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FEBRUAR: STORYS

Dieser Yannik™: Sigh. Wenn es einen roten Faden für dieses Jahr gibt, dann die Line "As soon as they like you, make them un-like you". Mirco, wer hat das noch gleich gesagt? Ich bin mir sicher, es fällt mir bald wieder ein. Aber in dem Monat, in dem der immer noch anhaltende Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine begonnen hat, hatte ich andere Dinge im Kopf, als über ein nie wirklich veröffentlichtes Nicht-Album nachzudenken. Der Februar war der Moment, wo wir dachten, die Scheiße höre langsam auf, nur um fortan in konstanter Angst von der nächsten Scheiße zu leben. Mensch, wir könnten alle mal eine Pause brauchen. Will sonst jemand etwas über Fler gegen Bonez oder den Bushido-Prozess sagen? Ich nämlich nicht.

Yo Grandma Fromm: Komm', die Omma macht das. Fler vs. Bonez lässt sich ja auf zwei Worte herunterbrechen: peinliches Gegockele. Kein Plan, ehrlich, wieso diese Masche bei der Gefolgschaft solcher Typen immer noch zieht. Wenn sich die beiden gegenseitig aufs Maul hauen wollen, sollen sie es endlich machen. Wir wären alle erleichtert, und die Schellen träfen auch bestimmt den Richtigen. Wenn sie (was ich durchaus verstehe) keinen Bock haben, sich die Fressen zu polieren, dann mögen sie doch bitte aufhören, unentwegt darüber zu labern. Es nervt. Zumal ohnehin niemand, der klaren Verstandes ist, damit rechnet, dass da jemals ein Kampf stattfindet, der über Haareziepen via Instastory hinausgeht.

Der Bushido-Prozess dagegen ... was soll ich sagen? Ich muss durchaus gestehen, dass ich dafür über die Monate (oder sinds Jahre?), die der inzwischen schon läuft, eine gewisse Obsession entwickelt habe. Ich bleib' da ähnlich zuverlässig in der Berichterstattung darüber hängen wie in diesen alten Folgen "Schwarzwaldklinik", die gerade wieder im Loop auf irgendeinem Sender wiederholt werden. Ich find' zunehmend faszinierend, wie da immer noch ein Zeuge und noch einer vorgeführt wird, die halbe Deutschrap-Szene hat inzwischen schon ausgesagt (oder sich darüber ausgeschwiegen), wie Bushidos Verhältnis zu Arafat Abou-Chaker denn nun ausgesehen hat (oder eben nicht), und mir wird mit jedem der jetzt schon absurd vielen Prozesstage unklarer, welchen Aufschluss und neuen Erkenntnisgewinn sich irgendwer davon noch erhofft. Trotzdem geht das Verfahren weiter und weiter. Unlängst las ich, ein Urteil werde im April 2023 erwartet. Na, ich bin gespannt. Du auch?

Freshman Mirco: Absolut, dem fiebere ich mindestens so sehr entgegen wie meinem nächsten Besuch beim Proktologen. Ne, bei mir verhält sich das irgendwie genau andersrum. Je länger dieser Prozess andauert, desto weniger interessiere ich mich dafür. Und daran gemessen, wie lange er sich mittlerweile schon hinzieht, hätte ich ohne nachzuschauen nicht einmal mehr gewusst, dass diesbezüglich dieses Jahr überhaupt großartig was passiert ist. Außerdem berufe ich mich auf unseren guten Vorsatz von letztem Jahr, weniger über Bushido und mehr über gute Musik zu berichten. Auch wenn sich der zweite Teil im Februar eher schwierig gestaltet. Wenn ich nämlich an das "Donda 2"-Fiasko zurückdenke, für das ich Idiot mir natürlich wieder einmal die Nacht um die Ohren geschlagen habe, werden fast schon PTSD-ähnliche Gefühle in mir wach.

Aber auch innerhalb unserer Landesgrenzen gabs ja ausreichend Grund, sich fremdzuschämen. Team Liebe zum Beispiel, die gentrifzierte Yuppie-Parade unter der Leitung von Nico Suave, die einige hier im Land tatsächlich zum ESC schicken wollten. Wobei, die hätte man wenigstens kollektiv auslachen können, Malik Harris, aka das, was man sich bei Servus TV unter Hip Hop vorstellt, tat mir am Ende fast schon leid. Ja, der Song war langweilig, aber so furchtbar doch dann auch nicht.

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