laut.de-Kritik
Die Wiener feiern eine wilde Heavy-Rock-Party.
Review von Tobias TißenMan muss an dieser Stelle gar nicht mehr viele Worte über den ungewöhnlichen Bandnamen Kaiser Franz Josef verlieren, immerhin wurde darüber bereits zur letzten Veröffentlichung so ziemlich alles gesagt. Bloß eines noch: Die Namenswahl zeugt definitiv von einer ordentlichen Portion Selbstvertrauen, wer wird schon gleich den Geldbeutel zücken, um sich ein Bandshirt zu kaufen, auf dem der Name des österreichischen Monarchen steht, der – sagen wir es ganz vorsichtig – nicht gerade unschuldig am Ausbruch des Ersten Weltkrieges war.
Selbstvertrauen kommt ebenfalls zum Vorschein, wenn man als junge Band seine zweite Platte frei nach Donald Trump "Make Rock Great Again" tauft. Im Gegensatz zu The Donald, der sein Land – sagen wir es erneut ganz vorsichtig – nicht wirklich wieder "great" gemacht hat, haben Kaiser Franz Josef ihr vollmundiges Versprechen jedoch gehalten. "Make Rock Great Again" war eines der besten Rock-Alben 2017.
Auch für seinen dritten Langspieler wählte das Trio nun einen Namen, der trotz aller Schlichtheit große Erwartungen weckt: Bei "III" denken Freunde klassischer E-Gitarren-Musik schließlich zuallererst an die gleichnamige dritte Platte Led Zeppelins. Aber solange es berechtigt ist, ist Selbstvertrauen ja eine hervorragende Eigenschaft – und im Falle von Kaiser Franz Josef ist es berechtigt, denn die drei liefern erneut ab.
Das liegt nicht daran, dass "III" innovativ ist. Im Gegenteil: "III" ist ein geradliniges, pures Heavy-Rock-Album, das sich innerhalb der Genregeschichte mal hier, mal da bedient. Wobei nicht Led Zeppelin und die Hard-Rock-Anfangsjahre als größte Inspirationsquelle dienten, wie man beim Albumtitel zunächst annehmen könnte, sondern wohl vielmehr das Josh Hommesche Œuvre und generell der Alternative Rock der 1990er und frühen 2000er.
Wie auch schon auf "Make Rock Great Again" mit dem brachialen Opener "Slaughterhouse" gehen Kaiser Franz Josef auf "III" direkt und ohne Vorwarnung in die Vollen: Frontmann Sham haut kurz, aber kraftvoll in seine Gitarrensaiten, bevor Toms Drums und Petes Bass dem als erste Single ausgekoppelten "Dive" eine Durchschlagskraft verleihen, auf die selbst Patenonkel Josh und seine Queens of the Stone Age neidisch sein können.
Der erste Song der Platte stellt aber auch gleich klar, was das Kronjuwel des kaiserlichen Dreigespanns ist: Shams komplexe, vor Kraft strotzende Stimme, die für die ganz große Bühne geschaffen zu sein scheint. Chris Cornells leider verstummtes Organ lässt immer wieder grüßen. Selbst weniger prägnanten Nummern verleiht der Frontmann so etwas Besonders – wie etwa dem im Gesamtkontext der Platte ein wenig fad daherrockenden "Slow", während dem man im Kopf noch immer die Hookline von "Strip My Soul" (zweifelsohne der größte Ohrwurm der Platte und potentielle Zugabe für zukünftige Live-Auftritte) summt.
Insgesamt ist das Niveau von "III" wie schon bei "Make Rock Great Again" von Anfang bis Ende hoch, wofür auch das perfekt aufeinander abgestimmte Zusammenspiel der drei Rock'n'Roll-Royals sorgt. Ein Musterbeispiel dafür ist "All In My Head", in dem sich unermüdliche Vocals, elektrisierende Gitarrenriffs und explosive Drums auf dem Weg zum Höhepunkt des Songs gegenseitig anfeuern und anschieben, um dort schließlich eine ausgelassene Heavy-Rock-Party zu feiern.
Zum Abschluss der Platte zeigen sich Kaiser Franz Josef dann noch mal von einer Seite, die man nach den treibenden ersten acht Tracks so nicht mehr erwartet hatte: "Rings To The Bone" ist ein erstaunlich gefühlvoller Midtempo-Rocker, der gekonnt zwischen verschiedenen Tempo- und Härtegraden hin- und herwechselt. Ein starker Abschluss für eine starke Platte.
Wenn man "III" unbedingt etwas vorwerfen will, dann könnte man bemäkeln, dass die Stärke des Vorgängers nicht übertroffen, sondern 'nur' beibehalten wurde und keine große Weiterentwicklung stattgefunden hat. Aber will ich das? Nein. Kaiser Franz Josef ziehen ihr Ding weiterhin konsequent und selbstbewusst durch und haben so eine weitere bockstarke Platte abgeliefert, die gleich mehrere Highlights für zukünftige Live-Shows beinhaltet. Wenn Sham, Tom und Pete so weitermachen, haben sie eine große Zukunft vor sich – ihren Stil weiterentwickeln und experimentieren können sie auch auf Album Nummer sechs noch. Oder sie rocken auch dann noch genauso weiter wie bisher. Mir soll es recht sein!
1 Kommentar mit einer Antwort
find es richtig scheiße, keine ahnung warum.
Das kenn ich, muss dir nicht seltsam vorkommen. Ich habe das von dir erwähnte Gefühl oft mit Menschen.