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MC5 - "Kick Out The Jams"

MC5 liefern der Jugend der späten 60er die musikalische Begleitung für die Revolte. Der Proto-Punk aus Detroit bläst nicht nur den Staub aus den Boxen, sondern läuft auch im Hintergrund, wenn die jungen Menschen den Muff aus den alten Gesetzen und Konventionen vertreiben. "Kick Out The Jams" erscheint 1969 und transportiert die rohe Energie der Live-Performances direkt in die Haushalte der Fans. Produzent Bruce Botnick entschließt sich dazu, die LP als Live-Album im Grande Ballroom in Detroit aufzunehmen. In einem überdrehten Falsett quietscht Rob Tyner dabei durch die Strophen, während Dennis Thompson wie ein Berserker auf seine Felle eindrischt. Dabei spielt die Band so on point, dass die Ekstase im Saal spürbar wird.

Wegweisend bleibt auch die Experimentierfreude, die die Band auf der LP an den Tag legt. Die im Punk üblichen, schnörkellosen Zweiminüter scheinen immer wieder durch, doch Tempowechsel, Noise-Experimente und psychedelische Passagen erweitert den Sound. MC5 schlagen mit einer Machete Pfade in den unerforschten Alternative-Dschungel, die später noch von vielen Generationen verfestigt werden sollen. "Come Together" gestaltet sich als eine solche Expedition. Tyner bellt fast orgastisch in die Dunkelheit und Gitarrist Wayne Kramer quetscht dabei sämtlichen Saft aus seiner Stratocaster.

Möchte man hier eine Wortschöpfung bemühen, könnte Progressive-Punk gut ins Bild passen. Mit dem John-Lee-Hooker-Cover "Motor City Is Burning" tränken MC5 auch den Delta Blues in Blut und Schweiß. Der Track schreitet ächzend zu seinem Höhepunkt, ehe er glorreich im Effektgewitter ausklingt. Seinen psychedelischen Höhepunkt setzt das Album zum Schluss, als MC5 in fiebrigen achteinhalb Minuten Auszüge aus einem Gedicht des Jazzmusikers Sun Ra zitieren. Die flirrende Atmosphäre, die direkt aus einem schlechten Trip entnommen scheint, würde sich ebenso gut auf einem The-Doors-Album machen.

"Kick Out The Jams" fängt wie kaum ein zweites Album den Umbruch in der US-Gesellschaft ein. Die damalige Generation widersetzte sich dem blinden Patriotismus, der bisher in der Nachkriegszeit herrschte, und kämpfte für mehr Freiheit, Transparenz und Frieden. Jeder wollte wissen, wie weit man gehen kann und wohin der Weg am Ende führt. Die MC5 haben mit "Kick Out The Jams" die musikalische Bresche dafür geschlagen.

MC5 - Kick Out The Jam*

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