Porträt

laut.de-Biographie

Dokken

Die unsäglichen Achtziger haben die eine oder andere Peinlichkeit im Metal-Bereich hervorgebracht. Man denke nur an die unzähligen Haarspray-Bands, die sich eine Scheibe des Glam-Revivals abschneiden wollten und dabei genauso schnell wieder in der Versenkung verschwunden sind, wie dereinst daraus aufgetaucht. Just zu dieser Zeit startet ein Band durch, die den Heavyrock mit einigen ausgesprochenen Perlen prägen sollte; die Rede ist von Dokken.

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Die Geschichte der Band reicht bis in die späten Siebziger zurück. Sänger Don Dokken hängt zu dieser Zeit zusammen mit dem talentierten Gitarristen George Lynch und Schlagzeuger Mick Brown ab und gründet eine Formation mit dem Namen "The Boyz". Don erhält die Möglichkeit, aufgrund eines Kontaktes mit dem Label Carrere, in Deutschland ein Album aufzunehmen. Von jetzt an fungiert der Name des Sängers als Bandname.

Mit dieser Formation spielt man 1981 "Breaking The Chains" ein. Den Viersaiter zupft damals noch der spätere Ratt-Bassist Juan Croucier, später ersetzt ihn Jeff Pilson. Neben einigem Füllmaterial sind auf dieser Scheibe auch annehmbare Tracks der Marke "Nightrider" und "Live To Rock (Rock To Live)" zu finden. Schon damals ist das enorme Potenzial von George Lynch offensichtlich, der der Band in musikalischer Hinsicht den Schub gibt, der für den Erfolg der weiteren Jahre den Grundstein legt. Beweis hierfür ist sein Mörder-Gitarrenbrett bei "Paris Is Burning".

"Tooth And Nail" stellt die erste Major-Veröffentlichung dar, nachdem sie sich endlich auch in den USA einen Namen machen, während sie sich in Europa buchstäblich den Arsch abgespielt haben. Seinen Status als Ausnahme-Klampfer kann Lynch weiter festigen. Mit Basser Jeff Pilson ist er für den größten Teil des Songwritings verantwortlich. Während Lynch mit Ausarbeitung der Riffs und Soli beschäftigt ist, feilt Pilson an den Gesangsharmonien, zu denen er als versierter Backgroundsänger einen nicht unerheblichen Teil beiträgt. Zwar ist Don nicht der weltbeste Sänger, aber zusammen mit der stets kraftvollen Gitarrenarbeit seines Kompagnons und dem Harmoniegefühl Pilsons gelingen ihm einige sehr gute Songs. "Into The Fire", "Just Got Lucky" und "Alone Again" entwickeln sich zu Single-Hits und laufen bei MTV rauf und runter.

Nach einer Tour mit den damals in den USA als Superstars geltenden Scorpions, veröffentlichen sie 1985 "Under Lock And Key" und plötzlich scheint die Zeit für Dokken endgültig reif zu sein. Die Verkäufe schießen über die Millionen-Grenze und der Rummel um die Band wächst und wächst. Speziell George Lynch avanciert zum Gitarren-Held der Achtziger. Nachdem der Übergitarrist Randy Rhoads bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt, ist Lynch die große Hoffnung der Sechssaiten-Fraktion. Mit Titelstorys auf allen Muckermagazinen ist der Hassel um ihn kaum noch zu überbieten. Was ihn neben seinen flinken Fingern auszeichnet, ist der Fakt, dass er auch noch im Stande ist, griffige und stimmige Songs zu schreiben. Eine Fähigkeit, die vielen Saitenhexern abgeht.

