laut.de-Kritik

Die Berliner geben weltweit den Technotakt vor.

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Der Club ist zurzeit in aller Munde. Spätestens seit eine Studie das Berliner Nachtleben als wichtigen Wirtschaftsfaktor identifizierte, schlägt dem Berghain eine Welle der Begeisterung entgegen. Der Club verkörpert alles, was die Hauptstadtszene so besonders macht.

Sogar biedere Feuilletonisten huldigen neuerdings dem modernen Tempel des Hedonismus, diesem nie schlafenden Schattenreich des Wahnsinns. Ob der ganze Hype dem Berghain gut tut, muss man abwarten. Bislang haben die Macher ihr Ding kompromisslos durchgezogen. Bleibt zu hoffen, dass sie das auch in Zukunft tun.

Die neueste Club-Compilation "Berghain 03" gibt jedenfalls keinen Grund, daran zu zweifeln. Schließlich hat sich mit Len Faki ein DJ an den Mixer gestellt, der wie kaum ein zweiter für das Berghain steht. In den 90ern bereits als Produzent und DJ erfolgreich, siedelte Faki wie viele andere Techno-Aktivisten kurz nach der Jahrtausendwende nach Berlin über. Dort hat er sich als Musiker neu erfunden.

Ort der Neuerfindung war zu einem ganz entscheidenden Teil das Berghain. Hier machte er sich mit stundenlangen Marathonsets schnell einen Namen: die Trackauswahl lässt in ihrer Vielschichtigkeit kaum Wünsche offen, das technische Können hebt Faki aus der Masse der durchschnittlich begabten DJs deutlich ab.

Auf "Berghain 03" versucht der gebürtige Schwabe dieser Erwartungshaltung gerecht zu werden. Kein leichte Aufgabe, schließlich kann man die Sache im Club ruhig angehen. Man hat ja einige Stunden Zeit, sein Set zu entwickeln, Stimmungen zu wechseln, Höhepunkte zu setzen, mit den Emotionen der Tänzer zu spielen.

Auf einer Mix-CD bleiben gerade einmal 70 Minuten Zeit. Da muss es Schlag auf Schlag gehen. Und genau das tut es auch, wenn Faki insgesamt 20 Tracks spielt: Vom dunklen Techno über dubbigen Techhouse für die Peaktime bis hin zu melancholischem Dubstep als Rausgeher.

Faki steigt mit reduzierten Techno-Tracks ein. Kein Vorspiel, es geht direkt zur Sache. Dafür stehen Namen wie Speedy J, Chris Liebing und Gez Varley. Der treibende Groove zu Beginn entwickelt sich spätestens mit JP Montesinos Track "Viaje Numero Uno" zur beklemmenden Tanzflächen-Paranoia. Mit zwei exklusiven Tracks, der Eigenproduktion "BX 3" sowie "Neverending" von Radio Slave, über das Faki das Acapella des Dennis Ferrer-Tracks "Jero" legt, löst er die Spannung dann meisterlich auf.

Zu Höchstform läuft Len Faki noch mal am Ende des Mixes auf, als direkt an Laurent Garniers Klassiker ("The Man With The Red Face") Ferrer & Sydenhams nicht minder populäres Stück "Timbuktu" und Bloc Party mit ihrem Track "Where Is Home?" im Burial Remix zu hören sind.

Leider hält "Berghain 03" die Klasse solcher Momente nicht über die volle Spielzeit. Spätestens bei seinen Auftritten im Berghain wird Len Faki aber wieder in Bestform zu hören sein - nicht über 70 Minuten sondern eher über sieben Stunden.

Trackliste

  1. 1. John Beltran - Vienna
  2. 2. Edit-Select - Bauer (Exclusive Track)
  3. 3. Roman Lindau - Raumgestaltung
  4. 4. Collabs feat. Speedy J & Chris Liebing - Magnit Express
  5. 5. Gez Varley pres. Tony Montana - The World Is Yours
  6. 6. Someone Else - Lowdown Brittle (Wink's Profound Sound Interpretation)
  7. 7. Pfirter - Mi Chica
  8. 8. Eric Johnston - Waiting For Weird
  9. 9. JP Montesino - Viaje Numero Uno
  10. 10. Planetary Assault Systems - Surface Noise
  11. 11. Len Faki - BX 3 (Exclusive Track)
  12. 12. Radio Slave - Neverending (Exclusive Track)
  13. 13. Radio Slave w/ Dennis Ferrer - Neverending w/ Jero A capella
  14. 14. Koljah & Oliver Deutschmann - Eaten Back To Life (Ed Davenport's Stripped Mix)
  15. 15. Tony Lionni - Found A Place
  16. 16. Basement Jaxx - Fly Life (Xtra Mix)
  17. 17. Nick Holder & Kaje pres. Trackheadz - Feel (Instrumental Mix)
  18. 18. Laurent Garnier - The Man With The Red Face
  19. 19. Ferrer & Sydenham Inc. - Timbuktu
  20. 20. Bloc Party - Where is Home? (Burial Remix)

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