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Poptimismus JETZT!

Und gut, ich muss mir jetzt die Frage gefallen lassen, warum es mir so wichtig ist, dass Leuten wie Ben Shapiro oder dem dunklen Parabelritter der Wind aus den Segeln genommen wird. Aber es ist mir tatsächlich ein Anliegen, diesen blinden und pseudo-begründeten Hass auf alles Neue und Moderne ein wenig anzugehen. Ich mache mich ja immer wieder mit meinen Verteidigungen von Trap-Rap, Mainstream oder K-Pop zum Hampelmann der Gemeinde, halte das aber für eines der zentralen Themen. Die ganze Indie-Community hat sich aus einem Othering-Prozess des Allgemeingültigen zusammengesetzt, der Hass auf den Mainstream hat den Untergrund konstituiert. Aber dieses Anti-Pop-Gelübde hat gerade im Internetzeitalter kaum noch einen Sinn, zu existieren, denn die großen Mauern des Mainstreams sind lange gefallen. Es gibt vielleicht seit langem keine so valide Zeit mehr, Poptimist zu sein, wie jetzt im Moment.

Heißt natürlich weder, dass die Charts von oben bis unten mit geilem Scheiß voll sind, es gibt immer noch mehr als genug beliebten Mist, noch, dass man all diese neuen Sachen per se mögen muss. Aber die fast intuitive Ablehnung von fast allem, das erst einmal populär geworden ist, sorgt irgendwo dafür, dass sich keine Bewegung langfristig im Mainstream festsetzen kann, ohne sich dessen Publikum anzupassen, da sich ursprüngliche Fans oft schon abwenden, nur weil etwas populärer geworden ist. Mein Plädoyer dagegen ist, dass man nicht aufhören sollte, sich mit dem Neuen und dem Anderen zu konfrontieren, auch wenn es sich erst mal befremdlich anfühlen sollte. Es ist dieses Gefühl, wie man es mit 13 empfunden hat, als man einen Teenie-Bop-Artists gehört hat, sei es nun Hanson oder Justin Bieber. Dieses Gefühl, dass man etwas hassen sollte. Aber man sollte nichts hassen. Es ist 2019, und man sollte sich dafür öffnen, in derselben Playlist A Tribe Called Quest, Tool und Ariana Grande zu hören.

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