laut.de-Kritik

Lass' die Sonne rein!

Review von

Geilomat. Funkommunity dürfte der wohl dämlichste Band-Name sein, der mir dieses Jahr untergekommen ist. Fünf Euro ins Wortspiel-Schweinchen. Er versprüht den staubigen Charme eines in der Werbebranche arbeitenden Endvierzigers, der versucht, Jugendsprache zu imitieren. Hinzu kommt, dass er schrecklich unpassend und irreführend ist. Nach dem ersten Genuss von "Chequered Thoughts" bleibt in erster Linie die große Frage: Wo ist der Funk?

Was die Band offenbar unter Funk versteht, ist mehr moderner R'n'B und Soul. Wobei sich das 'modern' aus Versatzstücken aus den Neunziger Jahren (Trip Hop und Acid-Jazz) und einem Hauch von Electro-Boogie zusammensetzt. Aber es gibt mit Sicherheit schlechtere Quellen, auf die man sich beziehen kann.

Zum Großteil dreht sich bei Funkommunity aus Neuseeland alles um Isaac Aesili und Sängerin Rachel Fraser. Er machte sich mit Karlmarx, Opensouls und Recloose einen Namen, war an manch einem Song von Ladi6 beteiligt. DJ Fitchie von Fat Freddy's Drop ist der größte Fan der Band und erzählt jedem, der nicht schnell genug bei den Dreharbeiten von 'The Hobbit' hilft, sein Auto laufe auf Funkommunity.

Der Opener "Pass It On" führt in die Irre. Direkt und mit drängendem Bass unterlegt, kopiert er die momentan gängige Skizze eines Soul-Krachers und addiert ein paar Laser-Synthesizer hinzu. Ein Ohrwurm, dem leider ein wenig der eigene Charakter abgeht.

Viel mehr Eindruck hinterlassen Funkommunity, wenn sie über ihre holpernde Rhythmen stolpern wie kleine Kinder bei ihren ersten Schritten. Die Tracks verlassen den vorhersehbaren Weg. "Dandilion" geht Beispiel gebend voran, "Sorceress" folgt auf dem Fuße.

"Yeah" wirkt im zurückgelehntem Umfeld wie eine elektronische Dampfwalze. Flirrende Keyboards schweben über einen Beat, der wie das Ding aus dem Sumpf durch das Album stampft. Voran, voran. "What You Give" flirtet in der Moloko-Milchbar charmant mit dem Reggae.

Gerade wenn Rachel Fraser in den Instrumentals "Liquefaction" und "Northwest & 4th" Pause hat, wird klar, dass der Sound von Funkommunity keinesfalls im Hier und Jetzt liegt. Vielmehr ist es eine Mischung aus der Idee von Jazz, mit der findige Jazz-Club Betreiber in den Neunzigern Jura-Studenten in ihre Läden ziehen wollten, gepaart mit einem Fitzelchen Café del Mar.

"Chequered Thoughts" hebt sich sein Highlight mit "Hold On To Me" bis zum Ende auf. Der Song, irgendwo zwischen Stevie Wonder und der frühen Erykah Badu angelegt, gibt der Stimme Rachel Frasers Raum, um über einem muckeligen Basslauf zur Sonnenanbeterin zu mutieren.

Ein perfekter Soundtrack für jede noch so künstlich angelegte Strand-Bar unseres Landes. Was kann die Platte schon dafür, dass der Sommer 2012 ins Wasser fällt. "Sag dir alles was passiert / das passiert nur für mich allein / und deshalb ist es wunderschön / also lass' die Sonne rein."

Trackliste

  1. 1. Pass It On
  2. 2. What You Give
  3. 3. The Light
  4. 4. Dandilion
  5. 5. Never Fading
  6. 6. Sorceress
  7. 7. Yeah
  8. 8. Liquefaction
  9. 9. Northwest & 4th
  10. 10. Make It That Way
  11. 11. Start Again
  12. 12. Hold On To Me

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