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Die Folgen

Punkt zwei: Raptexte und ihre Folgen. "Ich hör' seit Jahren deutschen Rap und hab' noch nie eine Frau vergewaltigt." Ja, Mann, Alter, Glückwunsch! Ich kanns echt nicht mehr hören. Nein! Killerspiele machen keine Killer, frauenverachtender Rap macht keine Vergewaltiger, und nicht jeder, der Brotha Lynch Hung gehört hat, hat schon einmal einen seiner Widersacher gefressen. (Insbesondere an letzteres würde ich mich sonst vermutlich erinnern.)

Aber es steht doch wohl außer Frage, dass wir als "normal" empfinden, was uns täglich umgibt. Wenn misogyne Raptexte inzwischen halt einfach nicht mehr, wie es früher einmal war, das Steckenpferd dreier kichernder Berliner-Untergrund-Rap-Fans sind, sondern, wie längst, Mainstream, und jeder Jockel tagein, tagaus nichts anderes hört, dann wird der Prozentsatz der Jockel, die Schwierigkeiten haben, zwischen Kunst und Realität zu differenzieren, steigen. Versprochen. Es passiert ja bereits, wie unter anderem die Vorfälle beim Eno-Konzert in Wiesbaden zeigen.

Wer von irgendwoher ein halbwegs stabiles Wertesystem mitbekommen hat, den wirft das primitive Gelaber eines Rappers sicher nicht aus der Bahn. Das Glück hat halt bloß nicht jeder. Aber jeder hört Rap, heute. Jeder! Es ist also geradezu zwingend notwendig, dass fragwürdige Raptexte nicht unkommentiert im Raum stehen bleiben, sondern hinterfragt, zerlegt, kritisiert, wenn nötig abgewatscht werden. Genau das fordert Oliver Marquart in seinem Kommentar auf rap.de. Wer deshalb "Zensur!" plärrt und so tut, als strebe Marquart irgendwelche Redeverbote an, die die Freiheit der Rede und der Kunst in Gefahr bringen, hat wirklich nichts kapiert.

Kunst darf alles. Niemand will irgendetwas verbieten, jeder darf sagen, was er will. Wenn er aber Scheiße redet, und das laut, unentwegt und überall, dann ist zwingend nötig, dass irgendjemand das auch so nennt. Sonst wird die Scheiße irgendwann noch normaler, als sie schon ist.

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Doubletime Gzuz verteilt Maulkörbe

Wer berichtet, kriegt Post vom Anwalt. Rockstah wird Komiker, Fler Wahlhelfer, Xatar Wohltäter. Übrigens: Von Salat schrumpft tatsächlich der Bizeps.

2 Kommentare mit 3 Antworten

  • Vor 4 Jahren

    Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.

  • Vor 4 Jahren

    Der folgende Vergleich hinkt gar nicht mal soooo sehr (leider).

    Wer RAC Musik hört ist zu 98% ein Ausländerhassender Rechtsradikaler!

    Wer Gangsta/Proletenrap hört ist zu 98% ein frauenverachtender, Drogen konsumierender Vollkevin und (mindestens) teilzeitkriminell.
    Ist er das alles nicht und feiert trotzdem diesen Käse ist er zumindest nicht die hellste Kerze auf der Torte!
    Oder (meinetwegen) zwischen 11 und 17 (so eine Phase darf man da mal haben).

    Thema kann dann mal zu!