laut.de-Kritik

Ein Genre ist nicht genug.

Review von

Nein, "Ferdinand" ist kein Pseudonym oder Alter Ego, sondern Left Boys Geburtsname. Vier Jahre nach "Permanent Midnight" meldet sich der Österreicher zurück und paart jetzt seinen Hip Hop-Flow mit glamouröser Rockmusik, fetten Drum Beats und gesungenen Hooks.

Doch ein Genre ist Left Boy nicht genug: In "Father Of God" etwa singt Left Boy über Gitarrenriffs und Schlagzeug rotzig von "Money, drugs, bitches and fame", sogar ein E-Gitarrensolo ist drin. Der Gute-Laune-Pop-Song "Book Club" hört sich an wie Cro auf Englisch und geht super leicht runter.

Die Produktion von "Sweet Goodbye" channelt 80er New Wave à la Depeche Mode. "Dance With The Devil" klingt eher nach EDM und hat einen Techno-Beat, und beim Intro von "Gold Chain" denkt man an Red Hot Chili Peppers oder britischen Indie-Rock. Dabei würde Left Boy mit seinen neuen Metallzähnen so gut in die Trap-Szene passen.

Gleich geblieben ist zumindest seine Stimme, die hat absoluten Wiedererkennungswert – ob man sie mag oder nicht. Inhaltlich geht's vor allem um die Liebe, sowohl romantischer Art wie in "17", als auch die Liebe zu seinem Sohn. Andere Songs erzählen vom Aufwachsen in einer Musiker-Familie und Left Boys "Superstar"-Dasein. In "Kid", einer melancholischen Ballade, besingt er in der Hook, nur von Streichern und einem Chor begleitet, eine Verflossene und zeigt sich von seiner nachdenklichen Seite.

Der Wahl-New-Yorker beweist mit seinem Album
musikalische Vielfältigkeit, sein Gespür für eingängige Hooks hat ihn definitiv nicht verlassen. Mit den Lyrics geht er allerdings nicht allzu sehr in die Tiefe, und dem Projekt fehlt auch der rote Faden, der es zu einem schlüssigem Gesamtwerk machen könnte. Es hat halt kein übergreifendes Thema oder eine Message, außer Left Boy is back natürlich.

Braucht es aber vielleicht auch gar nicht. Am besten man nimmt "Ferdinand" für das was es ist – eine Aneinanderreihung von mal mehr, mal weniger guten Songs, die zum Teil fetzig sind und zum Teil nostalgisch verträumt eine super Einstimmung auf die warme Jahreszeit bieten.

Trackliste

  1. 1. Father Of God
  2. 2. Sweet Goodbye
  3. 3. Got Damn
  4. 4. Rose Garden
  5. 5. Kid
  6. 6. Gold Chain
  7. 7. 17
  8. 8. Dance With The Devil
  9. 9. Book Club
  10. 10. Chemistry
  11. 11. Superstar

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