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APRIL: ALBEN / INTERNATIONAL

Freshman Mirco: Auch musikalisch tat der April dieses Jahr, was er wollte. Future, der historisch in meinen Augen nur wenig falsch machen kann, releaste seit langer Zeit einmal wieder ein Album, das mich so überhaupt nicht juckte. Außer "Wait For U" blieb da wirklich gar nichts hängen. Auch das von vielen gehypte Debüt von Fivio Foreign entlarvte seinen Über-Verse auf "Donda" als absolute handwerkliche Anomalie. Rappen kann der Mann nämlich anscheinend doch nur so semigut, und ein Album kuratieren kann er schonmal gar nicht.

Dafür meldete sich Vince Staples nach mehreren nicht ganz ausgegorenen Anläufen endlich wieder mit einem großartigen Album zurück, das das Potential seiner letzten LP vollends ausschöpft. Neben den offensichtlichen Standouts, die bereits jetzt den besten Songs in Vinces Katalog Konkurrenz machen, entpuppte sich das Album mit mehrfachen Hören auch als unglaublich koheränt und ausgewogen. Die Atmosphäre ist bisweilen so dick, dass man das Pulverdampf und den Sommerregen förmlich auf der Zunge spürt.

Dieser Yannik™: Ich bin bei dem Future-Release voll bei dir. Ich verstehe eh nicht, wie die Welt in den letzten Jahren Future-Releases einordnet. Er macht doch recht offensichtlich seit Jahren schon einfach nur einen endlosen Strang relativ gleichförmiger Songs und Verses, ordnet die in komplett arbiträren Alben an, und das Ergebnis ist immer ziemlich mmmkay, aber Leute tun so, als gäbe es klare Abstufungen und Hierarchien zwischen diesen Projekten. Nun, ja. Wer das sehen kann, hat wohl bessere Augen als ich.

Ich frage mich übrigens auch, wie die Gemeinde rückblickend zum neuen Pusha T-Tape steht. Das gehört ja zu den Alben-des-Jahres-Anwärtern. Ich habe mir das angehört, es alles sehr gut gefunden, "Diet Coke" in meine Playlist gepackt, und dann jedes Mal, wenn ich Lust auf ihn hatte, trotzdem "Daytona" gehört.

Yo Grandma Fromm: Willkommen in der Welt der Hängengebliebenen, man nennt es wohl "Alter". Gewöhn' dich dran! Ich kann echt nicht mehr zählen, wie oft mir das so geht, dass ich irgendwelche (ja meinst nicht grundlos) gefeierten älteren Alben höre statt die jüngeren Ergüsse irgendwelcher Künstler*innen, die dann doch oft nur wiederkäuen, was einst neu oder bahnbrechend war. Wenn die Bahn schon gebrochen ist, ist es halt nur noch funktional. Oder es funktioniert gar nicht mehr.

Apropos funktionieren: Ich hätte da noch einen Tipp für alle, die nach "The Line Is A Curve" festgestellt haben, dass sie mit dem doch zuweilen etwas monotonen Vortrag von Kae Tempest Probleme haben: Ich gehör' da zwar nicht dazu, kann aber verstehen, dass es manche so sehen. Denen sei gesagt: Ich habe versehentlich herausgefunden, dass sich das umschiffen lässt, indem man Bücher von Kae Tempest liest. Sehr empfehlenswert. Einfach mal in der Buchhandlung des Vertrauens nachfragen.

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