laut.de-Kritik

Soundtrack zu einem Leben zwischen Reiterhof und Bravo Supershow.

Review von

Dein Kinderzimmer hängt voller Traumfänger? Hartmut Engler prangt als XXL-Poster von der Wand? Im "Meine Freunde"-Büchlein malst du anstelle von i-Punkten kleine Herzen? Dann herzlichen Glückwunsch, du zählst zu einer eher kleinen, aber um so spezielleren Zielgruppe. Maya Saban liefert "Mit Jedem Ton" den Soundtrack zu deinem Leben zwischen Reiterhof und Bravo Supershow.

Bereits der Blick in die Danksagung beglückt mit molliger Herzenswärme: "Dieses Album ist wahrscheinlich die größte Herausforderung meines noch jungen Lebens. Es hat mir viel Freude und Liebe, aber auch zahlreiche schlaflose Nächte und jede Menge Selbsterkenntnis beschert", verrät uns Maya mit herrlichem Schmollmund. Geschlagene 18 Monate hat sie mit einer ganzen Fußballmannschaft an Produzenten an ihrem Debüt geschliffen, gefeilt und zurecht gestutzt. Während dieses aufwändigen Prozesses fühlte sich die gebürtige Berlinerin "mal glücklich, mal bedrückt, mal traurig, mal entzückt." Und genau so, sagt sie, klingen auch diese 15 Nummern.

Die Realität sieht jedoch etwas anders aus. Nüchtern betrachtet handelt es sich bei "Mit Jedem Ton" um das übelriechendste und kopfschmerzendste Schlagerpop-Sekret auf Plastik seit langer Zeit. Eine Platte zwischen poppendem Kitsch, balladeskem Schmalz und lyrischen Geschmacklosigkeiten, die mich an die Schmerzgrenze der akustischen Belastbarkeit getrieben hat. Als Beleg für die subterrane Qualität dienen sämtliche Stücke, denn jedes Einzelne dieser Geschmacksverbrechen funktioniert nach demselben Muster.

Zu bis in den letzten Winkel ausproduzierten Elektro-Piano-Gitarrenriff-Häppchen definiert Sabans Organ den Begriff "Überambition" regelrecht neu. Es erscheint ihr (bzw. den Machern) offenbar zwingend notwendig, in jedem Song das ganze Repertoire zwischen Flüstern, Säuseln und 'Rocken' zu präsentieren. "Ein Perfektes Leben" hat beim Mix sicherlich einige Dutzend Spuren beansprucht, trotzdem klont der Track Madonnas "Frozen"-Beat auf unterstem Niveau.

"Geheimnis" setzt dagegen auf Stimmenmultiplikator und penetrante E-Streicher. Zum Schluss bittet Saban zu allem Überfluss auch noch Bruce Willis-Synchronsprecher Manfred Lehmann ans Mikro, der aus einem imaginären Lexikon die Definition des titelgebenden Wortes vorträgt. Hier dient anscheinend die Bassstimme als Surrogat für Tiefgang.

Den Rest besorgen durchaus kreativ gestaltete Wortkaskaden zum Thema Liebe, Sex und Zärtlichkeiten: "Ich brenne und ich schnei für dich", und "Wenn die Hoffnung nie erlischt, wird das Schicksal alle Einsamkeit im Wind verwehen". Im Michelleschen Schlagerstil weiß Saban: "Der Mond spricht sein Gebet". Wir ahnen wofür: Narkolepsie und/oder sofortige Taubheit. Gute Nacht.

Trackliste

  1. 1. Was Immer Auch Geschieht
  2. 2. Aus Und Vorbei
  3. 3. Ein Perfektes Leben
  4. 4. Wenn Du Glaubst
  5. 5. Geheimnis
  6. 6. Wenn Der Regen Fällt
  7. 7. Das Alles Ändert Nichts Daran
  8. 8. Nimm Mein Herz
  9. 9. Wen Suchst Du
  10. 10. Wer Steht Hier Vor Mir
  11. 11. Wir Sind Da
  12. 12. Frag Nicht
  13. 13. Für Immer Und Dich
  14. 14. Du (Bist Auf All Meinen Wegen)
  15. 15. Hidden Track

Videos

Video Video wird geladen ...

Noch keine Kommentare