Lokale Veranstalter in Hamburg, Saarbrücken und Darmstadt haben nach Protesten des deutschen Lesben- und Schwulenverbandes Konzerte mit Buju Banton abgesagt.

Berliner (joga) - Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) kann zufrieden sein. Nach Absagen aus Saarbrücken und Hamburg hat Ende letzter Woche auch die Darmstädter Centralstation ein mit dem jamaikanischen Dancehall-Musiker Buju Banton geplantes Konzert abgesagt. Meldungen des Verbandes zufolge haben sich auch der Sportartikelhersteller Puma, der kürzlich ein Konzert von Buju Banton bei den olympischen Spielen in Athen finanzierte, sowie weitere Sponsoren von dem Künstler distanziert. Hintergrund ist die angeblich schwulenfeindliche Gesinnung von Buju Banton.

Obwohl angeblich sogar die ehemalige Vorsitzende der Grünen Claudia Roth, mittlerweile Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, die Veranstalter aufforderte, "auf die geplanten Auftritte von Buju Banton in Deutschland zu verzichten", bleiben andere Städte stur: in Hamm, Berlin und Bremen wird Buju wohl spielen. Und auch der Tourneeveranstalter Revelation Concerts steht zu seinem Künstler, der in seinen Texten "zu weltweitem Frieden und Miteinander aufrufe".

Hintergrund der Auseinandersetzung ist ein Song von Buju Banton aus dem Jahr 1992, in dem der damals 18-Jährige zur Ermordung Homosexueller aufruft. Allerdings hat Banton sich mittlerweile öffentlich von der Aussage des Songs distanziert und ihn laut Christoph Tewes von Revelation Concerts auch schon jahrelang nicht mehr gespielt.

Überhaupt hat Buju Banton in den vergangenen Jahren mehrere Dutzend Konzerte in Deutschland gegeben, ohne dass irgendjemand Einspruch erhoben hätte. Vielleicht hat sich der LSVD von seinen britischen Kollegen inspirieren lassen, die seit einiger Zeit Beenie Man scharf attackieren, die andere Ikone des Dancehall.

Nun ist es natürlich das gute Recht von Schwulen und Lesben, sich gegen jede Art von Diskriminierung zur Wehr zu setzen. Trotzdem darf man sich fragen, ob die Aktivisten nicht nur an Symptomen herumdoktern. Es ist nun eben eine unerfreuliche Tatsache, dass Homosexuelle in Jamaika keinen leichten Stand haben.

Der Hass gegen Homosexuelle entsteht nicht, weil Reggae- und Dancehall-Musiker darüber singen. Vielmehr singen die Musiker über die Homosexuellenfeindlichkeit, weil sie in ihrer Gesellschaft weit verbreitet ist. Und darin unterscheiden sie sich kaum von ebenfalls umstrittenen Künstlern wie Eminem oder Marilyn Manson, die ja um die dunklen Seiten der US-amerikanischen Kultur auch keinen Bogen machen.

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