laut.de-Kritik

"Viele Rap-Texte töten die Hoffnung der Jugend."

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Gehört es zur "Schule des Lebens", die Pole-Position der Weltmusikcharts zu erobern?! Gelungen ist dieser Streich dem senegalesischen Hip Hop-Kollektiv Daara J mit ihrem dritten Longplayer "Boomerang". Zu Gast darauf sind neben der malischen Sängerin und Weltmusik-Ikone Rokia Traore u.a. Sergent Garcia, der für einen entspannt-melodiösen Kuba-Flair sorgt, und der Soul-Nachwuchsstar China (Dee Dee Bridgewaters Tochter).

"Es existiert eine universelle Sprache. Diese Sprache ist der Rap, der von den USA nach Europa kam, und von dort wieder zurück in sein Ursprungsland Afrika. Das nennen wir den Boomerang-Effekt". Die Namensgebung der Scheibe erklärt sich dadurch, o.k.! Aber Ursprungsland Afrika? Die Erfindung des Rap wird ja inzwischen von vielen Musikern in Anspruch genommen. Am weitesten gehen Daara J mit ihrer Erklärung, der Rap sei in Afrika entstanden, noch lange vor der Zeit des Sklavenhandels.

Tatsächlich gibt es im Senegal rapähnliche Musik, Tasou und Tebetoul, seit Jahrhunderten. Eine Vorstellung des schnellen Sprechgesangs (eines Tebetoul-Stückes) vermittelt der Opener "Boomerang". Wie Maschinengewehr-Salven fliegt einem die Wort-Munition um die Ohren. Daara Js Waffe ist die Sprache. Sie legen großen Wert auf ihre Texte, die sich mit sozialkritischen, politischen, religiösen, spirituellen und (zwischen-) menschlichen Themen beschäftigen. Damit sich diese Inhalte auch europäischen Ohren erschließen, rappen sie auf der internationalen Version von "Boomerang" hauptsächlich in französisch und englisch. Für heimische Veröffentlichungen bevorzugen sie ihre Heimatsprache Wolof.

"Viele Rap-Texte töten die Hoffnung der Jugend. Sie sprechen ohne Unterlass von Überfällen, Verfolgungen und blutenden Leuten. Ohne Hoffnung hat man nichts zu geben. Noch mehr als Hoffnung sollte der Rap Lösungen anbieten."

Lösungen bieten Daara J nicht nur im textlichen Bereich. Auch musikalisch haben sie Gewichtiges zum Thema Hip Hop beizutragen. "Der Ausgangspunkt unserer Musik ist immer die Melodie." Das extrem Ohrwurm-verdächtige "Esperanza" singt davon ein Lied und verdeutlicht den eingängigen Charakter ihrer Kompositionen, die sich allesamt aus Hip Hop, Rap, Reggae, Soul, den Einflüssen ihrer Heimat und kubanischem Akustikgitarrenflair speisen.

Unter produktionstechnischen Gesichtspunkten braucht "Boomerang" die amerikanische Konkurrenz ebenfalls nicht zu scheuen. Auch das ein Kriterium für internationalen Erfolg, wie ihnen "die Schule des Lebens" lehrt. So heißt nämlich übersetzt ihr Wolof-Bandname Daara Dji!

Trackliste

  1. 1. Boomerang
  2. 2. Esperanza
  3. 3. Exodus
  4. 4. Bopp Sa Bopp
  5. 5. Le Cycle
  6. 6. Le Precipice
  7. 7. Paris Dakar
  8. 8. Hip Hop Civilization
  9. 9. Number One
  10. 10. Si La Vie N'est Pas Belle
  11. 11. Babylone
  12. 12. Magg Dan
  13. 13. Esperanza (Extended Version)

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