Porträt

laut.de-Biographie

Cody Carpenter

"Ich denke nicht wirklich darüber nach, im Schatten zu leben, sondern mache einfach nur die Musik machen, die mir Spaß macht, und hoffe, dass sie auch anderen Spaß macht", kommentiert Cody Carpenter im Gespräch mit Vehlinggo, wie sich sein prominenter Vater auf die eigene künstlerische Laufbahn auswirkt. "Als ich aufwuchs, hatte mein Vater immer einen großen musikalischen Einfluss auf mich", ergänzt er, "Angefangen beim Erlernen der Themen aus seinen Filmen bis hin zum einfachen Vorhandensein von Instrumenten im Haus, die man in die Hand nehmen und spielen konnte."

John Carpenter - Lost Themes IV: Noir
John Carpenter Lost Themes IV: Noir
Die getriebene Synthie-Rock-Melange widerspricht dem Film-Defätismus.
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Beim besagten Vater handelt es sich um den "Halloween"-Regisseur John Carpenter. Auch seine Mutter Adrienne Barbeau steht als Schauspielerin in den Horrorfilmen "The Fog" oder "Die Klapperschlange" quasi als Teil des Familienunternehmens in der Öffentlichkeit. John Cody Carpenter wird im Mai 1984 in Los Angeles geboren. Schon in frühester Kindheit erhält Klavierunterricht, mit dreizehn startet er seine ersten noch leidlichen eigenen Songwriting-Versuche. Musikalisch prägen ihn der Prog-Rock der 1970er, Jazz-Fusion sowie die "klassische Videospielmusik", wie er sie nennt.

1998 feiert er seinen Einstand in der Filmmusik als Keyboarder bei "John Carpenters Vampire", einem Neo-Western seines Vaters. Es folgen Beiträge für den Science-Fiction-Horror "Ghost Of Mars" sowie der Showtime-Serie "Masters of Horror". Cody Carpenter zieht es weg vom Vater nach Tokio, wo statt der Musik seine Arbeit als Englischlehrer im Fokus steht. "Ich wünschte, ich könnte sagen, dass das Leben in Japan meine Musik beeinflusst hat", berichtet er später Neon Vice, "aber ehrlich gesagt war ich so müde von der Arbeit, dass es meine musikalische Kreativität eher beeinträchtigte."

Nach seiner Rückkehr in die Vereinigten Staaten veröffentlicht Carpenter eine Reihe von Alben über den Online-Musikdienst Bandcamp, darunter einige Synthwave- und Synth-Pop-Werke unter dem Pseudonym Ludrium wie "Alternative Universe". Er pflege zwei verschiedene Stile, einen "eher abenteuerlichen und von Prog-Rock beeinflussten und einen elektronischeren und traditionell strukturierten", erläutert er gegenüber Vehlinggo. "In Ludrium gehe ich auf Entdeckungsreise, und in Cody Carpenter bringe ich die Beute dieser Erkundung zurück."

2015 wirkt der Kalifornier am Album "Lost Themes" von John Carpenter mit, der noch das alleinige Aushängeschild bleibt. Ein Jahr später arbeitet er auch am zweiten Teil mit, bevor seinen Vater auf Tournee begleitet. "Die Möglichkeit zu haben, mit meinem Vater aufzutreten, war für mich der stolzeste Moment", erzählt er im Rückblick. "Die Show ist nicht nur wegen der Musik und den Filmen kraftvoll, sondern weil sich die Leute daran erinnern, was für ein Mensch sie waren, als sie die Filme zum ersten Mal gesehen haben, und ich finde, dass diese nostalgischen Gefühle etwas Tolles und Positives sind."

Mit "Cody Carpenter's Interdependence" veröffentlicht Blue Canoe Records 2018 sein erstes reguläres Soloalbum. Noch im selben Jahr erscheint "Shadow Spirits Vol. 1" mit Mark Day. Im Herbst kehrt das "Halloween"-Franchise unter der Regie von David Gordon Green zurück. John Carpenter bleibt der Reihe als Komponist erhalten und bildet nun mit seinem Sohn sowie seinem Patenkind Daniel Davies, Frontmann der Rockband Year Long Disaster, eine feste Gruppe. Cody Carpenter verschafft die Arbeit naturgemäß mehr Aufmerksamkeit als seine folgenden Alben "Force Of Nature" oder "Control".

2021 komponiert das familiäre Trio die Musik zu "Halloween Kills". "Bei der Arbeit an der Musik hatten wir den Luxus, dass wir viel Zeit hatten, was nicht immer der Fall ist bei diesen Projekten", erzählt Cody Carpenter später filmrezensionen.de. "Green kam zu uns ins Studio, wir haben uns den Film gemeinsam angesehen und er teilte uns mit, was er sich für einzelnen Szene gedacht" habe. "Die eigentliche Arbeit beginnt dann mit einer Routine, die mein Vater schon seit vielen Jahren praktiziert, und zwar, indem er zu dem Film oder dessen Bilder beginnt, zu improvisieren."

Ein Jahr später übernimmt das Vater-Sohn-Gespann mit Daniel Davies die Kompositionen für "Firestarter", einer Neuverfilmung des Horror-Romans "Feuerkind" von Stephen King. Im Oktober findet die Slasher-Reihe um Michael Myers mit "Halloween Ends" sein erneutes, wohl vorläufiges Ende. 2024 rücken Daniel Davies und der junge Carpenter auch im Zuge der "Lost Themes"-Reihe in den Vordergrund, den "Soundtracks für die Filme in deinem Kopf". Mit "Lost Themes 4: Noir" adaptiert das Trio die orchestrale Musik des Film noir der 1940er und 1950er in ihrem Synthie-Kosmos.

"Eine gute Filmmusik kann einen Film verbessern aber natürlich auch verschlechtern. Ich mag es, wenn Komponisten Risiken eingehen und Klänge oder Konzepte nutzen, die man gerade in Blockbustern selten oder gar nicht hört", blickt Cody Carpenter bei filmrezensionen.de auf seine Zunft. "Für mich ist die Musik in einem Film fast noch wichtiger als dieser selbst. Ideal wäre es, wenn die Filmmusik sowohl sich selbst als auch der Geschichte dient, aber wirklich toll finde ich, wenn diese kreativ und eigenwillig ist, also auf eigenen Beinen steht und damit ein eigenständiges Kunstwerk ist."

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