdenkt und zu einem eher unfreundlichen Fazit kommt. Gerade in Anbetracht mehrerer auf der Tapefabrik geführten Diskussionen und ein paar Gedankengängen, die sich nie ganz zuende exerziert angefühlt haben, hat die Lektüre bei mir einen Nerv erwischt. Man will als Hip Hop-Hörer diesem Themenkomplex entschiedenere Gegenpositionen entgegenstellen können. Aber all meine Reflexe waren ausweichender, halbgarer Whataboutism mit Wagenburg-Mentalität.

Grob überschlagen sagt Baum, sie sei zwar mit Deutschrap groß geworden, fühle sich dem aber in den letzten Jahren zunehmend entfremdet. Die Gründe dafür lieferten ihr die immer unausweichlicheren und dominanteren Darstellungen von Diskriminierung, Sexismus und Homophobie seitens populärer Rapper. Eine Entwickluung, die sie mit Social Media-Aktivitäten und dem Neureichtum diverser Rapper begründet. Außerdem beschreibt Baum sehr reflektiert, wie sie vor sich selbst ihre problematischen Hörgewohnheiten gerechtfertigt habe.

Ein interessanter Text, wenn auch ohne klares Fazit. Wie aber auch, wenn man sich so fundamentale Fragen stellt, wie: Wie geht der Einzelne, wie die Gesellschaft, wie die Szene mit problematischen Inhalten um? Eine uralte Frage, auf die es immer noch keine one size fits all-Antwort gibt. Ein schlechtes Zeichen, solches passiert sonst nur bei Fragen nach Einsteinschen Theorien über schwarze Löcher oder nach dem Pronomen des Nutellas. [DER Nutella! D. Red.!]

Aber was solls, das hier ist heute meine Kolumne. Ich kann machen, was ich will, und weil es gerade Mittwoch Mittag ist, habe ich genug Zeit, um hier ein Fass aufzumachen. Ich bin immerhin ein durchschnittlicher Dude mit einer Menge Meinung, ich habe ein halbes Buch von Foucault und das ganze Dani Fromm-Prezident-Interview gelesen, ich fühle mich wunderbar dafür gerüstet, großspuriges Soziologen-Gewäsch von mir zu geben.

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