laut.de-Kritik

Diese Scheibe war es wert, 14 Jahre zu warten.

Review von

In den USA haben Ehepaare öfter die Idee, ihr Hochzeitsgelöbnis zu erneuern. In Stuttgart fangen die Farmer Boys quasi noch mal ganz von vorne an. Obwohl - eine astreine Wiedergeburt ist "Born Again" eigentlich nicht.

Zumindest nicht, richtet man den Blick aufs Line-up. Neben den beiden Ur-Farmern Matthias Sayer (Gesang) und Alex Scholpp (Gitarre), kehrt lediglich Basser Ralf 'Botzi' Botzenhart auf die Weide zurück: Keyboarder Richard Due unterstützt den Almabtrieb nun musikalisch, während fortan Drummer Timm Schreiner die Sau durchs Dorf treibt.

Vom musikalischen Standpunkt her betrachtet, erklärt sich der Titel gleichfalls nur bedingt. Denn glücklicherweise hat sich an der musikalischen Ausrichtung der Farmer Boys über die Jahre nichts Nennenswertes verändert. Die Mischung aus satten Riffs, epischen Melodien und jeder Menge Pathos geht 2018 genauso treffsicher auf, wie zuletzt 2004 mit "The Other Side" .

Los gehts mit dem soundtrackwürdigen "Cosmos", das nahtlos in die fette Gitarrenlinie von "Faint Lines" übergeht. Dass Alex an der Klampfe nichts verlernt hat, stand dank seiner Aktivitäten bei Tarja und Tieflader nie zur Debatte. Aber nicht nur das Zusammenspiel von Leinwandscope und harter Gitarre funktioniert besser denn je - auch der Gesang von Matze kommt noch gefühlvoller.

So nah war der Mann noch nie an Muse dran. Raue Töne hört man bei ihm kaum noch. Das mag dem ein oder anderen Song eine gewissen Pop-Anstrich verleihen, aber seis drum. Wer dem Ausspruch 'No filler, all killer' keine Bedeutung mehr zuspricht, hat dieses Album noch nicht gehört. Zumal mit "Fiery Skies" gleich eine härtere Nummer folgt, die vom Drive her nur von "Tears Of Joy" übertroffen wird.

Alex scheint es so leicht wie nie zuvor zu fallen, den Hörer bereits mit den ersten Noten in den Song zu ziehen. Kommen dann Matzes Vocals ins Spiel, ist der Sack endgültig zu: Sei es bei der Single "You And Me" oder der Ballade "Isle Of The Dead", die einem im falschen Moment in einen sehr dunkeln Ort entführen könnte.

Selbst wenn man mit ruhigen, akustischen Intermezzi nichts viel anfangen kann, läuft einem bei "Mountains" ein Schauer über den Rücken. Der Übergang zu "Stars" gerät wieder nahtlos, um in fette Grooves überzugehen, die im Refrain einmal mehr großartige Epik offenbaren.

So geht es gerade weiter. "Oblivion" reißt einen genauso mit, wie das rhythmische "In The Last Days". Dass in "Revolt" auch mal ein paar Gitarrenspuren übereinandergelegt werden, steht der Band mehr als gut zu Gesicht. In dieser Beziehung ist Alex eher ein Purist. Für meinen Geschmack dominiert mit dem Track ein echtes Highlight die zweiten Hälfte der Scheibe.

Der Titeltrack beendet das Album mit dermaßen kraftvoller Epik, dass man aufpassen sollte, nicht lauthals im Büro mitzusingen. Gleichgültig, ob man nun von einer Wiedergeburt sprechen kann oder nicht: "Born Again" wurde ein fantastisches Album, und selbst, wenn es bis zur nächsten Scheibe wieder 14 Jahre dauern sollte - diese Songs werden einem die Zeit verkürzen.

Trackliste

  1. 1. Cosmos
  2. 2. Faint Lines
  3. 3. Fiery Skies
  4. 4. You and Me
  5. 5. Isle of the Dead
  6. 6. Tears of Joy
  7. 7. Mountains
  8. 8. Stars
  9. 9. Oblivion
  10. 10. In the Last Days
  11. 11. Revolt
  12. 12. Born Again

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