laut.de-Kritik

Virtuos gepflegte Bluesrock-Langeweile.

Review von

Derek Trucks ist ein so netter und talentierter Kerl, dass einem fast schon schlecht wird. Mit elf stand er zum ersten Mal mit seinem Onkel und dessen Allman Brothers Band auf der Bühne. Mit 15 gründete er die Combo, die ihn heute noch begleitet. Bei der Veröffentlichung des vorliegenden Albums ist er 30 Jahre alt, verheiratet, hat zwei Kinder und keine Skandale an der Backe. Nur eine ewig lange Liste an Kollaborationen und Huldigungen.

Natürlich muss ein Musiker nicht unbedingt ein Rüpel sein, um Anständiges zustande zu bringen. Zurecht gilt Trucks als einer der besten Slide-Gitarristen der Welt. Dass er dabei nicht nur Blues oder Rock'n'Roll im Blut hat, sondern über den Tellerrand schielt, beweist das Zitat zu Beginn des Booklets: "Musik ist wie ein Fluss oder Bach, der durch die Zeit bis zu uns geflossen ist, um der menschlichen Seele Nahrung zu bringen."

Es stammt von Ali Akbar Khan, der als einer der besten Interpreten klassischer indischer Musik gilt und nebenbei die Musik zu Bernardo Bertoluccis "Der kleine Buddha" komponiert hat. Auf dem Album spielt er keine direkte Rolle, wohl aber Trucks treue Begleitband, die neben dem Gesang auch allerlei Instrumente beisteuert.

Der Opener "Down In The Flood" beginnt mit Akustikgitarre, Perkussionen und einem Klang, der an eine Maultrommel erinnert. Nachdem auch die raue, hohe Stimme von Sänger Mike Mattison hinzu gestoßen ist, verdichtet sich das Stück und mündet in einen Rock-Blues-Stomper, der mit Bob Dylans Original so gut wie nichts mehr zu tun hat.

Die Vorgehensweise zieht sich durch die meisten Stücke des Albums. Trucks spielt zwar eine wichtige Rolle, drängt sich aber nicht in den Vordergrund und lässt seine Mitstreiter einen Groove aufbauen, der sich zwischen Funk und Rhythm And Blues aus den 70er Jahren bewegt. Sicherlich nicht schlecht, aber nicht wirklich mitreißend.

Bezeichnenderweise sind die besten Stücke die langsamen - und die kommen erst zum Schluss: Das an Eric Clapton erinnernde "Days Is Almost Gone", das von Trucks Ehefrau Susan Tedeschi gesungene "Back Is Where I Started" und der kurze abschließende Titeltrack. Hier zeigt sich, wie gut der Gitarrist an seinem Instrument eigentlich ist.

"Already Free" bietet ein bisschen Tiefgang, aber nicht zu viel, poppige, eingängige Arrangements, aber nicht zu kommerzielle, verzerrte, rock-bluesige Noten, aber nicht zu verstörende. Das Album ist engagiert und leidenschaftlich, aber der Funke springt auf den Hörer nicht immer über. Virtuos gepflegte Langeweile eben.

Trackliste

  1. 1. Down In The Flood
  2. 2. Something To Make You Happy
  3. 3. Maybe This Time
  4. 4. Sweet Inspiration
  5. 5. Don't Miss Me
  6. 6. Get What You Deserve
  7. 7. Our Love
  8. 8. Down Don't Bother Me
  9. 9. Days Is Almost Gone
  10. 10. Back Where I Started
  11. 11. I Know
  12. 12. Already Free

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