Die Beziehung zwischen Lynch und Don Dokken ist mit "gespannt" noch äußerst nett umschrieben. Die beiden hassen sich aufs Blut und schauen sich nur in die Augen, wenns unbedingt sein muss. Gerüchte über einen Split der Band machen immer wieder die Runde, aber Dokken rocken trotzdem weiter. Mit dem 87er Album "Back For The Attack" setzt die Band ein weiteres gutes Werk in die Welt. Neben dem Killer-Opener "Kiss Of Death" ist auf dieser Platte noch "Dream Warriors" vertreten, ein Beitrag zum dritten Teil der Nightmare On Elm Street-Saga um den psychopathischen Schlitzer Freddy Krüger. Das dazugehörige Video, in dem sich die Bandmitglieder und der Protagonist des Films ein Duell liefern, avanciert zum beliebtesten der Bandgeschichte.

Neben diesen beiden Tracks verewigt Lynch sich musikalisch ein weiteres mal mit dem Instrumental-Kracher "Mr. Scary", bei dem Gitarrenschülern in der Tat das Fürchten gelehrt wird. Nach dem Release von "Back For The Attack" spielen Dokken 1988 unter anderem mit Van Halen, Scorpions und Metallica auf dem Monsters Of Rock. Jetzt scheinen Dokken dort zu sein, wo jeder hin will: ganz oben. Das Fundament für weitere Erfolge scheint gelegt, die Egos von Don und George machen dem jedoch einen Strich durch die Rechnung. Kurz nach Beendigung der Tour gibt die Band den Split bekannt.

Dokken - Heaven Comes Down
Dokken Heaven Comes Down
Catchige Midtempo-Tracks mit gefühlvollem Melodic Rock.
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George Lynch widmet sich danach seinem Solo-Projekt Lynch Mob (1990: Wicked Sensation, 1992: Lynch Mob, 1999: Smoke This, 2003: Revolution) und veröffentlicht als Solo-Künstler zwei weitere Platten (1993: Sacred Groove, 2001: Will Play For Food). Don wandelt ebenfalls auf Solo-Pfaden, veröffentlicht 1990 "Up From The Ashes", das aber ebenso wie Lynchs Gehversuche kommerziell floppen. Jeff Pilson gründet seine eigene Band War & Peace, fudelt bei Michael Schenker in der McAuley-Schenker-Group, unterstützt live Dio und spielt mit Zakk Wylde und Mark Wahlberg sogar einen Part im Film "Rock Star". War & Peace kann aber genauso wenig etwas reißen wie die Projekte der Kollegen.

Nach diesen Fehlschlägen verstreicht einige Zeit, bis die Streithähne 1994 wieder zueinander finden und sich für Sessions zusammen raufen. Dokken werden reformiert, schmeißen jedoch mit "Dysfunctional" ein eher enttäuschendes Album auf den Markt. Die Unplugged-Platte "One Live Night" reißt ebenso wenig wie "Shadowlife". Geroge verlässt daraufhin wieder die Band, anderslautende Gerüchte besagen, dass er von Don den Stuhl vor die Tür gesetzt bekommt.

Ersetzen kann man einen Gitarristen vom Schlage eines George Lynch nicht, aber mit Ex-Winger Klampfer Reb Beach wird ein Nachfolger gefunden, mit dem "Erase The Slate" eingespielt wird. Beach fühlt sich jedoch wie ein gemieteter Session-Gitarrist und wirft ebefalls das Handtuch. Fortan soll Jon Norum seinen Platz einnehmen. Jener ist bekannt aus seinen Tagen mit der Formation Europe ("The Final Countdown").

Das erste Lebenszeichen aus dem Studio im neuen Jahrtausend hört auf den Namen "Long Way Home" und erweckt den Eindruck, als ob die Mannen um Don Dokken besser zu Hause geblieben wären. Jeff Pilson hat sich ob der sich ankündigenden Katastrophe schon vorzeitig verabschiedet und schließt sich seinem Ex-Bandkumpel Lynch an, mit dem er ein eindrucksvolles musikalisches Comeback startet. 2003 erscheint "Wicked Underground" und irgendwie kommt man nicht umhin zu ahnen, auf wessen kreativen Mist der Löwenanteil der besten Dokken-Songs gewachsen ist: auf dem von Pilson und Lynch.

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