laut.de-Kritik

Brummeligkeit gibts draußen genug.

Review von

"For the love of money is the root of all evil: which while some coveted after, they have erred from the faith, and pierced themselves through with many sorrows."

Textlich könnte es wohl kaum einen aktuelleren Einstand in das neue Dynamics-Album geben, als diesen Bibelvers, der den Grundstein zu dem alten O'Jays-Hit legte. Aber wo ist das "For The Love Of" geblieben, das im Original noch dem Wort Money vorangeht? Ist es auf den 180.000 Meilen, die The Dynamics nach eigenen Angaben und Albumtitel nun hinter sich gelassen haben, jemanden aus der Tasche gefallen? Oder hat es Bruno "Patchworks" Hovart gar einfach mitgenommen?

Mit eben diesem Herrn Patchworks verließ am Ende der letzten Tour der meistbeschäftigte Mann Frankreichs die Band, für die er Produzent und Übervater war. Ein tiefer Schnitt, aber ohne Vaterfigur lässt es sich auch blendend entfalten. So wird das alte Konzept, nur Songs nachzupielen, kurzerhand über Bord geworfen und es finden sich erstmals Eigenkompositionen auf dem zweiten Album.

Nur vier Coverversionen sind übrig geblieben. Zwei gelungene: Das erwähnte "Money" und eine zutiefst fluffige Version von "La Poupée Qui Fait Non" von Michel Polnareff. Außerdem zwei verzichtbare, nämlich ein uninspiriertes "Walk On The Wild Side" von Lou Reed sowie "Miracles" von The Jackson Sisters.

Den anderen Songs spürt man die vielen Meilen und Stationen an. Bei jedem noch so kurzem Halt haben die verbliebenen Mitglieder einen Soundschnipsel und ein Stück Freude mitgenommen und ihn in für das Album aufgespart. Nun wird sich nach der langen Reise zu einem netten Picknick zusammengesetzt, bei dem viel Reggae, Rocksteady, Soul, Dub und etwas zu viel Süßspeisen, gereicht werden.

"I Know She Cares" beginnt im fröhlichem Reggae-Rhythmus, um am Ende in einer Gospel-Party auszuarten. Dabei passen hier Text und Musik perfekt zueinander. Brummeligkeit gibt es da draußen genug, lasst uns lieben.

Eine nostalgisch und gleichzeitig moderne Dub-Bassline ziert "Bring Me Up", die Mr. Flab Masta mit seinen ausgekramten Vintage-Geräten verfeinert.
"Downtown Barking" schmückt sich mit Afrobeat, während "Show Me" ein gänzlich unaufgeregtes und warmes Arrangement mit Wah-Wah und akustischen Gitarren erhält. Ein persönlicher Favorit bleibt aber die kindlich verspielte Reggae-Skizze "Do The Dance".

Leider leidet das Album an zu viel Füllmaterial. Sechs Songs weniger und das Ergebnis wäre ein stimmigeres Gesamtbild. So schlafen einem gelegentlich die Füße ein.
Diese werden am Ende aber schon wieder unruhig.

Bei "My Stride" packen The Dynamics das Picknick eiligst zusammen. "I just want to travel far away, nobody could ever break my stride". Gleich danach geht es mit neuem Gepäck weiter auf die Reise, um selbiges vorzuführen. "Schaut, was wir euch mitgebracht haben."

Trackliste

  1. 1. Money
  2. 2. Little Pablo
  3. 3. Squeezed Lemons
  4. 4. I Know She Cares
  5. 5. Downtown Barkings (Afrobeat Version)
  6. 6. Can You Handle This Dub?
  7. 7. International Soul
  8. 8. Tonight
  9. 9. Walk On The Wild Side
  10. 10. La Poupée Qui Fait Non
  11. 11. Shibuya Crossing
  12. 12. Miracles
  13. 13. Bring Me Up
  14. 14. Show Me
  15. 15. My Stride
  16. 16. Do The Dance
  17. 17. Bring Me Up (Backyard Shed Mix)

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