laut.de-Kritik

Es rumpelt herrlich am Donauufer entlang - meistens.

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Der Nino Aus Wien erinnert an den kleinen Franz von Christine Nöstlinger, gleichfalls ein waschechter Wiener. Beide würden gerne etwas anderes machen, wissen auch ganz genau, was, und sogar wie sie dies hinkriegen würden. Doch sehen sie sich selbst fassungslos dabei zu, wie sie es doch nicht hinkriegen. Beim Nino ist der Plan, der nächste Georg Danzer zu werden, bevor sich irgend so ein (mit ihm befreundeter) Voodoo Jürgens den Titel wegschnappt (Wanda wurden übrigens die Ambros-Reinkarnation). Zwar legten "The Ocelot Show" von 2008, "Bäume" oder "Schwunder" zu jeder Zeit zweifelsfrei offen, dass da ein Genie am Werk ist. Die zwei besten Alben vom Nino bleiben dennoch "Unser Österreich" und "Zirkus" mit Ernst Molden.

"Endlich Wienerlieder" ist wieder der, allerdings sympathischerweise zunehmend entspannt wirkende Versuch, über den eigenen Schatten zu springen. Natürlich ist auch der Plattenname leiwand, denn Nino schrieb noch nie etwas anderes als Wienerlieder. Den Opener "Koarl" widmet er gleich mal seinem Opa Rudolf Mandl - natürlich ein Wienerlied-Sänger. Der Molden ist auch hier zu Gast: "Auf Die Wienerinnen" ist eine Version von "La Paloma". Wie es sich für ein Wienerlied gehört, handelt dieses - wie weitere auch - primär vom Saufen und den Gründen dafür ("Alles 1 Scheiß") und weniger von der schönen Stadt an der Donau.

Das Album als Gesamtkunstwerk ist charmant, wenn es auch nicht über die komplette Spiellänge glänzt: Der Wiener schafft es nicht immer, das Packerl mit Geschenkpapier zu überziehen, ohne dass es hinten reißt, wenn er es vorne bindet. "Urlaub" hat tolle Momente, vor allem deshalb, weil sich Nino am besten in Begleitung seiner tollen Band entfaltet. Solo singt er aus unbekannten Gründen nur auf den Alben mit Molden befreit auf. Dennoch läuft es stellenweise famos, auch, wenn auf "Urlaub" für jede schmissige Passage, in der man denkt: 'Jetzt hat er's!', eine Ruptur oder ein ungelenker Übergang folgt.

Um Filler wie dem langweiligen "Schnackerl", Skizzenhaftem ("Alles 1 Scheiß", "Mond"), verkopften Kunstliedern ("Neu Zu Starten") kommt Nino auch auf diesem Album nicht herum. Diese mögen nicht recht zu den beiden musikalischen Eckpfeilern der Platte passen: die eher rumpeligen Bandlieder sowie das klassische Wienerlied. Zu Letzterem gehört das gute "Wiener Wege" sowie das wunderschöne "Waschechter Weana".

Wo sich wohl jedem Wiener die Gedärme kringeln dürften: Nino bat mit den tollen Tubonika ein steirisches Bläserduo statt eines aus der Hauptstadt ins Studio. Der Track mit der Wienerin Natalie Ofenböck passt ebenfalls nicht recht ins Bild: "Grau" wäre auf "Das Grüne Album" besser aufgehoben. Von "Diamond Time", das sich anhört wie K. Ronaldo mit Gitarren, erst gar nicht anzufangen.

Das heißt aber nicht, dass sich keine tollen Nino-Songs finden: "No A Bissl Foischer" rumpelt beispielsweise herrlich das Donauufer entlang, und "Mehr Von Wien" schmettert so sehnsüchtig, als würde man nachts auf dem Katamaran Richtung Pressburg fahren. Die beiden Nummern beweisen die ausgeprägte Fähigkeit Ninos als kantiger Indie-Hofrat, was ihm hervorragend steht. Doch, wie lange dies vorhält, ob er es überhaupt zulässt, und wann er sich wieder in ein anderes Gewand schmeißt, das weiß der Wiener vermutlich selbst noch nicht.

Trackliste

  1. 1. Koarl
  2. 2. Alles 1 Scheiß
  3. 3. Auf Die Wienerinnen
  4. 4. Urlaub
  5. 5. No A Bissl Foischer
  6. 6. Schnackerl
  7. 7. Neu Zu Starten
  8. 8. Waschechter Weana
  9. 9. Grau
  10. 10. Diamond Time
  11. 11. Wiener Weg
  12. 12. Mond
  13. 13. Mehr Von Wien

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